Alarm Corona-Ampel im Salzlandkreis steht auf Rot: Was gilt jetzt?
Schönebeck/Staßfurt (ok/fr/fh/ej)
Da auch am Mittwoch – und damit den dritten Tag hintereinander – die Inzidenz im Salzlandkreis über 165 liegt, muss ab Donnerstag Präsenzunterricht in Schulen, Berufsschulen, Hochschulen, außerschulischen Einrichtungen der Erwachsenenbildung und ähnlichen Einrichtungen sowie die Regelbetreuung in Kitas untersagt werden. Das teilte die Pressestelle des Landratsamtes mit. Die Corona-Ampel steht inzwischen auf Rot.
„Wir stehen alle wieder vor einer schwierigen und vor allem für viele auch emotional belastenden Situation. Das Infektionsgeschehen im Salzlandkreis ist jedoch leider ungebrochen hoch, die Bundesvorgaben streng. Das macht einen harten Lockdown in unserer Region nötig“, sagt Landrat Markus Bauer. Er informierte über die Situation bereits in den Morgenstunden die Bürgermeister im Salzlandkreis per Webkonferenz.
4. und Abschlussklassen
Weiterhin in Präsenzform unterrichtet werden die Abschlussklassen sowie vierten Klassen - unter strengster Einhaltung der Hygienevorgaben. Von dieser nach dem Bundesinfektionsschutzgesetz eröffneten und von der Eindämmungsverordnung der Landesregierung gedeckten Regelung machen die zuständigen Ministerin für Gesundheit und Bildung Gebrauch. Der Salzlandkreis wurde darüber mittlerweile in Kenntnis gesetzt, hieß es.
Weitere Einschränkungen sind nach den Bundesvorgaben im Salzlandkreis nun auch wieder für die Bereiche des Einzelhandels notwendig, die nach dem Infektionsschutzgesetz nicht für den täglichen Bedarf benötigt werden.
Um Kontakte zu reduzieren, sollen nach Möglichkeit auch Jugendclubs im Salzlandkreis geschlossen werden. Die Eindämmungsverordnung spricht zwar von Ausnahmen, sofern pädagogische Zielstellungen damit verfolgt werden. Der Landrat betont jedoch, dass es angesichts des Infektionsgeschehens gerade in den Altersklassen bis 20 Jahre derzeit nicht sinnvoll ist, davon Gebrauch zu machen.
Einen Appell richtet Markus Bauer auch an Arbeitgeber, ihre Mitarbeiter dort Homeoffice zu ermöglichen, wo es die Arbeitsabläufe zulassen.
Kosmetik: Ja oder nein?
In der Pressemitteilung vom Freitag war aufgezählt, dass „körpernahe Dienstleistungen, wie sie Friseure, Kosmetiker … anbieten“, weiter erlaubt bleiben unter bestimmten Voraussetzungen. „Das Aufzählen der Kosmetiker an dieser Stelle war irreführend, denn Ausüben und Inanspruchnahme von Dienstleistungen, bei denen eine körperliche Nähe zum Kunden unabdingbar ist, sind noch untersagt“, präzisierte die Landkreisverwaltung nun gegenüber der Volksstimme.
Davon ausgenommen sind allerdings: Dienstleistungen, die medizinischen, therapeutischen, pflegerischen oder seelsorgerischen Zwecken dienen, sowie Friseurbetriebe und die Fußpflege jeweils mit der Maßgabe, dass Atemschutzmasken (FFP2 oder vergleichbar) zu tragen sind und bei Friseur und Fußpflege zusätzlich vorab ein aktueller, negativer Test. Im Einzelfall müsse darüber entschieden werden, ob besondere, qualifizierte Kosmetikerdienstleistungen eine solche Ausnahme begründen.
Was sagen Volksstimme-Leser?
Viel zu wenige Testmöglichkeiten beklagen nicht nur Volksstimme-Leser aus Schönebeck, sondern auch die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Staßfurt, Christine Fischmann, angesichts des neuen Infektionsschutzgesetzes. „Wie kommt eine Seniorin ohne Fahrzeug von Leopoldshall zur Apotheke nach Staßfurt-Nord? Von den Einwohnern der Ortsteile ganz zu schweigen“, beschreibt Fischmann die Situation.
Ausgegrenzt seien zudem diejenigen, die kein Smartphone besitzen und sich – falls sie irgendwann einmal das Testzentrum in Staßfurt in Anspruch nehmen könnten – kein Ergebnis auf digitalem Weg schicken lassen können.
Die Forderung nach mehr Testmöglichkeiten in den Ortsteilen unterstreicht auch der Vorsitzende des Stadtseniorenbeirats. „Der ÖPNV ist nicht so gut ausgebaut, dass man mal schnell einen Test macht und dann auch noch zum Friseur kommt. Von Brumby aus ist man einen ganzen Tag dafür unterwegs“, so Peter Maier. Auch er würde es begrüßen, dass mehr Ärzte oder Apotheken in die ganze Testgeschichte einbezogen würden.
Wer muss sich jetzt bewegen?
Annedore Held (81) aus Staßfurt sagt: „Ich habe nur ein Fahrrad und kann Testzentren außerhalb der Innenstadt in Staßfurt nicht erreichen. Und einfach dort vorbeifahren am Neumarkt geht ja auch nicht ohne Termin, den ich auch nur im Internet buchen kann. Es braucht mehr Testzentren.“
Für Christine Fischmann ist unterdessen der Landkreis gefragt, der für das Testzentrum verantwortlich ist und wo man bislang nur per Online-Anmeldung Zugriff hat. „Da muss sich der Salzlandkreis bewegen.“