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Pferde Gnadau/Döben: 30 Jahre wilde Pferde-Reiterei beim „Lampenputzer“

52 Teilnehmer zählte das 30. Jubiläumsringreiten in Gnadau. Zum ersten Mal konnte dafür der bis dahin wenig beanspruchte Sportplatz genutzt werden, derweil die Fahr-Wettkämpfe traditionell auf der Wiese am Pagnafeld stattfanden.

Von Thomas Linßner 13.07.2021, 14:42
Nach dem jeweiligen Ringreit-Durchgang versammeln sich die Teilnehmer, um zur Musik des „Lampenputzer“ gemeinsam die Wettkampfstrecke abzureiten. Insgesamt nahmen 52 Damen und Herren an dem Gnadauer Wettkampf teil.
Nach dem jeweiligen Ringreit-Durchgang versammeln sich die Teilnehmer, um zur Musik des „Lampenputzer“ gemeinsam die Wettkampfstrecke abzureiten. Insgesamt nahmen 52 Damen und Herren an dem Gnadauer Wettkampf teil. Foto: Thomas Linßner

Gnadau - Man merkte es deutlich: Nach den „coronalen“ Entbehrungen der vergangenen Zeit säumten viele dankbare Zuschauer bei bestem Wetter die Wettkampfpiste neben der Reithalle. Auch die Pferde schienen aus dem Häuschen, endlich mal wieder ihren Bewegungsdrang ausleben zu können. Was man besonders beim „Lampenputzer“ sah. Bei dieser regionalen Besonderheit reiten die Teilnehmer wie die wilde Jagd nach den einzelnen Durchgängen unter dem Ringreitgalgen hindurch. Der „Lampenputzer“ ist übrigens ein Altberliner Gassenhauer, der schon in den 20er-Jahren das Volk in den Ballhäusern in Schwung brachte.

Nun sind es Ross und Reiter.

Nach einem Beschluss des Ortschaftsrates wurde für das Reiten der Sportplatz hinter dem Mehrzweckgebäude genutzt, der auch den blumigen Beinamen „Fliederparkstadion“ trägt. Wie Vereinschef Wolfgang Schoenebaum sagte, erleichtere das die Durch- führung von Pferdesportveranstaltungen. Die Landesklasse-Kicker der SG Gnadau hatten ihren regulären Wettkampfbetrieb eingestellt.

Der Fußballplatz wird nun von den Reitsportlern gepflegt und soll zudem von der frei-willigen Feuerwehr und als Bolzplatz für die Jugend genutzt werden.

Allerdings wartet der Reit- und Fahrverein Gnadau noch auf die Siegelung der Vertragsunterlagen, die im Barbyer Rathaus liegen.

Überschaubare Größe

Mit 52 Teilnehmern hatte das 30. Ringreiten eine überschaubare Größe. Denn Wettkämpfe mit 70, 80 Rössern und Reitern, wie es sie vor ein paar Jahren gab, sind keine Freude für Publikum und Akteure. Vor allem dann nicht, wenn die Sonne brennt.

Doch dieses Problem gab es am vergangenen Sonnabend nicht. Das heitere Wetter war ideal. An den Start gingen Nachwuchsreiter ebenso wie alte Hasen. Zu Letzteren darf man mit Fug und Recht Vereinschef Wolfgang Schoenebaum zählen, der das Ringreiten vor 30 Jahren zusammen mit Volker Brosius aus der Taufe hob. Damals ritt auch der spätere Ortsbürgermeister Dietmar Schrader mit, der jetzt als Besucher auf der Wiese stand.

Wenn sich Schrader und Schoenebaum unterhalten, kommt so manche Schnurre zum Vorschein. So kriegte Reiter Dietmar mal einen eisernen Ring an den Kopf, dass er Sterne sah. Wolfgang Schönebaum schleuderte dieses Wettkampfutensil vor Jahren so ungewollt-geschickt während seines wilden Ritts nach hinten, dass der Eisenring in der Tuba eines Musikanten landete. Bis vor wenigen Jahren wurden die meisten Wettkämpfe noch von Blaskapellen begleitet. Eine Nummer, die man vielleicht wettkampfmäßig ausbauen sollte...

Am Rande des Ringreitjubiläums konnte man derartige putzige Szenen beobachten. Diese beiden kleinen Hunde beschnuppern sich, um Freundschaft zu schließen. Auch viele Leute besuchten die Veranstaltung, die nach langer Zeit Open Air stattfand.
Am Rande des Ringreitjubiläums konnte man derartige putzige Szenen beobachten. Diese beiden kleinen Hunde beschnuppern sich, um Freundschaft zu schließen. Auch viele Leute besuchten die Veranstaltung, die nach langer Zeit Open Air stattfand.
Foto: Thomas Linßner

„Wir haben uns damals unserer bäuerlichen Tradition besonnen“, sagt Schoenebaum. Schließlich hätten die „alten Bauern“ früher auch Ringreiten veranstaltet. Also scharte der Eibener, der selbst von einem Bauernhof stammt, Gleichgesinnte um sich.

2003 gründen die Gnadauer den Reit- und Fahrverein e. V., der heute 210 Mitglieder hat und eine hauptberufliche Reitlehrerin beschäftigt. 130 davon sind Kinder. Es überwiegen die Mädchen. Keine Frage: Pferdesport ist weiblich geworden.

Einen mächtigen Motivationsschub gab der Bau der Reithalle neben dem Sportplatz, wo das ganze Jahr über Betrieb ist.

Die nächste Veranstaltung sind die Gnadauer Reitertage am 28. und 29. August.

Vereinschef Wolfgang Schoenebaum (l.) und der ehemalige Ortschef Dietmar Schrader sind Aktivisten der ersten Stunde.
Vereinschef Wolfgang Schoenebaum (l.) und der ehemalige Ortschef Dietmar Schrader sind Aktivisten der ersten Stunde.
Foto: Thomas Linßner
Hat ihn. Dieser Herr im Westernlook spießte den Ring sauber auf. Über dem Galgen erinnerte eine silberne „30“ an das Jubiläumsringreiten.
Hat ihn. Dieser Herr im Westernlook spießte den Ring sauber auf. Über dem Galgen erinnerte eine silberne „30“ an das Jubiläumsringreiten.
Foto: Thomas Linßner