Kommunikationsprobleme Barbyer Feuerwehr kritisiert Rathaus
Jahreshauptversammlung der Ortsfeuerwehr Barby: Das Jahr 2023 brachte 49 Einsätze, davon tragische, unnütze und heitere. Wehrleiter kritisiert die Kommunikation mit der Stadt Barby.

Barby. - Wenn Ortswehrleiter Jens Kirchhoff (44) Rückblick auf das zurückliegende Jahresgeschehen hält, unterfüttert er das gerne mit Hilfe der Statistik: Die Ortsfeuerwehr Barby zählt 90 Mitglieder, davon sind 31 im aktiven Dienst. Im vergangenen Jahr waren es fünf mehr. Der Frauenanteil beträgt knapp ein Zehntel.
Und dann lässt Kirchhoff alle Jahre wieder einen Satz folgen, der die Personalsituation der freiwilligen Feuerwehren so recht auf den Punkt bringt: „Bezogen auf die einsatzfähige Einwohnerzahl – im Alter zwischen 18 und 67 Jahren – beträgt der Anteil der aktiven Einsatzabteilung weniger als 1,5 Prozent.“ Durch eine engagierte Arbeit im Nachwuchsbereich versuche man, dem entgegen zu wirken. Beispielsweise zählt die Kinderfeuerwehr „Löschbiber“ derzeit 13 Jungen und sieben Mädchen im Alter von sechs bis zehn Jahren. Die Jugendfeuerwehr zählt 15 Mitglieder, zwei davon wechselten kürzlich in den aktiven Dienst.
Die Zahlen im Überblick
Im vergangenen Jahr wurde die Wehr zu 49 Einsätzen gerufen. Davon 25 Brände und 24 technische Hilfeleistungen. Fehlalarme gab es 2023 keine. Der einsatzreichste Monat war der September mit 14, der ruhigste der April mit einem Einsatz. Und noch eine statistische Größe: An Freitagen mussten die Kameraden durchschnittlich zehn Mal ausrücken. An Montagen und Dienstagen fünf Mal. Insgesamt leisteten die Aktiven dabei 582 Stunden.
Besonders interessant ist es für die vielen Gäste (Bürgermeister, Stadt- und Ortschaftsräte, Sponsoren), wenn Jens Kirchhoff die Einsätze zusammenfasst und auch Hintergründe erklärt.
Nachdem zu Jahresbeginn zwei Keller in der Pömmelter Straße und kurz darauf in der Lindenallee durch Unbekannte angesteckt wurden und die Anwohner zum Teil über die Drehleiter dramatisch evakuiert werden mussten, habe die Polizei noch keine Ermittlungsergebnisse mitgeteilt. Ohne Ergebnis sei auch die Brandstiftung im Haus der Begegnung. Hier hatte ein Täter Anfang Mai die Scheibe eines Verwaltungsbüros eingeworfen und einen Brandsatz folgen lassen.
Dass der Feuerwehr auch technische Grenzen gesetzt werden, zeigte ein Fall unweit des Burgwaldes. Zwei brennende Bäume konnten infolge von schwerem Gelände mit dem Löschfahrzeug nicht erreicht werden, woraufhin der Bauhof mit einem Multicar aushalf.
Sportboot auf der Elbe gesucht
Kondition mussten die Kameraden am 21. Mai beweisen. Kurz vor Mitternacht wurde ein auf Grund gelaufenes Sportboot in der Elbe gemeldet. Aber nicht genau wo. Bei Dunkelheit begannen die Einsatzkräfte mit der Suche in Höhe Schlosspark stromabwärts. Der Havarist lag aber in Höhe Cargill auf der ostelbischen Seite auf Grund. Das nachgeforderte Feuerwehrboot fand das kleine Schiff dann auch, dessen Besatzung mittlerweile friedlich schlief, weil sie „zu tief ins Glas geguckt hatte“. In die Abteilung „kurios“ passt jener Storch, den ein Bürger „aus dem Nest gefallen“ meldete. Als die Kameraden anrückten, flog der Vogel weg.
Tragische Momente gab es freilich auch. So bei einem Motorradunfall, wo jede Hilfe zu spät kam.
Bei dem sonst so besonnenen Jens Kirchhoff stieg der Blutdruck bei zwei Themen: Seit Jahren mahnt er den fehlenden Feuerwehrplan in der Grundschule an, für den die Stadt Barby zuständig ist. Er dient den Einsatzkräften als Hilfsmittel zur schnellen Orientierung an der Einsatzstelle.

Und: „Uns fehlen jegliche Informationen über Baumaßnahmen in Barby. Bei Rettungseinsätzen zählt jede Minute“, so der Wehrleiter. Als beispielsweise vor dem Depot im Magdeburger Tor die Straße aufgegraben wurde, habe die Wehr erst einen Tag vorher eine Info bekommen.
Kirchhoff dazu: „Als der ehemalige Bürgermeister beim Neujahrsempfang sagte, es gebe kein Kommunikationsproblem in der Verwaltung, sehe ich das anders.“