Gesundheit Gottesgnaden: Beim Kleingartenverein Neue Zeit warten auf den neuen Vorstand einige alte Probleme
Der Kleingartenverein Neue Zeit bei Gottesgnaden hat einen neuen Vorstand. Viel zu tun gibt es für die drei Frauen, die den Verein in den kommenden beiden Jahren führen und vielleicht auch wieder stärker machen wollen.
Gottesgnaden - Mehr als die Hälfte der Gartenpächter hatte sich an der jüngsten Vorstandswahl in der Gartensparte Neue Zeit beteiligt. „84 von 154 Gartennutzern haben ihre Stimme abgegeben“, sagt Ursula Schulze.
Sie wurde zur neuen Vorsitzenden gewählt und wird nun die Geschicke des Vereins wesentlich mit in die Hand nehmen. Die Vorstandsarbeit ist für sie allerdings nicht neu. In den vergangenen Jahren war sie bereits im Vorstand mit dabei und weiß damit, was in den kommenden Monaten auf sie zukommt.
Wie Haus- und Grundstücksbesitzer auch, hatte sich der Vorstand in der Vergangenheit mit der Grundsteuerreform beschäftigt. Denn das Gelände auf dem die vielen Kleingärten steht, gehört dem Verein. Dadurch ist die Pacht für die Gartennutzer unglaublich günstig. Früher verlangte der Verein 50 Euro im Jahr. „Wir mussten die Pacht schon erhöhen, weil auch für den Verein vieles teurer geworden ist“, sagt Ursula Schulze. Jetzt verlange die Neue Zeit von den Pächtern 60 Euro pro Jahr. „Für einige Pächter ist das viel Geld“, weiß sie. Trotz der niedrigen Pacht nimmt der Leerstand in der Anlage beständig zu. Leerstehende Lauben sind besonders am Eingang zu sehen und kein Aushängeschild.
Die Leute verschwinden einfach, beschwert sich die Vereinsvorsitzende und seien für den Kleingartenverein mitunter nicht mehr erreichbar. Die Vereinsmitglieder müssten sich dann mit den Hinterlassenschaften beschäftigen. „Das ist vor allem ärgerlich für die anderen“, meint die Vorsitzende.
Frisches Obst und Gemüse aus eigenem Anbau
Früher waren Kleingärten vor allem von Bewohnern kleiner Wohnungen begehrt, um in der Freizeit auf der kleinen Scholle Obst und Gemüse anzubauen und der Natur näher zu sein, haben es die Kleingartenanlagen seit einigen Jahren schwer. „Viele langjährige Pächter haben inzwischen ihre Gärten aus Altersgründen aufgegeben. Es kommen aber nur wenige neue Pächter nach“, bedauert Ursula Schulze. „Der Leerstand ist überall sichtbar“, sagt Maria Mittelstrass, die ebenso im Vorstand mitarbeitet.
Dabei macht der Anbau von Gemüse heute wieder richtig Sinn, meint Ursula Schulze. „Wenn ich sehe, was der Handel aktuell für Suppengrün verlange, baue ich Porree, Mohrrüben und Sellerie selbst an. Das wächst wunderbar bei uns im Garten auf dem dunklen Boden“, beschreibt sie. Günstiger, frischer und in sehr guter Qualität könne sie kaum an das Suppengemüse kommen, schwärmt sie ihrer eigenen Scholle.
Dabei gibt es in den Kleingärten seit Jahren einen Trend, bei dem sich die Gartenpächter immer mehr vom eigentlichen Kleingarten verabschieden. Wurden die Gärten vor dem Mauerfall vor allem dazu genutzt, die Mangelversorgung des staatlichen Handels mit Obst und Gemüse aufzubessern und auszugleichen, ist dies heute nicht mehr unbedingt notwendig. Obst und Gemüse wird verhältnismäßig günstig im Handel angeboten. Da lohnte der eigene Anbau in der Vergangenheit kaum noch.
Erst mit der Verteuerung der Energie sind auch Obst und Gemüse spürbar teurer geworden. Heute lohnt sich die Pflege des eigenen Gemüsebeetes wieder, um Geld zu sparen. Dennoch bleibt die Nachfrage nach den Gärten gering. Die verbliebenen Pächter müssen sich wegen des Leerstandes um immer mehr Flächen der 25 Hektar großen Anlage kümmern und so dafür sorgen, dass die ehemaligen Gärten nicht verwahrlosen.
Grundsteuer als weitere Herausforderung
Demnächst könnten die Kosten für die Kleingärtner sogar noch steigen, hält es Ursula Schulze nicht für ausgeschlossen. Das Potenzial darin sieht sie in der künftigen Grundsteuer, die die Kommune von ihnen verlangt. In den vergangenen Monaten haben sich die Kleingärtner immer wieder mit dem Grund und Boden beschäftigt, um wie alle anderen Grundstückseigentümer dem Finanzamt Daten zu liefern. „Ich gehe davon aus, dass wir mit der neuen Grundsteuer auch mehr bezahlen müssen“, sagt Ursula Schulze. Noch haben die Kommunen sich dazu nicht geäußert. Die neue Grundsteuer soll zudem erst ab dem Jahr 2025 gelten.
Zuvor muss sich der Stadtrat mit der Neubewertung befassen und die Steuersätze an die neue Bewertung anpassen. Schon vor der Grundsteuerreform hatten die Kommunen versprochen, dass die Bürger später nicht mehr bezahlen sollen. Gespannt sind die Kleingärtner, ob sich das Versprechen für sie erfüllt.
Die niedrigen Pachtzinsen für die Kleingärtner will der Verein beibehalten, um auch in Zukunft attraktiv zu bleiben und neue Pächter zu finden. Ob das auch gelingt, bleibt die große Herausforderung in der Zukunft. Für den Verein Neue Zeit wird dies keine leichte Aufgabe sein.