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Platzprobleme Grünewalde bald ohne Kita?

Die Kita „Storchennest“ in Grünewalde hat zu wenig Platz. Deshalb soll sie aus dem Container herausgeholt und neu gebaut werden.

Von Julia Schneider 21.01.2016, 18:03

Grünewalde l Ein Besuch der Volksstimme in der Grünewalder Kindertagesstätte offenbart die Probleme, die das „Storchennest“ hat. Im Mittelpunkt steht dort unter anderem der Bezug zur Natur – der Wald und die Elbe sind nah und werden häufig besucht, die Kinder sind ständig draußen unterwegs. An Regentagen aber wird es eng in dem Containerbau.

Mit 28 Kindern ist die Tagesstätte derzeit fast ausgelastet. Vor allem die Krippenplätze seien begehrt. „Ich muss viele Eltern wieder wegschicken, die ihre Kinder hier anmelden wollen – und das häufig“, so die Leiterin. Bis 1992 war die Einrichtung im Alten Forsthaus untergebracht. Darin steckte der Schwamm, weshalb die Stadt, damals noch Träger der Kita, die Kinder dort herausholte und die Container errichten ließ – eigentlich als Provisorium. Eine Betriebserlaubnis habe es damals nur für die Betreuung von Kindergartenkindern gegeben. Als die Arbeiterwohlfahrt (Awo) die Einrichtung 1997 übernahm, wurde diese auf Krippenkinder erweitert. Seitdem stehen beispielsweise zwei Kinderbettchen im Büro von Angela Spandau, um Kinder unter einem Jahr ungestört ruhen zu lassen.

Ansonsten gibt es zwei Gruppenräume, einer für die Kindergarten- und einer für die Krippenkinder. Dort essen die Mädchen und Jungen, dort schlafen und spielen sie. „Es wäre schön, wenn wir noch andere Möglichkeiten hätten“, gibt Angela Spandau zu. Andere Kitas hätten Bastelräume, Snoozle-Zimmer zum Ausruhen, Sport-, Umkleide- und Essensräume. Wenn ein größeres Kind beispielsweise keinen Mittagsschlaf machen möchte, kann es im „Storchennest“ nicht in einen anderen Raum gehen und sich beschäftigen. Ausgewichen wird in der Kita oftmals auf den Flur. Diesen haben die Eltern der Schulanfänger von 2015 als Geschenk an die Einrichtung hell und freundlich gestaltet. Die Vorschulkinder haben zudem einen Bauwagen im Garten stehen, in dem es Computer zum Lernen gibt. Der Wagen ist allerdings nur im Sommer nutzbar, da er keine Zentralheizung besitzt. Zum Sport werden die Kinder einmal wöchentlich von einem Bus in die Turnhalle der Käthe-Kollwitz-Schule gebracht – das bezahlt die Stadt. Selbst einen Aufenthaltsraum für Erzieherinnen gibt es nicht.

Zu den Platzproblemen kommt, dass die Container baulich nicht mehr auf dem neuesten Stand sind. So musste im Jahr 2000 bereits das Dach samt Deckendämmung ausgetauscht werden, weil sich Regenwasser sammelte und durch die Decke drang. Zudem war die Kita von den Hochwassern 2002 und 2013 betroffen, das gesamte Gelände stand unter Wasser. Wie die Container, die auf einem Streifenfundament stehen, seitdem von unten aussehen, darüber wagt auch Awo-Geschäftsführerin Sibylle Barby nicht nachzudenken. „Wir sehen die Probleme in den Containern schon lange“, verrät sie der Volksstimme. Darum haben die Stadt Schönebeck und der Träger bereits öfter an einem Tisch gesessen, um die Kita in einem anderen Gebäude unterzubringen.

Zuletzt stellte eine Firma, die im Auftrag der Stadt das Rathauscenter und die Umgebung plant, dafür nach Grundstücken sucht und Investoren ins Boot holt, der Awo die Möglichkeit vor, das „Storchennest“ an der Steinstraße neu zu errichten. „Wir sind sehr angetan von der Möglichkeit“, sagt Sibylle Barby. Diese beinhalte, dass ein Investor einen Neubau realisiert und die Awo als Mieter auftritt. Denn einen Neubau könne weder Awo noch Stadt finanziell bewerkstelligen.

Dass die angedachten Pläne an der Steinstraße aber noch nicht konkret seien und es bisher weder ein Baurecht noch eine akute Planungsphase gebe, stellte Oberbürgermeister Bert Knoblauch bei einer Bürgerversammlung für Elbenau und Grünewalde klar. Vorerst sei nur mit Awo und Kita-Leitung gesprochen worden, weder Eltern noch Stadträte seien bisher informiert worden, denn die Idee stecke noch in den Kinderschuhen. Etliche Stadträte hatten jedoch trotzdem von den Überlegungen gehört und sich im Stadtrat und in Ausschüssen bereits dagegen ausgesprochen.

So erläuterte auch Marlis Ekrutt (CDU) bei der Bürgerversammlung, dass ein Wegnehmen der Kita aus Grünewalde die ländliche Struktur zerstören würde. Holger Goldschmidt (FDP/Rettet die Altstadt) verdächtigte die Stadtverwaltung gar, alle Einrichtungen hinter dem Rücken der Ortsteile zentral nach Schönebeck ziehen zu wollen. Die Stadträte regten an, möglichen Investoren Baugrundstücke anzupreisen, die sich in Grünewalde befinden. Denn auf dem jetzigen Kita-Gelände wäre ein Neubau wegen der Hochwasserproblematik undenkbar. „Wir haben derzeit keine Grundstücke in Grünewalde“, antwortete Bert Knoblauch.

„Für mich wäre es das Allerschönste, die Kita hier im Ort neu aufzubauen. Wenn das aber nicht geht, dann wäre ich auch mit Schönebeck als Standort einverstanden. Die Hauptsache ist ein Neubau, der mehr Platz und damit mehr Möglichkeiten brächte“, erklärte Leiterin Angela Spandau der Volksstimme. Mit einem „weinenden und einem lachenden Auge“ sähe auch Awo-Chefin Sibylle Barby einem Umzug nach Schönebeck entgegen. Obwohl sich in unmittelbarer Nähe zur Steinstraße zwei weitere Kitas befinden, sähe sie kein Problem darin, die Kinderzahlen zu halten. Denn Krippenplätze seien überall begehrt. „Ich verstehe, dass die Grünewalder ihre Kita nicht verlieren möchten“, sagt Sibylle Barby. Letztlich könne die Awo jedoch nur mit Förderung durch ein Programm wie Stark V selbst eine neue Kita bauen – eine Teilnahme daran zeichnet sich derzeit jedoch nicht ab.