Tiere Die Kostbarkeiten vom Bierer Berg
Neben Ziege, Schwein und andere Haustierrassen leben auch besonders seltene Arten im Heimattiergarten auf dem Bierer Berg.
Schönebeck l Von Weitem könnte man sie tatsächlich für eine Maus mit langen Löffeln halten. Die Hasenmaus sieht nicht nur unweigerlich putzig aus, sondern ist auch eine wahre Seltenheit. Denn sie ist derzeit die letzte ihrer Art, die diesen Kontinent bewohnt. Ursprünglich stammt das Tier, das übrigens nicht etwa mit Hasen oder Mäusen, sondern am ehesten mit den Chinchillas verwandt ist, aus Peru.
Doch wie kommt es auf den Bierer Berg nach Schönebeck? Matthias Willberg, Leiter des Heimattiergartens, hat zum ersten Mal während einer Tagung in der Schweiz von der Peruanischen Hasenmaus gehört, als es um seltene Arten ging. „Ich habe dann mitbekommen, dass eine Gruppe der Tiere im englischen Hamerton in einem Zoo lebt. Man kennt sich untereinander, und ich habe sie gegen ein paar unserer Felsenmeerschweinchen – die übrigens auch sehr selten sind – getauscht“, erzählt er.
Zunächst lebten drei der Peruanischen Hasenmäuse auf dem Bierer Berg – alles Männchen. „In Hamerton gab es nur ein Weibchen, dass immer nur männliche Jungtiere zur Welt gebracht hat“, begründet Willberg, warum es auf dem Bierer Berg keine Zucht der Tiere gibt.
Recht schnell verstarben zwei der drei Tiere - eine Virus- und Pilzinfektion, an der zeitgleich alle englischen Hasenmäuse starben. Am Bierer Berg überlebte eine Hasenmaus. Und auch die hat mit ihren mittlerweile zehn Jahren ein hohes Alter erreicht. „Sagen wir mal so: Ich bin froh, dass sie den Pressetermin noch überlebt hat“, scherzt Willberg.
Die Notwendigkeit, die Tiere in Zoos aus Gründen der Rassenerhaltung zu züchten, sehe der Tierpark-Chef jedoch nicht. „In Peru sind sie nicht vom Aussterben bedroht“, erzählt er.
Auf dem Bierer Berg lebt neben der Hasenmaus und den Felsenmeerschweinchen noch eine weitere seltene Spezies. Eine, die mit der Hasenmaus – die auch als Berg-Viscacha bekannt ist – verwandt ist: das Flachland-Viscacha.
Ebenso wie sein zierlicher Verwandter stammt diese Spezies aus Südamerika von den Chinchillas ab. Das Flachland-Viscacha ist jedoch deutlich größer und lebt – anders als die Hasenmaus, die in felsigen Gebieten lebt – hauptsächlich unter der Erde.
In Schönebeck wird es gezüchtet und der Nachwuchs in verschiedene Zoos weitergegeben. „Einige Jungtiere gehen beispielsweise denächst nach Holland“, so Willberg. Weitere Flachland-Viscachas vom Bierer Berg leben mittlerweile in Tschechien, England oder Polen – die Nachfrage ist groß. Willberg spricht deshalb von einem regelrechten „Viscacha-Hype“, der in den Tierparks Europas entstanden sei.
Von den Felsenmeerschweinchen hat der Schönebecker Heimattiergarten einen noch größeren Bestand. „Wir haben hier die größte Zuchtgruppe in Deutschland“, berichtet Willberg. „Da wir nicht so viel Platz für größere Tiere haben, haben wir mit den sogenannten Kleinsäugern unsere Nische gefunden“, erklärt er die Spezialisierung. Dass der Bierer Berg dafür längst unter Spezialisten bekannt ist, belegt nicht nur die große Nachfrage anderer Zoos, sondern auch die Erwähnung der drei exotischen Nagetier-Arten des Schönebecker Tiergartens in der Fachliteratur. So steht etwa in dem Buch „Seltene Tiere im Zoo“ von Christian Matschei: „Neben der äußerst seltenen Peruanischen Hasenmaus gehört das Flachland-Viscacha zu den großen Kostbarkeiten zoologischer Einrichtungen.“