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Nach Äußerung CDU verteidigt Schellenberger

Die CDU steht hinter Gunnar Schellenberger. Er hatte öffentlich gesagt, dass er stolz ist, ein Deutscher zu sein.

Von Daniel Wrüske 06.02.2018, 17:43

Schönebeck/Staßfurt l Die Äußerung habe er spontan gemacht – ein Redemanuskript habe es nie gegeben, sagt der 57-jährige CDU-Mann aus dem Salzlandkreis. Dass seine Parteifreunde beim Neujahrsempfang in Schönebeck vor wenigen Tagen nicht sofort mit Beifall reagiert hätten auf den umstrittenen Satz, störe ihn nicht. „Ich wollte eine ungewöhnliche Rede halten, wollte ein Zeichen setzen“, so Schellenberger. Er habe auch keine negativen Reaktionen danach von Zuhörern bekommen – im Gegenteil. „Mein Ortsverein fand die Rede toll.“ Und überhaupt, was sei falsch daran, seinen Nationalstolz auch klar auszudrücken?, fragt Schellenberger. Im Internet antwortet der Grünen-Kommunalpolitiker Dennis Helmich: „Angeblich die moderne Fortschrittspartei, aber im Kern mit deutschnationalen Tönen in einer Spitzenposition.“ Die Linken-Landtagsabgeordnete Kristin Heiß witzelt: „Liebe Eltern, der kleine Gunnar S. möchte aus der Staatskanzlei abgeholt werden. Er sitzt in der rechten Ecke und möchte gerne beklatscht werden.“

Dabei ist die Debatte um das Thema wirklich nicht neu. Bereits vor mehr als 15 Jahren stritten der damalige CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer und Jürgen Trittin von den Grünen über den Nationalstolz der Deutschen.

„Ich bin stolz darauf, Deutscher zu sein. In unserem Land steht die Liebe zur Nation ja nicht so hoch im Kurs, wie vielleicht in vielen anderen Ländern“, sagte der Ferrari-Pilot Sebastian Vettel einer Zeitung vor einem halben Jahr.

So denkt auch ein Großteil der Christdemokraten im Salzlandkreis wie Dominik Isar, Vorsitzender der CDU-Ortsgruppe Staßfurt. „In dieser Rede merkte er unter anderem an, dass der Fall der Berliner Mauer schon 28 Jahre her ist und man über das Erreichte nach der Wende stolz sein kann. In diesem Zusammenhang fiel auch der Satz: ‚Ich bin stolz, Deutscher zu sein.‘ Ein Satz, der hier auch einfach im Zusammenhang gesehen werden muss und man muss schauen, wer diesen Satz sagt. Ich bin hier voll bei Gunnar Schellenberger, und man muss diesen Satz auch ruhig sagen dürfen, ohne in eine politische Ecke gedrängt zu werden.“

Auch im CDU-Kreisverband scheinen die Christdemokraten deutlich hinter Schellenberger zu stehen. „Ich hätte diesen Satz in diesem Zusammenhang genauso gesagt. Und das darf man auch“, so Vorstandsmitglied Mathias Cosic, dessen Wurzeln nicht nur Deutsch, sondern auch Kroatisch sind.

In Düsseldorf erreichte die Volksstimme gestern Jens Hennicke, Mitglied des Landes- und Bundesvorstandes des CDU-Wirtschaftsrates. „Ich verstehe das Problem nicht: Warum darf man das nicht sagen? Haben wir keine anderen Probleme?“ Seiner Meinung nach ist die Äußerung dieses Satzes durchaus legitim. „Wir Deutschen haben ein Problem: Wir reden vieles immer wieder klein und sind wirklich nicht stolz auf das, was wir erreicht haben“, so Jens Hennicke.

Verwundert zeigte sich gestern Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) über die Volksstimme-Anfrage. „Das, was Herr Schellenberger gesagt hat, darf man durchaus sagen. Wir dürfen auch stolz auf unser Land sein, ohne etwas dabei zu verherrlichen. Das ist ein Unterschied“, so Knoblauch, der manchmal voller Neid in andere Länder schaut und den dortigen Patriotismus beobachtet.

Übrigens: Bei der CDU wird zum Abschluss jeder großen Veranstaltung die dritte Strophe des Liedes der Deutschen gesungen: „Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland“. Auch das zeigt in gewisser Weise einen Stolz.