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Kommunalwahl Frank Schiwek: Schönebecker Stadtrat geht in „Rente“

Nach 30 Jahren ehrenamtliche Arbeit im Stadtrat kandidiert Frank Schiwek (SPD) nicht mehr. Dem Schulleiter fehlt es nun praktisch an Zeit. Mit der Volksstimme blickt er nun zurück.

Von Olaf Koch 25.04.2024, 09:15
Der Kontakt zur Volkssolidarität ist Frank Schiwek wichtig.  Dort spricht er gern in Runden über die Stadtratsarbeit.
Der Kontakt zur Volkssolidarität ist Frank Schiwek wichtig. Dort spricht er gern in Runden über die Stadtratsarbeit. Archivfoto: Kathleen Radunsky-Neumann

Schönebeck. - Eines hätte sich Frank Schiwek (SPD) vor 30 Jahren nicht verstellen können, dass er irgendwann nicht mehr für das Ehrenamt des Stadtrates Schönebeck kandidiert. Nicht gewählt werden: Einverstanden. Aber sich nicht freiwillig auf eine Liste setzen lassen? Niemals! Nun ist dieser Tag gekommen. Die politische Ära eines Mannes geht zu Ende, der sich zwar in einigen Parteien ausprobiert, aber nie sein Ziel aus den Augen verloren hat.

Es ist das Soziale, für das der heute 52-Jährige immer wieder politische Kämpfe ausficht. Deshalb fühlt sich der junge Frank Schiwek am Anfang seiner lokalpolitischen Arbeit der damaligen PDS hingezogen. „Sie waren mir irgendwie mit dem, was ich gedacht und gefühlt habe, am nächsten“, erinnert sich der Schönebecker.

Erster Antrag geht schief

Er hat gute Absichten, will verändern, etwas schaffen. Und ausgerechnet sein erster Antrag im Stadtrat geht schief. „Mit 23 macht man Sachen, die man heute nicht mehr macht“, schmunzelt Frank Schiwek. In Schönebeck gibt es zum damaligen Zeitpunkt noch viele Heimatvertriebene, auch in seiner Familie. „Ich hatte damals die Idee, Straßen nach den Gebieten der Vertrieben zu benennen. Keine Straßen, die umbenannt werden sollten, sondern im neuen Gewerbegebiet in der Barbyer Straße entstanden“, berichtet Schiwek. Sein Fehler: Er trägt den Antrag im Stadtrat vor, ohne ihn zuvor in der Fraktion mit den anderen Stadträten besprochen zu haben.

Was dann folgt, ist nicht verwunderlich: Der Antrag rasselt durch und findet keine Mehrheit. Die neuen Straßen am alten Traktorenwerk werden nach den Nachbarorten Zackmünde, Glinde und Pömmelte benannt.

Frank Schiwek sammelt in den ersten Jahren auf dem Stadtratsparkett Erfahrungen, die ihm heute keiner mehr nehmen kann. Nach einer Episode bei der CDU und mehrmals als fraktionsloser Stadtrat hat er nun eine Heimat bei der SPD gefunden. Egel, ob PDS, CDU und SPD: Frank Schiwek zeigt sich immer bürgernah. Dafür wird er von manchen Stadtratskollegen belächelt. Nämlich dann, wenn er Stunden bei der Volkssolidarität oder anderen Vereinen verbringt und Stadtratsarbeit erklärt, wieso manches geht und anderes eben nicht. „Ja klar, das ist zeitaufwendig, aber in der Lokalpolitik eben wichtig. Ich bin gern zu den Wählern gegangen und empfand das irgendwie nicht als Last“, betont der Stadtrat. Gern erinnert er sich auch an die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Mit ihnen traf er sich im Rathaus und „spielte“ Stadtrat und Stadtverwaltung. Die Kinder hatten Spaß und lernten viel dabei. Ihm brachte das bei den Jugendwahlen in der Stadt immer vordere Plätze.

Er weiß inzwischen, welche politischen Zwänge es gibt, bringt Anträge in den Stadtrat ein und begleitet andere Vorschläge. „Ich bin stolz, an vielen Projekten mitgearbeitet zu haben“, sagt Frank Schiwek und denkt dabei unter anderem an die Baugebiete, die in der Stadt entstanden, an die Kurentwicklung, die erfolgreichen Ansiedlungen im Gewerbegebiet, die Entwicklung des Stadtseniorenrates, an den Aufbau des Jugendbeirates, an die Einführung des digitalen Stadtrates, an die Freischaltung des Online-Melders und an einen ganz besonderen Coup: nämlich die Rettung der Kita in Ranies im August 2016. „Weniger schöne Momente waren die Schließung des Kindersanatoriums und Schulschließungen“, sagt Schiwek ehrlich und blickt damit auf die andere Seite der Medaille.

Auf Nachwuchs gesetzt

Die Zusammenarbeit mit den Kollegen im Stadtrat bezeichnet Schiwek als „zum Glück meist angenehmen und zielführend“. In all den Jahren bemüht er sich, politischen Nachwuchs zu finden. Mit Erfolg: Bei der CDU baut er die Junge Union mit auf, bei der SPD kann er Cornelia Ribbentrop und Steffen Behm zum Stadtratsehrenamt überreden. Erstere ist inzwischen Stadtratsvorsitzende, zweiter Vorsitzender des Finanzausschusses.

Frank Schiwek (links) und Busfahrer Olaf Jungnickel haben eine Stadtrundfahrt fest im Griff.
Frank Schiwek (links) und Busfahrer Olaf Jungnickel haben eine Stadtrundfahrt fest im Griff.
Archivfoto: Daniel Wrüske

Da sich in den vergangenen Jahren das berufliche Leben verschoben hat, möchte Frank Schiwek auch andere Prioritäten setzen. Er ist Leiter der Grundschule in Großmühlingen und liebt die Arbeit mit den Kindern über alles. Er will beides richtig machen, schafft aber nur eines. „Deshalb habe ich mich mit einem weinenden Auge entschieden, nicht mehr für den Stadtrat zu kandidieren“, begründet er.

Dass er auch sein Amt als ehrenamtlicher Geschäftsführer beim Allgemeinen Behindertenverband in Sachsen-Anhalt (Abisa) in Schönebeck abgibt, stand zu keiner Zeit zur Debatte. Auf die Frage nach dem Wieso kommt eine typische Frank-Schiwek-Antwort: „Der Stadtrat Schönebeck läuft problemlos auch ohne mich weiter. Beim Abisa bin ich mir da nicht so sicher.“