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Eickendorf Wo der Boden ein Schatz ist

Seit gut 28 Jahren gibt es das Museum für Bodenschätzung in Eickendorf.

Von Julia Puder 03.03.2020, 10:02

Eickendorf l Ein wenig wehmütig erscheint Joachim Werner, wenn er durch das Museum für Bodenschätzung geht. Jahrelang hatte sein Schwiegervater Willy Jäger in mühsamer Kleinarbeit die Ausstellung gemeinsam mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft erstellt und als Museumsführer vorgestellt. Aus einem Lautsprecher ertönt seine Stimme: „Willkommen im Museum für Bodenschätzung.“

Nachdem der Eickendorfer im Januar 2020 verstarb, übernimmt sein Schwiegersohn Joachim Werner gemeinsam mit seiner Frau Doris die Leitung des Museums. „Wir haben uns gemeinsam als Familie dazu entschlossen, das Museum weiterhin zu betreiben und an dessen Geschichte zu erinnern“, erzählt Werner.

Das Museum für Bodenschätzung wurde 1993 in Eickendorf errichtet und informiert über die Ursprungsgeschichte der Bodenschätzung in Deutschland. Der Standort dafür wurde bewusst gewählt. Joachim Werner erklärt warum: „Der einstige Hof der Witwe Haberhauffe, der sich auf diesem Gelände befand, wurde 1935 zum Reichsspitzenhof ernannt. Und ist bis heute der Vergleichsmaßstab für die Bewertung von Böden in ganz Deutschland.“

Zum Hintergrund: Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war das Maß für die Besteuerung der Bauern die Größe ihrer Ackerfläche. Bodenkundler Walter Rothkegel äußerte die Idee die Bodenqualität in die Berechnung mit einfließen zu lassen. Für die Durchführung der Bodenschätzungsarbeiten war in den 1920er Jahren die Bildung eines Referenzobjektes, ein Musterbetrieb erforderlich. Da in räumlicher Nähe zur Reichshauptstadt Berlin gelegen und für ihre sehr guten Böden bekannt, fiel die Wahl auf die Magdeburger Börde.

„Befestigte Straßen und eine gute Bahnanbindung waren die Kriterien“, erläutert Joachim Werner. Eggersdorf und Förderstedt fielen als Fördergebiete von Kalk und Braunkohle durch das Raster, so Werner.

1934 wurde eine Methodik der Bodenschätzung erstellt und das „Gesetz über die Schätzung des Kulturbodens in Deutschland“ erlassen.

Willy Jäger hatte es sich zur Aufgabe gemacht, auf dem geschichtsträchtigen Hof seiner Familie an die Anfänge der Berechnungsgrundlagen für die Grundsteuer zu erinnern.

Ihm war als ausgebildeter Diplomlandwirt die Sonderstellung des heimischen Hofes bewusst. In Eickendorf hatte der Boden von jeher die Bodenwertzahl 100 – also die Bestmarke.

Schon damals kamen Landwirte auf den Hof, um sich über den Betrieb zu informieren, erzählt Joachim Werner, der selbst seit den 1970er Jahren auf dem Hof lebt. Ein Ende hatte das jedoch mit der Bodenreform zu DDR-Zeiten, als die Ackerflächen aus dem Familienbesitz in die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft überführt wurden. Erst nach der Wende wuchs das Interesse an der Historie der Bodenschätzung wieder. Studenten aus aller Welt besuchten das Gehöft in Eickendorf, das inzwischen zu einem Wohnhaus umgebaut war, um sich über die Bodenprüfung zu informieren. So entstand 1993 schließlich das Museum.

In seiner Freizeit war Willy Jäger auch als ehrenamtlicher Bodenschätzer auf den Äckern der Region unterwegs, erzählt Joachim Werner. „Er hat das ganze Projekt mit einer großen Leidenschaft betreut.“

Die gleiche Leidenschaft will nun auch Joachim Werner für das Museum entwickeln. Als Fachfremden fällt es dem 62-Jährigen aber schwer, das gesammelte Wissen von Willy Jäger wiedergeben zu können. Dabei hilft die Sprachaufnahme einer Führung, die Willy Jäger kluger Voraussicht bereits aufgenommen hatte. Seine Erzählungen auf Band unterstützen Joachim Werner bei seiner Führung durch die Ausstellung.

Auch heutzutage kommen Busse voll wissbegieriger Studenten aus ganz Deutschland nach Eickendorf. „Sie halten dann im Museum ihre Vorträge und Seminare. Das ist schon sehr interessant mit anzusehen“, freut sich Joachim Werner über das Interesse der Studenten an der Bodenschätzung.

Um das Museum auch für andere Besucher noch attraktiver zu machen, will Joachim Werner einen Nebenraum als Sanitärbereich ausbauen. Unterstützt werde er dabei von der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft. „Jetzt, wo ich im Vorruhestand bin, kann ich mich mit diesen Projekten beschäftigen“, erzählt er.

Das Museum für Bodenschätzung in Eickendorf kann nach Voranmeldung unter 0151-1524612 besichtigt werden.