Baden in Salzwedel Tristesse an der Jeetze
"Baden in Salzwedel" heißt die neue Serie der Volksstimme. Im ersten Teil dreht sich alles um ein vergessenes Kleinod.
Salzwedel l Läuft der Salzwedeler von der Katharinenkirche aus entlang der Stadtmauer in Richtung Neuperver Tor, stößt er unweigerlich auf eines der interessantesten historischen Gebäude der alten Hansestadt. Der Blick auf die hölzernen Säulen offenbart die frühere Schönheit des alten Badehauses am Ostumfluter der Jeetze mit der Adresse Goethestraße 31a. Doch die Blütezeit des altehrwürdigen Hauses scheint lange vorbei zu sein.
Eingeschlagene Scheiben in der ersten Etage, mit Brettern verkleidete Fensternischen im Erdgeschoss, Graffiti an allen Wänden und bröckelndes Mauerwerk – das Gebäude macht einen unansehnlichen Eindruck. Dazu kommt, dass auch der Weg entlang der Stadtmauer mit den Hinterlassenschaften von Hunden übersät ist.
Dabei ist das alte Badehaus ein bedeutender Bestandteil der Salzwedeler Stadtgeschichte. Es soll eines der ältesten seiner Art sein. 1827 eröffnete der Arzt und Geburtshelfer Dr. Dietrich Christoph Seebode das Badehaus. So heißt es einige Jahre später im Salzwedeler Wochenblatt, dass dort Menschen vom „eingewurzelten Rheumatismus“ geheilt wurden. 1833 ergänzte Seebode das Angebot mit der Einrichtung einer Flussbadeanstalt in der Jeetze direkt vor dem Anwesen.
Des Weiteren ist bekannt, dass Dr. Seebode das Badehaus bis 1854 betrieb und dann das Grundstück, das an einer Seite an die Wollweberstraße grenzte, verkaufte. Anschließend soll die Einrichtung noch weiter betrieben worden sein. Genaueres verliert sich im Lauf der Geschichte.
Die Stadt erwarb Haus und Grundstück erst 1939. Weiter ist bekannt, dass nach Kriegsende ein Tischlermeister das Badehaus nutzte und außerdem 1947 eine Lehrwerkstatt betrieb. Diese Nutzung blieb bis Anfang der 1990er Jahre erhalten. Unterschiedliche Tischler arbeiteten direkt an der Jeetze. Ende des Jahrzehnts reifte in der Stadt der Entschluss zum Verkauf des Anwesens. 2003 erwarb der Lüchower Architekt Friedrich-Wilhelm Schubring das Badehaus und beabsichtigte, das Gebäude in Eigenregie zu sanieren. Doch in den vergangenen Jahren ist von Baubetrieb zumindest äußerlich wenig zu sehen.
„Das Bauordnungsamt des Altmarkkreises Salzwedel hat den Eigentümer des ,Badehauses‘ in Salzwedel (Goethestraße 31a) mehrfach angeschrieben“, betont Amanda Hasenfusz, Pressesprecherin des Altmarkkreises. Sie berichtet auf Nachfrage der Volksstimme außerdem, dass im Frühjahr und Herbst 2017 Vor-Ort-Termine mit dem Eigentümer vereinbart werden sollten, aber dieser nicht auf die Schreiben des Kreises reagiert habe.
„Das ist sehr schade, denn dieses Baudenkmal ist ein Kulturschatz, der unbedingt erhalten bleiben sollte. Der Kreis bemüht sich hier sehr um den Erhalt, deshalb auch die regelmäßigen Versuche, mit dem Eigentümer Kontakt aufzunehmen. Aber ohne den Eigentümer geht es halt nicht“, erklärt die Kreissprecherin weiter.
Für die Volksstimme war Friedrich-Wilhelm Schubring in der vergangene Woche nicht zu sprechen. Er bestätigte telefonisch nur, dass er noch der Eigentümer der Immobilie sei. Sonst hüllte er sich in Schweigen. Somit ist die Zukunft des historischen Badehauses weiter unklar. Das Kleinod an der Jeetze verbleibt weiter im Dornröschenschlaf.