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Kulturerbe Der Mühlstein ist zerbrochen

Warum der alte Mühlstein in den kommenden Wochen an der Saale verschwinden und nicht mehr am Fluss aufgebaut wird.

Von Thomas Höfs 03.07.2024, 11:45
Der zerbrochene Mühlstein an der Saale.
Der zerbrochene Mühlstein an der Saale. Foto: Thomas Höfs

Calbe. - Aktuell wird die Mauer an der Saale hinter dem Rathaus erneuert. Der Uferbereich ist entsprechend abgesperrt.

Manchem Spaziergänger an der Saale ist beim Blick über die Baustelle vielleicht aufgefallen, dass der große Mühlstein, der am Uferbereich aufgebaut ist, zerbrochen ist. Fast die Hälfte des Mühlsteins ist abgebrochen.

„Der Stein hat Risse“, sagt Bürgermeister Sven Hause. Die Kommune könne von Glück reden, dass das Stück aus dem Stein jetzt herausgebrochen war und niemand verletzt wurde, sagte er weiter. Denn eigentlich ist der Stein als großer Tisch in der Vergangenheit genutzt worden. Man könne sich leicht vorstellen, wie wohl ein Fuß aussieht, wenn er von so einem großen Stück Stein getroffen werde, meint der Bürgermeister. Auch für das noch vorhandene Fragment des Mühlsteins gibt es nur schlechte Nachrichten, fährt er fort. Auch dieser Mühlsteinrest habe noch Risse im Gestein. „Der wird auf keinen Fall mehr so and er Stelle stehen bleiben können“, sagt er. Schon aus Sicherheitsgründen müsse die Kommune den Stein jetzt abbauen. Falle jemand ein Teilstück auf den Fuß, hafte die Stadt dafür, begründet er.

Hagen Biallas hat so einige Fragen rund um den zerstörten Mühlstein an die Lokalredaktion geschrieben. Wer hat die Erlaubnis erteilt, den wahrscheinlich schon hunderte Jahre alten Mühlstein, der in der Nähe der Mauer lagerte, zu zerstören, will er dabei wissen. Dieser Mühlstein diente als Denkmal für die früher dort arbeitende Mühle und war gleichzeitig ein „Möbelstück“ zum sitzen und zum etwas ablegen gedacht, erinnert er. Für die Bautätigkeit musste er nicht zerstört werden, mit etwas Mühe und Achtsamkeit wären die Bautätigkeiten auch ohne die Zerstörung möglich gewesen! So einfach werden Kulturgüter zerstört, ohne Not und Sinn, zeigt er sich empört.

Dabei lasse sich der offenbar tonnenschwere Stein nicht so ohne große Technik entfernen, schätzt Sven Hause ein. Eine umfangreiche Verankerung habe der Stein. So werde es auch für die Mitarbeiter des Bauhofes nicht einfach werden, den Stein in den kommenden Wochen zu entfernen, ist er sicher.

Die daneben stehenden Säulen, die an die Industrie in der alten Papiermühle erinnern sollen, bleiben an der Saale aber erhalten. Die Nutzung der Wasserkraft an der Stelle, wo der Mühlgraben beginnt und die Saale hier für den Antrieb von Maschinen seit dem ausgehenden Mittelalter sorgte, ist ein sehr geschichtsträchtiger Ort. Einst gab es Pläne für eine Nachnutzung der ehemaligen Papiermühle in der Zukunft. Leider haben sich die Pläne nicht verwirklichen lassen. Das riesige mehrstöckige Produktionsgebäude verfällt gegenüber der Saale zunehmend und musste in der Vergangenheit bereits behördlich gesichert werden.

Dabei wird die Industriegeschichte an kaum einem anderen Ort in der Kleinstadt so lebendig und sichtbar. In der Zukunft wird der alte Mühlstein jedenfalls zunächst aus dem Stadtbild verschwinden. Ob der gebrochene Stein in der Zukunft vielleicht an einer anderen Stelle wieder im Stadtbild zu sehen sein wird, ist unklar.

In den kommenden Wochen wird noch weiter an der Saalemauer gebaut. Hierbei handelt es sich um eine Schadensbeseitigung nach dem Hochwasser vor elf Jahren. Der Neubau der Saalemauer auf der Hegerinsel ist dabei etwas umfangreiche rund komplexer, als dies zunächst angenommen wurde, teilten Mitarbeiter der Baufirma mit.