Lesung Die gerettete Kirche von Plötzky
„Wenn Steine predigen“: So lautet der Titel des neuen Buches von Anna-Maria Meussling. Darin geht es um die Kirche Plötzky.
Plötzky l Am Anfang war der Glaube. Auf jeden Fall ist es nicht das Geld gewesen. „Wir hatten wirklich keinen Pfennig.“ Die Erzählungen von Rüdiger Meussling klingen spannend und unglaublich zugleich. Mit nichts als seinem festen Glauben, dass es schon gelingen werde, ging er in den 1970er Jahren die Sanierung der Pretziener St.-Thomas-Kirche an. Und er fand Mitstreiter. Von allen Seiten. Das Gotteshaus war selbst von der Landeskirche aufgegeben - Meussling und die Seinen haben es mit einem heute kaum mehr vorstellbaren Aufwand gerettet. Wer kennt das Schmuckstück nicht?
Nicht viel anders ist es wenige Jahre später mit der Kirche St.-Maria-Magdalena in Plötzky gewesen. Auch sie ist romanischen Ursprungs, ist wie St. Thomas im 12. Jahrhundert gebaut worden. Auch sie war marode, im Inneren befand sich ein riesiger Schuttberg. Die durchfeuchteten Mauern mussten über Jahre getrocknet werden. Rüdiger Meussling spricht heute von einer „Renovierung ohne Geld“. Auch bei „Maria Magdalena“ stand am Anfang nur der Glaube, dass es irgendwie wohl werden wird. Und es gelang. Die Katholische Kirche gab einen Kredit - und niemand forderte die Raten zurück. Nach der Wende kamen Sachspenden - sogar aus Süddeutschland. „Es war unglaublich, was wir hier erlebt haben“, blickt der Altpfarrer zurück.
Seine bessere Hälfte, Anna-Maria Meussling, hat jetzt ein Buch über die Rettung der Plötzkyer Kirche geschrieben: „Wenn Steine predigen“. Das ist im Eigenverlag in einer Erstauflage von 500 Exemplaren erschienen und für 15 Euro nur bei den Meusslings in Plötzky erwerbbar. Eine Kostprobe daraus gab Anna-Maria Meussling während einer Lesung in der Marienkapelle, die Teil der Plötzkyer Kirche ist und aus der ehemaligen Sakristei entstanden ist. Auch so ein Bau-Wunder...
Der geneigte Leser wird erfahren, dass im Jahre 1186 der erste Pfarrer nach Plötzky kam, damals freilich ein katholischer Geistlicher. Nach der Reformation bezog 1530 der erste evangelische Seelsorger in dem kleinen Ort sein Quartier. „Doch er war schnell wieder weg. Er hat hier regelrecht Hunger gelitten“, weiß die Autorin aufgrund des Quellenstudiums.
Während ihrer Recherchen hat sie einen echten Freund gefunden. Pfarrer Justus Christianus Thorschmidt. Der lebte um 1725 und hat eine Chronik verfasst, hat über sein Wirken in Plötzky geistreich und umfänglich berichtet. Wenn Anna-Maria Meussling beim Schreiben aufgrund fehlender Daten ins Stocken geriet, hat sie sich gesagt: „Erstmal gucken, was Thorschmidt dazu sagt.“ Die gelernte Restauratorin hat sogar einen Nachkommen von Thorschmidt getroffen. „Der hat die gleiche Nase wie sein Vorfahr. Nach 300 Jahren“, ließ Anna-Maria Meussling ihrem Staunen freien Lauf.
Für Erheiterung sorgte während der Lesung Rüdiger Meussling mit einigen Anekdoten. Der gelernte Buchbinder hat die Publikationen über die Plötzkyer Kirche eigenhändig eingefasst. Die Kurzfassung seiner Arbeit: „Man klebt das hier - und hier ... Und dann kann das schiefgehen...“ Mit Schalk im Nacken versuchte er, die Zuhörer für sich zu gewinnen: „Was ist denn nun kostbarer“, fragte er in den Raum und hielt ein Buch in die Höhe. Sein Angebot: „Wer den Einband besser findet als den Inhalt, bekommt das Buch von mir signiert.“ Die meisten Bücher hat dann aber doch seine Ehefrau signiert. Sie nutzte die Gelegenheit, auch Geschichten aus anderen Veröffentlichungen aus ihrer Hand vorzulesen. Darin erfährt der Leser etwas von einem Radio, das unablässig „Maria“ ruft, von einer Maus, die einen beträchtlichen Schaden am Altar angerichtet hat oder wie aus einem Pfarrer ein Fahrer wurde. Und auch von einem Mechaniker aus Grünewalde war während der Lesung die Rede, der das mit Panne liegengebliebene Ehepaar Meussling mitten in der Nacht an der Schönebecker Elbebrücke wieder flott machte. Und fort war er. „Da haben wir uns angeguckt und uns gefagt: ‚Sind wir gerade einem Engel begegnet‘“, berichtete Rüdiger Meussling von diesem Erlebnis.
Seine Anregung zum Schluss der Lesung: „Wir sollten uns hier wiedertreffen. Und dann kann jeder, der eine Geschichte zu erzählen hat, diese vortragen.“ Eine Idee, die getrost als ernstgemeintes Angebot verstanden werden kann.
Die Publikation „Wenn Steine predigen“ ist im Eigenverlag erschienen, kostet 15 Euro. Kontakt unter Telefon (039200) 7 68 08 oder maria.meussling@web.de