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Wiedersehen in Barby Durchgehalten: Klassentreffen der „69er“kommt in neuem Rhthmus

1959 wurden rund hundert Kinder in Barby eingeschult. Eine Klasse zelebriert seit Jahrzehnten ihr Klassentreffen. Was bisher alle fünf Jahre geschah, soll fortan auf einen dreijährigen Rhythmus abgesenkt werden.

Von Thomas Linßner 25.06.2024, 10:58
Unvermeidliches Ritual – das aktuelle  Klassenfoto im „Grünen Anker“. 67 Einladungen wurden verschickt, 24 Schüler verstarben, zehn Schüler konnten nicht ermittelt werden, 19 folgten der Einladung.
Unvermeidliches Ritual – das aktuelle Klassenfoto im „Grünen Anker“. 67 Einladungen wurden verschickt, 24 Schüler verstarben, zehn Schüler konnten nicht ermittelt werden, 19 folgten der Einladung. Foto: Christina Roeder

Barby. - „1959 war ein tolles Jahr. Nicht nur, weil wir in die Schule kamen, sondern auch weil wichtige Ereignisse stattfanden:  Das Sandmännchen bezauberte zum ersten Mal die Kinder, im HO-Laden gab es die Fernsehgeräte „Rubens“ und „Rembrandt“ und die TV-Serie „Lassie“ stand hoch im Kurs“, hatte Christina Roeder, geborene Birk, ihre Geschichtshausaufgaben gemacht. Sie und ihr Ehemann Harald organisierten das Klassentreffen. Beide sind „69er“, und, wie die Namensgleichheit erkennen lässt, hatte Amors Pfeil damals die Hand im Spiel. (Was bei diesem Jahrgang kein Einzelfall war.)

Wie immer bei solchen Treffen gingen die Fragen nicht aus: Was machst Du? Wo wohnst Du jetzt? Schließlich ist das Land größer geworden, als es 1969 mal war. Im heißen Sommer 1969 besuchten die 16-Jährigen zum letzten Mal das Schulzeltlager am Pretziener Felsensee, bevor die Lehre begann. Ebenda verfolgten die Jugendlichen an einem lauschigen Juliabend die Mondlandung der Amerikaner gebannt im Kofferradio, deren meist gehörte Frequenzen „Radio Luxemburg“ und dem „Soldatensender“ gehörten.

„Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein gewaltiger Sprung für die Menschheit. Ja, auch wir machten einen gewaltigen Sprung, denn für uns fing der Ernst des Lebens an“, erinnerte sich Christina Roeder.

Es war die Zeit, als in Barby ein großes Stadtfest gefeiert wurde, die Rolling Stones „Honky Tonk Woman“ aufnahmen und der Rummel noch auf dem Kirchplatz am Kriegerdenkmal spektakelte. Der Schulleiter hieß Vorreier, die Lehrer Skiba, Hildebrand, Tietze, Beese oder Wölbing.

Fotos sind das Salz eines Klassentreffens. Der offizielle Fotograf war Heinz Hartmann und kam auf den Schulhof. Bänke mussten aufgestellt werden, schließlich lag die Klassenstärke bei weit über 30 Schülern. Klassenfotos und solche von der Tanzstunde machten besonders oft die Runde.

19 Ehemalige kamen von 67

Es ist allgemein bekannt: Klassentreffen sind besonders gut geeignet, ehemalige Schulkameraden wieder zu sehen und ordentlich in Nostalgie und Erinnerungen zu schwelgen. Und das auch nach mehr als einem halben Jahrhundert.

Alle fünf Jahre treffen sich die Damen und Herren des Einschulungsjahrgangs 1959, was immer wieder eine große Freude für alle Beteiligten sei, wie Christina Roeder versichert. 19 Ehemalige folgten vor wenigen Tagen der Einladung.

Wiener Walzer, Langsamer Walzer, Cha Cha, Foxtrott  und ein bisschen finnischer Modetanz  Letkiss.  Tanzstundenabschlussball  der 1959 Eingeschulten im Jahre 1968 in der Tanzschule Füger.
Wiener Walzer, Langsamer Walzer, Cha Cha, Foxtrott und ein bisschen finnischer Modetanz Letkiss. Tanzstundenabschlussball der 1959 Eingeschulten im Jahre 1968 in der Tanzschule Füger.
Foto: Heinz Hartmann

„Damit war die Teilnahme überschaubar, aber das machte das Treffen richtig familiär. 65 Jahre nach der Einschulung waren wir uns alle einig, das nächste Treffen bereits in drei Jahren stattfinden zu lassen“, sagte Christina Roeder voraus.

Bauschutt mit Aussicht

Noch vor ein paar Jahren lautete ein Programmpunkt: Besuch des Schützenberges an der Fährstraße. Was nicht von ungefähr kam, weil Christina und Harald Roeder bis heute Mitglieder der Herzog-Heinrich-Schützen sind. Dieser Besuch beeindruckte besonders die Auswärtigen. Der Platz, der zu Zeiten ihrer Kindheit eine Müllkippe an „Schön’s Kuten“ war, hatte sich nach der Wende zum gepflegten Schützenplatz gemausert. Monatelang rollten Anfang der 1990er Jahre die schweren Kipper, als die alte Raffinerie und das Gewürzlager an der Maisan abgerissen wurden, um dem Cerestar-Neubau Platz zu machen. Tausende Tonnen Bauschutt erhoben die Kippe danach zum Aussichtspunkt.