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Der Anbieter selbst will nichts von Drückerkolonnen wissen / Stadtwerke Bernburg konnten Gerichtsbeschluss durchsetzen Erste Gerichtsurteile gegen dubiosen Sorglos-Strom von Energy2Day

31.01.2013, 01:17

Schönebeck l Momentan sind in der Elbestadt sogenannte Drückerkolonnen unterwegs. Sie versuchen im Auftrag der Firma Energy2Day angeblich günstige Stromverträge abzuschließen. Die Volksstimme berichtete am Sonnabend über den "Sorglos-Strom". Dabei greifen die Vertreter an der Haustür zu dubiosen Methoden. Teils drängen sie sich mit dem Fuß in die Wohnungen oder geben sich als Mitarbeiter der Stadtwerke Schönebeck aus.

Die Pressesprecherin von Energy2Day, Yvonne Foertsch, äußert sich dazu wie folgt: "Mit dem Vertrieb unserer Stromprodukte haben wir externe Werbeagenturen beauftragt. Die für diese Agenturen tätigen Vertriebsmitarbeiter werden nach strengen Auswahlverfahren eingestellt und sodann gründlich geschult." Weiter sollen sich die Vertreter ausdrücklich als Mitarbeiter der Firma Energy2Day ausgeben und sich mit einem Mitarbeiterausweis vorstellen. Außerdem sei Dienstkleidung Vorschrift.

Dem gegenüber steht die Aussage der Betroffenen Bianca G. aus Schönebeck. Sie beschreibt das Aussehen des Vertreters, der an ihrer Haustür klingelte: "Der hatte einfach normale Straßenkleidung an. Einen Ausweis führte er nicht mit sich."

Außerdem betont Yvonne Foertsch, dass das Auftragsformular des Stromanbieters so gestaltet sei, dass "der Kunde noch einmal eigens darauf hingewiesen wird, dass die örtlichen Stadtwerke und unser Unternehmen gerade nicht miteinander verbunden sind." Sie weist daher die Vorfälle in Schönebeck zurück.

Im letzten Jahr sind bei den örtlichen Stadtwerken rund 80 Fälle bekannt, bei denen die Drückerkolonnen im Spiel waren. Kein Einzelfall in der Region. Auch die Stadtwerke Bernburg kennen die Methoden von Energy2Day gut. Geschäftsführer Gerald Bieling wollte sich die geschäftsschädigenden Maßnahmen nicht mehr kampflos gefallen lassen. Er befürchtete, dass seine Kunden das Vertrauen in den örtlichen Versorger verlieren. "Da habe ich dann gesagt, jetzt ist Schluss mit lustig." In einem ersten Gerichtsverfahren im Februar vergangenen Jahres bekamen die Stadtwerke Recht. Energy2Day war es fortan untersagt, weiterhin Geschäfte im bekannten Muster abzuschließen. Ein paar Monate herrschte Ruhe, dann klingelte es wieder an Bernburgs Haustüren.

Erneut zogen die Stadtwerke vor Gericht und konnten beim Landgericht Magdeburg erreichen, dass Energy2Day ein Ordnungsgeld von 2000 Euro bezahlen musste. Eine wichtige Rolle spielten hier die Zeugen. "Es war nicht leicht, Betroffene dazu zu bewegen, auszusagen", erzählt Bieling. Gerade ältere Menschen scheuen häufig die Dauer und den Druck eines Gerichtsverfahrens.

Bei den Stadtwerken in Schönebeck spielt hier noch ein anderer Gedanke mit. Die Menschen haben Angst, dass sie von den Drückerkolonnen bedrängt werden. Der örtliche Versorger würde gerne klagen, ohne Zeugen hat er jedoch keine Chance.

Generell gilt, dass betroffene Bürger, die an der Haustür einen Vertrag abgeschlossen haben, innerhalb von 14 Tagen einen Widerruf schreiben können. Die Stadtwerke informieren außerdem, dass ihre Mitarbeiter nur mit Vorankündigung in den Außendienst gehen. Neue Stromverträge werden dabei generell nicht abgeschlossen.

Bei Fragen können sich Betroffene an die Stadtwerke Schönebeck unter der Telefonnummer (03928) 788688 wenden.