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Heimaträtsel Zwischen Glaserei und Möbelhaus

Bei der 16. Folge des Heimaträtsels stand der Fotograf in Salzwedel an der Einmündung Alte Jeetze/Mittelstraße.

Von Marco Heide 06.11.2016, 00:01

Salzwedel l Auch wenn einige Hinweise auf den Standort hindeuten ‑ das große dreistöckige Fachwerkhaus in der Bildmitte ist heute fast nicht mehr erkennbar. Früher war in dem kurzen Abschnitt der Mittelstraße viel Leben. In dem besagten Fachwerkhaus speisten früher die Salzwedeler und Besucher der Stadt. Denn dort habe sich die Gaststätte „Vier Eichen“ befunden, schreibt Inge Winkler. „Dort gab es auch viele Gästezimmer“, weiß Erika-Astrid Beckmann aus Bergen/Dumme. Später wurde das Gebäude als Wohnhaus genutzt. Bis heute. Paul Thom aus Duisburg erinnert sich, dass in dem dreigeschossigen Fachwerk der blinde Klavierstimmer Dörsing wohnte.

In dem Fachwerkhaus unten links betrieb die Familie Bloßfeld eine Schuhmacherwerkstatt. An dieses kleine Geschäft erinnerten sich beim Heimaträtsel viele Teilnehmer. „Es war eine jüdische Familie, die während des Krieges eine schwere Zeit zu überstehen hatte. Nach dem Krieg sind sie weggezogen“, schreibt Hans-Joachim Purper. Christel Appelt erinnert sich positiv an den Laden: „Ich bin gerne mit meiner Mutter dort gewesen, weil Herr Bloßfeld immer lustig und fröhlich war.“ Nach dem Krieg habe Erika-Astrid Beckmann in dem Geschäft auch mal zurückgelassene Schuhe von Kunden bekommen ‑ unentgeltlich. „Ich hatte von den Igelitschuhen geschwollene und wunde Füße und war froh über die Hilfsbereitschaft des Mannes“, erklärt Beckmann und fügt hinzu: „Eines Tages war seine Werkstatt geschlossen. Die Leute sagten, dass er in den Westen geflüchtet sei.“

Rechts neben dem Geschäft, ist heute die Glaserei Franke beheimatet. Das kleine Eckhaus schräg gegenüber am linke Bildrand ist heute ein echtes Schmuckstück. Das war auch in vielen Leserzuschriften zum 16. Heimaträtsel zu lesen.

Im weiteren Verlauf der Mittelstraße in Richtung Breite Straße gab es laut Volksstimme-Lesern früher weiteres Gewerbe. „Meine Mutter ließ bei dem Schlossermeister um das Jahr 1960 für meine Tante in Berlin einen kleinen Milchkannenhenkel aus Aludraht und einem Holzgriff fertigen“, schreibt Bruno Friedrichs.

Neben dem großen dreistöckigen Fachwerkhaus steht noch heute ein Klinkerbau. „Dort hatte die Firma Möbel Dietrich eine Werkstatt“, weiß Hans-Joachim Purper. Der Verkauf war in dem repräsentativen Eckhaus an der Breite Straße, an dem bis heute Dietrichs-Schriftzüge erkennbar sind, auch wenn dort mittlerweile Essen verkauft wird. Purper erzählt weiter, dass neben Frau Dietrich und ihren beiden Töchtern auch eine Frau Martini lebte. Sie sei Böterin und Handauflegerin gewesen.

Zur Alten Jeetze schickte uns Erika-Astrid Beckmann noch folgende Randnotiz. Als der Flusslauf frisch zugeschüttet war, fanden dort die ersten Dionysiusmärkte statt. Das habe eine Frau Frieda Bäthke aus der Alten Jeetze 3 erzählt.