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Hochspannungsleitung Erdkabel gilt als Favorit

Seit Jahren fragen Anwohner, Landwirte und Kommunalpolitiker, wie der neue Südost-Link bei Förderstedt aussehen wird: Freileitung oder Erdkabel? Bei einer Infoveranstaltung am Förderstedter Rathaus am Montag ließ nun der Netzbetreiber 50Hertz eine eindeutige Tendenz durchblicken.

Von Franziska Richter 20.07.2021, 18:58
Fragen über Fragen hatten Verwaltungsmitarbeiter, Politiker und Bürger. Die Mitarbeiter von 50Hertz erklärten am Montag am Förderstedter Rathaus alles zum Leitungsbau, den kommenden Ausgrabungen, Erderwärmung durch Kabel und mögliche Trassen.
Fragen über Fragen hatten Verwaltungsmitarbeiter, Politiker und Bürger. Die Mitarbeiter von 50Hertz erklärten am Montag am Förderstedter Rathaus alles zum Leitungsbau, den kommenden Ausgrabungen, Erderwärmung durch Kabel und mögliche Trassen. Fotos: F. Richter

Welsleben/Biere/Förderstedt/Atzendorf - Freude bei Peter Rotter (CDU): Der Ortsbürgermeister von Förderstedt schaut kurz vor seiner Sprechstunde am Montagnachmittag am Infostand am Rathaus vorbei. Immerhin verfolgen er und sein Ortschaftsrat seit Jahren die Frage: In welcher Form wird die neue Mega-Stromleitung „Südost-Link“ an Atzendorf, Üllnitz und Co. vorbeigeführt? In Förderstedt zog die Kommunalpolitik bisher immer ein Erdkabel vor - freie Sicht und freie Flächen und nicht noch ein riesiges Mastensystem, wie es schon zum Umspannwerk Förderstedt vorhanden ist.

Förderstedter begrüßen Erdkabel-Variante

Der Ortsbürgermeister freut sich über die Andeutungen, die 50Hertz bei der Bürger-Infoveranstaltung am Montag macht: Geht es nach dem Netzbetreiber und Bauherren soll es ein Erdkabel auf der bisher fraglichen Strecke - Welsleben, Biere, Atzendorf - geben. Hier war seit 2017 auch eine Freileitung im Gespräch. Durch unglückliche Umstände bzw. Missverständnisse hätte es hier beinahe passieren können, dass östlich von Atzendorf noch ein zweites Mastensystem neben dem bestehenden zum Umspannwerk gebaut wird.

„Ich bin zufrieden mit dem, was mir eben erklärt wurde“, so Peter Rotter. „Zwei Freileitungen auf diesem kurzen Stückchen nahe Atzendorf, das hätte keinen Sinn gemacht.“ Denn mittlerweile haben die Vorprüfungen und Untersuchungen von 50Hertz ergeben, dass es nicht möglich ist, die Leitungen des neuen Südost-Links auf das bestehende Mastensystem zum Umspannwerk einfach mit draufzusetzen. Genau das wollten Salzlandkreis und die Stadt Staßfurt eigentlich erreichen mit ihrem damaligen Ansinnen - Erdarbeiten vermeiden. Dass das aber technischen nun nicht möglich ist und dann sogar noch eine zweite Freileitung daneben gesetzt werden müsste, wusste damals niemand.

50Hertz bestätigt Tendenz

Dass die Entwicklung in Richtung Erdkabel geht, bestätigt auch der Sprecher von 50Hertz. Axel Happe, der etlichen Bürgern am Montag am Infomobil Fragen beantwortete, sagte offiziell: „Nach derzeitigem Kenntnisstand stellt sich ein Verlauf der Trasse als Erdkabel aus unserer Sicht als die bessere Variante dar.“ In der Zwischenzeit hat das Unternehmen viel geprüft, weiter geplant, bewertet und den Korridor der Trassen auf konkrete mögliche Strecken, zum Teil in mehreren Varianten, eingegrenzt. Die Feinplanung hat begonnen. Probebohrungen alle 100 Meter fanden statt.

Ein Erdkabel ist also wahrscheinlich zwischen Welsleben und Atzendorf. Für alle anderen Abschnitte bei Staßfurt gilt: Hier soll der Südost-Link definitiv als Erdkabel verlegt werden - ab Atzendorf, zwischen Förderstedt und Glöthe, bei Löbnitz unter der Bode durch, bis nach Ilberstedt und weiter. Es ist generell die Standardvariante. Für 50Hertz ist ein Erdkabel bei Atzendorf wünschenswert, weil eine Freileitung dort zwei teure Umwandlungsstationen („Kabelabschnittsstationen“) gebaut werden müssen, die zum Erdkabel davor und dahinter „übersetzen“. Auch der Vogelschutz spiele eine Rolle.

Gemeinde Bördeland bangt um guten Boden

In der Gemeinde Bördeland war die Tendenz in eine andere Richtungen gegangen: Hier hatten Landwirte Einbußen bei Flächen und Erderwärmung durch die Kabel befürchtet. Die Gemeinde hatte daher ebenfalls die Möglichkeit vorgezogen, den neuen Südost-Link auf die bestehenden Masten draufsetzen zu lassen, was sich nun als unmöglich erwies.

„Es wird keine Jubelschreie bei uns geben, auch Landwirte sind in den Gremien unserer Gemeinde vertreten. Mit einem Erdkabel werden wir in unserem sehr guten Bördeboden zum Teil wohl nicht mehr die Qualität von heute wiederfinden“, so Bürgermeister Bernd Nimmich (SPD), der sich am Montag in Förderstedt mit seinem Bauamtsleiter über die neuesten Entwicklung informierte. „Allerdings wäre eine Freileitung auch Nonsens, wenn sowieso ein Erdkabel kommt.“

„Sowieso ein Erdkabel“ ist nun noch eine Neuigkeit. Mittlerweile soll eine zweite Strecke Leerrohre auf derselben Trasse verlegt werden. Der künftige „SuedOstLink+" soll in weiterer Zukunft noch mehr überschüssigen Strom vom windigen Norden nach Süden transportieren und ab der Magdeburger Börde mit in die Erde kommen. Hierzu braucht es neuerdings aber keine Bürgerbeteiligung oder Infomobile mehr, das Vorhaben findet weit weniger öffentliche Resonanz.

Archäologische Arbeiten ab August

Erste Arbeiten in der Magdeburger Börde sollen ab sofort und größtenteils in 2022 vonstatten gehen. Zunächst führt das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Untersuchungen auf Probestreifen von zwei Mal je vier Meter Breite und 70 Zentimeter Tiefe durch. „Die jeweiligen Flächeneigentümer werden von uns vorher gesondert informiert“, so der 50Hertz-Sprecher. Beginn ist dazu in zwei Wochen zwischen Strenzfeld und Ilberstedt. Nachfolgen werden mit Ausnahmen dann auch die Förderstedter Bereiche.

Wo man sich noch nicht auf eine genaue Strecke geeinigt hat, ist der Bereich zwischen Glöthe und Förderstedt. Hier gibt es zwei mögliche Verläufe Höhe Albertinesee, je in der Mitte zwischen beiden Dörfern und mit Abstand zur Siedlung. Zwischen Löbnitz und Förderstedt stehen im Windpark „Hohe Wuhne“ aktuell drei Trassen zur Auswahl: Hier hatte 50Hertz einen Erdkabelverlauf mit Abstand und parallel zur Landstraße vorgeschlagen. „Im Dialog mit Landwirten und den beiden Windparkbetreibern vor Ort haben wir alternative Strecken erarbeitet“, so Sprecher Axel Happe. Diese führen direkt durch den Windpark unter den dortigen Wegen durch, die sowieso nicht konkret genutzt werden können, und sparen Strecke. In solchen Gebieten mit noch mehreren Varianten werden die Archäologen später anrücken.

Der Netzbetreiber 50Hertz informiert seit geraumer Zeit über Infomobile und Veranstaltungen über das große Vorhaben Südost-Link.
Der Netzbetreiber 50Hertz informiert seit geraumer Zeit über Infomobile und Veranstaltungen über das große Vorhaben Südost-Link.
Fotos: F. Richter