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Die Volksstimme geht Frage nach, woher das Wort ,Flohmarkt\' stammt / Nächster Termin: 28. Juli Der Salzer Flohmarkt erhält Bestnoten

Von Ulrich Meinhard 02.07.2012, 05:37

Die Idee des Kirchbauvereins Schönebeck-Bad Salzelmen lebt fort: Jeden Sommer werden rund um das mittelalterliche Kirchengemäuer in Bad Salzelmen an mehreren Sonnabenden Flohmärkte ausgerichtet. Die Resonanz bei der 23. Auflage war bei Händlern und Käufern groß.

BadSalzelmen l Wer in viele freundliche und lächelnde Gesichter blicken will, der muss zum St.-Johannis-Flohmarkt gehen. Bei besten Kauf- und Verkauf-Wetter fanden sich am Sonnabend um 8 Uhr viele Händler mit ihren Ständen ein und auch zahlreiche interessierte Flohmarktbummler ließen sich diese erste von drei Gelegenheiten in diesem Jahr nicht entgehen und schlenderten an den Tischen vorüber. Aber woher stammt eigentlich das Wort "Flohmarkt"? Die Volksstimme fragte sich durch.

Trotz Alternativen: Anbieter ziehen den Salzer Flohmarkt vor

"Das ist heute einer der größten Märkte, den wir je hatten", frohlockt Mitorganisator und Stadtrat Reinhard Banse angesichts der breiten Händlerbeteiligung. Obwohl es auch in anderen Orten der Region vergleichbare Veranstaltungen gebe, habe eine beachtliche Schar von Anbietern den Ortstermin in Bad Salzelmen allem anderen vorgezogen, erzählte Banse freudig. Auf die Frage, woher der Begriff Flohmarkt stammt, hat er eine Vermutung: "Die Händler auf Flohmärkten springen überall rum, mal hier, mal da. Wie die Flöhe."

Der Schönebecker Heimatforscher Bernhard Hohmann ist mit seiner gesamten Familie gekommen. Töchterchen Melanie (9) war schon am Morgen beim Aufbau des kleinen Standes dabei und hat durch den Verkauf ihrer nicht mehr benötigten Spielsachen gegen Mittag immerhin zehn Euro eingenommen. Auf die Frage, ob das Ganze hier Spaß macht, antwortet sie kindlich gerecht: "Ja". Auf die Frage nach der Bedeutung des Begriffes Flohmarkt hat ihr Vater, der sich viel mit Heimatgeschichte beschäftigt, zwei Deutungen parat. "Weil an einem Markttag früher viel Ungeziefer aufgetaucht ist", lautet die erste Antwort. "Weil vor allem kleine Waren angeboten werden", lautet Antwort Nummer zwei.

Die beiden Schönebecker Mädchen Megan und Friederike (beide 12) aus Schönebeck haben ihre Kinderzimmer leer geräumt und bieten vor allem Plüschtiere an. Megan ist bereits im dritten Jahr dabei und schon eine erfahrene Salzer Marktfrau. "Es gehen auch im dritten Jahr Plüschtiere weg, aber ich habe sie noch immer nicht alle los gekriegt", verweist sie auf den kleinen Kuschel-Zoo zu ihren Füßen. Apropos Zoo: Ein Flohmarkt ist ein Flohmarkt weil? "Weil die Dinge, die es hier gibt, nicht viel mehr wert sind als ein Floh, denke ich mal", denkt Megan laut.

Freigiebige Großmutter spendet für ihre Enkel Halsschmuck

Ebenfalls im dritten Jahr mit von der Partie sind die Zwillinge Nathalie und Eileen (13) aus Schönebeck. Dank ihrer freigiebigen Großmutter können sie Haushaltsgegenstände und Halsschmuck aus schon vergangener Zeit anbieten. "Doch moderne Sachen wie Bücher, Spiele und Kleidung gehen besser weg", versichern die beiden. Auf die Flohmarkt-Frage reagieren sie mit einem Lächeln. "Das haben wir uns gestern auch gefragt. Keine Ahnung", sagt Nathalie.

Aus Altenweddingen ist Gerald Stöter angereist. "Ich werfe ungern etwas weg, vor allem keine Bücher", begründet er den Versuch, es als Markthändler zu probieren. Die Lektüre, die er für kleines Ged nicht an einen neuen Lesefreund bringen kann, will er der Bibliothek seines Heimatortes übergeben. "Der Rest wird eben wieder sein vorheriges Dasein fristen, in Kisten im Keller", erklärt er weiter. Das Wort Flohmarkt könne von Floh für klein herrühren, also eine semantische, sprich eine bildliche Ableitung sein, wägt er die Frage ab.

Torsten Kunath ist einer der wenigen professionellen Händler, die seit Jahren in Bad Salzelmen Waren anbieten und er ist stets voll lobender Worte über den hiesigen Flohmarkt. "Ich bin immer zufrieden. Ein schöner Markt", sagt der Magdeburger auch heute. Ja, Flohmärkte gebe es ja seit Jahrhunderten, grübelt er nach. Aber warum sie nun Flohmärkte heißen - das sei eine gute Frage. "Man kann freilich auch Trödelmarkt sagen", schätzt Torsten Kunath ein.

Christoph Timm aus Borne steht mit einer luftleichten, aufblasbaren Kunststoffgitarre vor dem Stand, den er heute am Morgen mit seinem Vater aufgebaut hat. "Ich war schon zweimal hier und es hat sich immer gelohnt", denkt er an die Euros, die sein Taschengeld aufbessern helfen. Aber einen Teil des Geldes will er auf das Sparkonto bringen. Für später. Für den Führerschein oder so. "Ein Flohmarkt ist ein Flohmarkt weil - das weiß ich nicht wirklich", gibt der Schüler umunwunden zu.

Bekannte Gesichter in Bad Salzelmen sind auch Marie und Marlen Mentel, die ebenfalls in Borne leben. Heute freuen sich die beiden über das wunderbare Sonnenwetter. "Oft genug hat es schon geregnet", wissen sie aus eigener Erfahrung. "Ich würde sagen", sagt Marlen, "dass es auf einem Flohmarkt so viel Sachen gibt, wie zuweilen Flöhe", stellt sie eine Erklärung her.

Reich wird man nicht: Es geht um den Spaß an der Sache

Gerade beim Einpacken seiner sieben Sachen ist Holger Schulze aus Schönebeck. Es gehe ihm viel mehr um den Spaß an der Sache, als um irgendwelche Einnahmen. Der Kontakt mit Leuten bereite ihm Freude. "Reich kann man hiervon nicht werden", winkt er ab. Aber das sei gar nicht Sinn und Zweck der Sache. "Aber jetzt muss ich los. Mein Enkel hat heute Geburtstag und wird drei Jahre alt", ist Holger Schulze in Gedanken schon ein bisschen bei der Party, die gleich in Eickendorf steigen wird.

So richtig ins Schwitzen ist an diesem Markttag des Jahres 2012 Dr. Michael Feldbach gekommen. Knapp 400 Würstchen hat der Mann vom Kirchbauverein gegrillt und verkauft. Seine Helfer und Helferinnen haben 13 Blechkuchen an die Kundschaft veräußert. Warum heißt Flohmarkt Flohmarkt? Noch bevor Dr. Feldbach antworten kann, wirft Bärbel Guddat aus Wolmirsleben mit dem Brustton der Überzeugung ein: "Weil früher alles verkauft worden ist. Selbst wenn Flöhe in den Sachen waren", sagt sie. Im Fernsehen habe sie einmal einen entsprechenden Bericht gesehen.

Und was weiß das Internet-Nachschlagewerk Wikipedia über den Namensursprung? "Seinen Namen verdankt der Flohmarkt spätmittelalterlichen Kleidergaben der Fürsten. Einmal dem Volk überlassen, wurde mit diesen Kleidungsstücken gehandelt. Dabei wechselte auch der eine oder andere Floh den Wirt", heißt es und sowohl Bärbel Guddat als auch Bernhard Hohmann liegen mit ihren Antworten durchaus richtig. Dann wäre das also auch geklärt.

Übrigens: Zum Flohmarkt am Sonnabend bestand auch die Möglichkeit einer Turmbesteigung. Sämtliche Einnahmen der Veranstaltung werden laut Angaben des Kirchbauvereins zum Erhalt des Salzer Gotteshauses verwendet. Der nächste Flohmarkt rund um St. Johannis ist am letzten Juli-Sonnabend, dem 28. Juli.

Weitere Fotos unter www.volksstimme.de/schoenebeck