Kreisverkehr Die Kunst-Kreisel in Schönebeck
Augen auf im Kreisverkehr! Der Ausruf hat in Schönebeck eine doppelte Bedeutung.
Schönebeck l Dass für Matthias Trott Kunst unter die Menschen gehört, versteht sich von selbst. Schon seiner Berufung wegen. Der Magdeburger ist Künstler, fertigt Skulpturen und Objekte. Auch für den öffentlichen Raum. Also im Großformat. Ähnlich ist es mit Gunnar Schellenberger. Der Bierer ist Kultur-Staatssekretär. Kunst und Kultur liegen ihm am Herzen. Auch schon, bevor er dieses Amt bekleidet hat. Er ist Vorsitzender der hiesigen Mittelstandsvereinigung (MIT) der CDU. Schon vor Jahren hat er immer von der „Kulturmetropole Schönebeck“ gesprochen.
Viele haben darüber geschmunzelt, das weiß er. Doch Schritt für Schritt gehe man in diese Richtung, bringt er bei gegebenen Anlässen immer wieder an. Und dann ist da Eckhard Henschel. Er hat eine Metallbaufirma in Tornitz, engagiert sich in der MIT – und wenn es um seine Region geht. Alle drei eint die Begeisterung für die Gestaltung der Kreisverkehre in Schönebeck mit Kunst. Zwei Skulpturen stehen schon – ein kreisrundes Bildnis mit den Schriftzügen „SALZ“ und „STADT“ am Heinitzhof und eine Schiffs-Kunstwerk in Grünewalde.
Nun geht es an das dritte Projekt: den Kreisverkehr Barbyer Straße. Da viele die zum Ringheiligtum Pömmelte wollen ihn passieren, liegt es nah, die Kreisgrabenanlage ins Spiel zu bringen. Matthias Trott hat bereits Ideen. Fünf Entwürfe liegen vor. „Ich möchte kein zweites Ringheiligtum schaffen, sondern die historische Anlage symbolisch aufgreifen“, erklärt der Künstler. Er möchte das Thema Großringkreis aufnehmen, aber in einer anderen Form und mit viel Spielraum für eigene Interpretationen: Pfähle, die sich zu bewegen scheinen.
Bizarre Streben in alle Richtungen. Geschwungene, sachlich klare Formen. Figürliche Arbeiten. So unterschiedlich die Ideen auch anmuten – sie haben eine Gemeinsamkeit: den Ring. Obgleich dieser teils nur angedeutet und nie wirklich geschlossen ist. „Die angelegte Fahrspur über den Kreisverkehr bleibt natürlich frei und nutzbar“, sagt Trott mit Blick auf Sonderfälle, in denen ein Queren des Kreisels erlaubt ist.
Doch noch ist die dritte Kreisel-Skulptur Zukunftsmusik. Die Finanzierung ist noch offen. Die beiden anderen Skulpturen fußen komplett auf Privatinitiative und -engagement. So wird es auch dieses Mal wieder sein, wenn sich etwas bewegen soll.
Mit im Boot – oder um im Bild zu bleiben: mit im Ring – wird Eckhard Henschel sein. Der Unternehmer wird sich auch hier wieder einbringen. Warum sich ein Tornitzer Firmenchef für Kunst im öffentlichen Schönebecker Raum engagiert? „Weil ich verrückt bin“, antwortet er und lacht. „Einer muss sich ja engagieren. Schönebeck soll doch schön sein, die Stadt mausert sich und ich möchte meinen Beitrag dazu leisten. Ich finde, wo Kunst ist, da ist die Atmosphäre gleich besser. Wenn Sie auf eine Stadt zukommen und ein schönes Kunstwerk sehen – das macht schon etwas aus.“
Damals, als Schönebeck noch Kreisstadt und er Mitglied im Kreistag gewesen ist, sei er oft in die Elbestadt gefahren. Da Eckhard Henschel im Vorstand der MIT ist, haben Gunnar Schellenberger und er sich schnell als Mitstreiter für ein Schönebeck mit mehr Kunst und Kultur gefunden. Im öffentlichen Raum, für jedermann sichtbar. Die Kreisverkehre – derzeit hat die Stadt davon sieben an der Zahl – hätten sich angeboten. Immerhin habe man andernorts oft schön gestaltete Anlagen gesehen. „Unsere erste Idee war, Blumen zu pflanzen. Doch wer soll sie pflegen und gießen“, erinnert sich Henschel. Dann seien sie auf die Kunst gekommen.
Und so kam die eine Skulptur von Matthias Trott auf den Kreisverkehr Heinitzhof und die andere auf den Kreisel Grünewalde. Gefertigt in Tornitz, in der Firma von Eckhard Henschel. Er übernahm immer einen Großteil der Kosten, „weil ich Spaß an dieser Kunst habe“. Und so wird es wohl auch beim Projekt „Barbyer Straße“ sein. Dennoch hoffen die Initiatoren – Mittelstandsvereinigung und Künstler Matthias Trott – auf Sponsoren, die eine Umsetzung in greifbare Nähe rücken lassen.
Für Matthias Trott ist es eine ganz besondere Aufgabe, triste Kreisverkehre mit Kunst zu verschönern. „Einen Kreisverkehr zu gestalten, sollte nicht nur bedeuten, ein Lichtmast und Verkehrsschilder aufzustellen. Er sollte auch ein identitätsstiftendes Element seiner Region sein. Viele Städte und Gemeinden haben erkannt, dass Kultur und Landschaft sich ergänzen. Schönebeck hat viele Plätze und Orte, wo man das kulturelle Erbe neu gestalten und künstlerisch weiterentwickeln kann“, so der Magdeburger.
Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) steht den Projekten offen und positiv gegenüber. „Ich finde die Kunst im Kreisel sehr gut. Wir als Stadtverwaltung unterstützen, wo es möglich ist. Mit Geld ist es zwar schwierig, aber beim Planen und Ausfüllen von Anträgen.“ Dieser Beitrag gehört zur Serie "Zukunft Schönebeck".