1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Wenn Briefe Geschichte(n) schreiben

"Jour Fixe" widmete sich den Freundschaften, Tragödien und Liebeleien von Prominenten Wenn Briefe Geschichte(n) schreiben

Von Philip Najdzion 04.11.2011, 04:23

Salzwedel l "Mein lieber Fritz", schrieb 1943 eine junge Frau ihrem Verlobten an die Front. Es war ihr letzter Liebesbrief. Der Text, den Karl-Heinz Reck vorlas war von Sophie Scholl. Sie schrieb ihn sechs Tage vor ihrer Ermordung. Es war ein harter Beginn des Jour Fixe am Mittwochabend. Still war es in der "Alten Scheune" als Karl-Heinz Reck vom Leben und dem Mut der Sophie Scholl erzählte. Davon, dass eine junge Frau wusste, was die Mehrheit der Deutschen bestritt zu wissen. Thema des Abends waren Briefe berühmter Menschen und die Geschichte dahinter - zusammengefasst in dem Buch "Briefe bewegen die Welt" von Hellmuth Karasek.

So schrieb einer der berühmtesten Gitarristen, Jimi Hendrix, an Uschi Obermaier, Mitglied in der Kommune 1. Reck zitierte aus dem Liebesbrief. Manch einer schmunzelte. Denn im Gegensatz zu der literarischen Tiefe des Scholl-Briefes, klang der Liebesbrief von Hendrix ein wenig unbeholfen. "Liebste Uschi, ich hoffe Du erinnerst Dich noch an mich. Wie geht es Dir?"

Uschi Obermaier antwortete ihm nicht, stellte in dem Buch aber klar: "Jimi war der schönste aller meiner Männer." Und erzählte über dessen Vorzüge: "Mit Jimi Liebe zu machen, war eines der tiefsten Erlebnisse für mich. Wir hatten von Anfang an einen natürlichen Rhythmus zwischen uns beiden."

Marlis Sommer trug die tragische Geschichte von Romy Schneider vor. Die junge Schauspielerin rebellierte gegen ihre Vermarktung. Sie wollte von ihrem Sissi-Image wegkommen. Dabei wurde sie auch von Regisseur Gustaf Gründgens unterstützt. Ihm schrieb sie einen Dankesbrief.

Marlis Sommer stellte heraus, dass schon damals die Star-Vermarktung rücksichtslos war. Schließlich war Romy Schneider erst 21 Jahre alt. Sie zog Parallelen zu den unzähligen Casting-Shows dieser Tage. "Wenn die Künstler nicht mehr funktionieren, dann war es das. Dann kommen wieder neue", sagte Marlis Sommer.

Neben einem Brief von Vitali Klitschko an seine Fans nach seiner bislang letzten Niederlage waren auch besonderere Freundschaften Thema. So erzählte Marlis Sommer von der Beziehung von Marga Spiegel und Verona Ferres. Und Knut Schwarting referierte über die Freundschaft von Thomas Gottschalk und Marcel Reich-Ranicki.

So sehr Schwarting die mehr als 30 Gäste zum Lachen brachte, so sehr brachte Gianluca Caliva sie zum Schwärmen. Denn der Salzwedeler spielte zwischendrin Gitarre. Selbst die Bedienung hielt inne und lauschte Bach und gefühlvollen Eigenkompositionen mit malerischen Titeln wie "L\'isola che non c\'é" - Die Insel die es nicht gibt.