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Wanderweg von Amphibien führt direkt durch Gärten und Häuser von Schönebeckern Erst die Mücken-, jetzt die Krötenplage?

27.07.2013, 01:09

Schönebeck. Auf der Paul-Illhardt-Straße in Schönebeck läuft in diesen Tagen eine Invasion von kleinen grün-grauen Tieren. Nein, keine Aliens, sondern Hunderte von Kröten und Fröschen hüpfen durch die Gärten, über die Straße hinein in das nächste Feld.

Gerhard Kabelitz berichtet: "Wir wohnen jetzt seit zwölf Jahren an dieser Straße, das haben wir hier noch nie erlebt!" Die Rede ist von hunderten kleinen Fröschen und Kröten, die vom Feld hinter dem Grundstück durch seinen Garten wandern. Besonders morgens und abends seien die Tiere aktiv. Dann würde die Fahrt über die Straße auch schon mal zum Slalom werden.

Vor Ort herrscht erst einmal Ernüchterung. Weit und breit kein springender Frosch zu sehen. Der dazugerufene Gebhard Edner vom Naturschutzbund war am Abend gegen 20 Uhr schon einmal die Straße abgelaufen. "Keine überfahrenen Tiere", meldet er erleichtert. Dann im Garten muss Kabelitz\' Frau Iris erst einmal ein bisschen suchen. "Die sitzen hier normalerweise in Massen im Beet und unter den Töpfen." Das sei kein Wunder, erklärt Edner. Tagsüber suchen die Tiere Schutz an kühlen Plätzen. "Die dürfen nicht austrocknen, sonst sterben sie innerhalb von Stunden", sagt er weiter.

Mit einem geübten Griff fängt er die erste Kröte, die auftaucht, mit der Hand. "Oh, das ist eine diesjährige Erdkröte", kann er das Tier gleich klassifizieren und weiter: "Die sind ja so klein, die tuen keinem etwas." Iris Kabelitz ist dennoch irritiert, warum die Tiere gerade in den vergangenen 14 Tagen in einer so großen Zahl bei ihr im Garten auftauchen. Ihre Vermutung ist das Drängwasser, das als Folge des Hochwassers bei ihr im Garten und auch in dem Feld dahinter stand. "Dort sind neue Biotope entstanden, sogenannte Flachwasserbereiche, und die wurden dann direkt besiedelt", setzt Gebhard Edner zu einer Erklärung an. Molche, Kröten und Frösche könnten dort ins eigentlich trockene Feld gekommen sein.

"Jetzt ist genau die Zeit, in der sie auf Wanderschaft gehen", sagt Edner. Die Wanderungsrichtung ist schnell festgestellt. Durch den Garten von Familie Kabelitz über die Paul-Illhardt-Straße ins Feld auf der anderen Seite. Und wenn die Terrassentür zum Haus aufsteht, wird auch gerne mal dieser Weg genutzt. "Wir hatten neulich vier Frösche im Wohnzimmer", erzählt Iris Kabelitz. Sie habe diese dann aufgesammelt und sicher über die Straße getragen.

"Das ist toll, dass sie so ein Herz für Tiere haben", sagt Edner erfreut. Generell betont er immer wieder, dass es etwas ganz besonderes sei, dass sich die Frösche hier jetzt angesiedelt hätten. Handlungsbedarf mit Krötenzäunen oder einer Geschwindigkeitsbegrenzung sieht er momentan nicht. "Trotzdem werde ich direkt bei der Unteren Naturschützbehörde Meldung erstatten", sagt er. Diese beobachtet dann, wie sich die Lage entwickelt. Denn Kröten und Frösche kommen zum Laichen gerne wieder zurück an ihre Geburtsstätte. Ob das in Schönebeck auch so sein wird, darüber kann Edner bislang nur spekulieren.

Eines ist aber zumindest an der Paul-Illhardt-Straße festzustellen: Es werden schon wieder weniger Wanderer. Nach nun fast 14 Tagen scheint die große Welle abgeebbt.