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Betrug Betrüger richtet illegalen Schrottplatz ein

Ein 63-jährige kaufte zwei Grundstücke in Bördeland und Calbe, bezahlte aber nicht den Kaufpreis.

Von Jan Iven 04.11.2019, 04:03

Schönebeck l Um Ausreden ist der Angeklagte nicht verlegen. Er habe das Geld schon überwiesen, zumindest habe er eine Ratenzahlung vereinbart, besser gesagt, er habe es vor, versicherte der Mann am Montag am Amtsgericht Schönebeck. Doch der Richter ließ sich auf solche Ausflüchte nicht ein und verlor zusehends die Geduld.

Angeklagt wegen Betruges war ein 63-jähriger österreichischer Staatsbürger, der ursprünglich aus Serbien stammt und immer noch in einem offenbar ergaunerten Haus in Großmühlingen in Bördeland lebt. Alles begann damit, dass der Angeklagte das Elternhaus von zwei Brüdern im Herbst 2017 für insgesamt 13 000 Euro erwerben wollte. Es wurde Ratenzahlung vereinbart. Keine gute Idee, wie sich später herausstellen sollte. Gerade 7000 Euro überwies der Mann in den kommenden Monaten, danach nichts mehr. Vor Gericht begründete er dies damit, dass er in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sei.

Diese finanziellen Probleme hielten ihn allerdings nicht davon ab, wenige Monate später im Februar 2018 gleich die nächste Immobilie zu kaufen. Zumindest unterschrieb er einen weiteren Kaufvertrag. Dieses Mal erwarb er ein Grundstück mit Lagerhalle in Calbe. Dort wollte er Altreifen zerkleinern und als Rohstoff exportieren, erzählte er damals dem Verkäufer. Vereinbart wurde ein Kaufpreis von 30.000 Euro. Doch auch in diesem Fall bezahlte der Angeklagte bisher nur 3000 Euro, wie er selbst vor Gericht einräumte.

Doch für die Verkäufer der beiden Grundstücke endete der Alptraum nicht damit, dass sie bis heute ihr Geld nicht erhalten haben. Vielmehr beging der Angeklagte auf den Grundstücken offenbar zahlreiche Umweltstraftaten, für die die Vorbesitzer von den Behörden zur Verantwortung gezogen wurden. Wie einer der Verkaufter aussagte, lässt der Angeklagte in dem Haus in Großmühlingen rund ein halbes Dutzend seiner Mitarbeiter wohnen. Der entstanden Müll soll illegal in der Natur entsorgt worden sein. Von den Behörden wurde der Verkäufer daraufhin zu einer Strafzahlung aufgefordert. Nur durch einen Widerspruch konnte er die Strafe abwenden.

Ähnlich erging es dem Verkäufer der Lagerhalle in Calbe. So soll der Angeklagte mit seinen Mitarbeitern auf dem Grundstück einen illegalen Schrottplatz eingerichtet haben. Mehr als 100 Autos und 2000 Autoreifen wurden dort nach Angaben des Zeugen im Freien gelagert. Den Aussagen zufolge wurden die Fahrzeuge ohne jegliche Auffangwannen auseinander genommen, so dass Öl im Erdreich versickerte. Die Mitarbeiter der alarmierten Umweltbehörde sollen von den Arbeitern auf dem Gelände eingeschüchtert worden sein, so dass schließlich die Polizei anrücken musste, um Kontrollen zu ermöglichen.

Um zumindest einen Teil seines Geldes zu erhalten, hat der Verkäufer einen auf dem Gelände geparkten Tieflader „beschlagnahmt“, wie er sagte. Mit dem Angeklagten hat er vereinbart, dass dieser für 1000 Euro auf den Kaufpreis angerechnet wird. Das Grundstück hat er inzwischen zurückerhalten und an einen seriösen Interessenten verkauft, so der Zeuge. Durch den Angeklagten seien ihm allerdings Kosten für Entsorgung, Reparatur und juristische Auseinandersetzungen in Höhe von 8000 Euro entstanden.

Bereits vor diesem missglückten Verkauf hatte der Zeuge Pech mit dem Grundstück gehabt. So hatten Kriminelle seine Gewerbeimmobilie vollkommen leer geräumt und entkernt. Dabei wurde die komplette Einrichtung und sogar Teile des Gebäudes wie Fenster gestohlen. Ein Täter war zu einer Haftstrafe von zwei Jahren verurteilt worden.

Das Haus in Großmühlingen wird inzwischen immer noch von dem Angeklagten und seinen Mitarbeitern bewohnt. Der Verkäufer hofft darauf, dass er die Immobilie zurückerhalten wird. Zuletzt hat er eine Aufforderung erhalten, die Grundsteuer über 650 Euro zu bezahlen, da der Angeklagte dem nicht nachgekommen ist.

Das Verfahren wird Mitte November fortgesetzt. Der Richter will vor dem Urteil klären, ob der Anklagte eine alte Strafe wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis gezahlt hat. Der Mann ist zudem wegen Urkundenfälschung und Steuerhinterziehung vorbestraft.