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Großbrand Illegale "Werkstatt" brennt komplett ab

In Sachsendorf im Salzlandkreis brannte eine Halle mit alten Autos vollkommen aus. Der Mieter der Räume hat keine Gewerbegenehmigung.

Von Thomas Linßner 10.07.2020, 10:46

Sachsendorf l Das war kein gewöhlicher Einsatz: Wie Einsatzleiter Tino Puder sagt, wurde der Brand 2.21 Uhr gemeldet. Anwohner hatten Explosionen gehört, die vermutlich von platzenden Reifen herrührten. In der Nacht zum Mittwoch waren außer der Feuerwehr Sachsendorf –die Halle liegt in Sichtweite des Depots – auch Rosenburg, Breitenhagen, Lödderitz und die Drehleiter aus Aken im Einsatz. Was als Kleinbrand gemeldet wurde, entwickelte sich zum Großfeuer. Dabei wurden Unmengen von Wasser benötigt, das aus Unterflurhydranten und Löschbrunnen kam. Insgesamt schlugen sich 68 Kameraden die Nacht und den Morgen um die Ohren. Eine Brandstiftung kann nicht ausgeschlossen werden. Der Einsatz dauerte bis in den nächsten Tag.

Laut Aussage des Salzlandkreises ermittele die Staatsanwaltschaft. Der Nutzer der Halle besitzt keine Gewerbegenehmigung und war für Volksstimme-Nachfragen nicht zu erreichen. Wie ein Sprecher des Polizeirevieres Salzlandkreis am Freitag der Volksstimme sagte, ist die Brandursachenermittlung noch nicht abgeschlossen.

Hört man sich auf den Straßen des 250-Einwohnerdorfes um, bekommt man etwa eine Ahnung. Die Quintessenz der Aussagen: Es sei eine Frage der Zeit gewesen, dass die Halle mit den Autos mal in die Schlagzeilen rückt. Seinen Namen möchte allerdings keiner der Befragten in der Zeitung lesen. Zu „heikel“ sei es, öffentlich über den „Händler“ im Siedlungsweg etwas zu sagen. Der komme vom Balkan und habe zuvor schon in Calbe eine ähnliche Unternehmung betrieben.

Auf dem ehemaligen landwirtschaftlichen Gelände – die Halle wurde zu DDR-Zeiten als Kuhstall genutzt – sollen rund 160 Pkw stehen. Weil eine so große Anzahl von Autos den berechtigten Argwohn der Bürger auf den Plan rief, interessierte sich die Polizei vor einigen Monaten schon für die Herkunft der Pkw. Doch eine Diebstahlshandlung habe nicht vorgelegen, wie es auf Nachfrage heißt.

Wie man in Sachsendorf beobachtete, kamen in unregelmäßigen Abständen immer mal „ein paar Männer“, die in der Halle werkelten. Sie seien tagsüber „unsichtbar“ gewesen, würden kaum gesehen, wenn sie zur Arbeit gingen oder vor dort kamen.

Erst vermutete man, dass die Autos fit für den Export in Richtung Osten gemacht werden. Doch der Fall liegt anders: Es werden die Katalysatoren ausgebaut und weiter verkauft, meint ein Anwohner des Siedlungswegs. Seit etwa sechs Wochen sei allerdings Ruhe eingekehrt. Ein anderer Sachsendorfer ist davon überzeugt, dass die „Kats“ zerlegt werden. Denn mit gebrauchten Automobil-Katalysatoren ist derzeit viel Geld zu verdienen: Sie enthalten wertvolle Rohstoffe, deren Wiedergewinnung äußerst lukrativ ist. Das schnelle Geld im Recyclinggeschäft lockt auch die Unseriösen der Branche an. Der keramische Kat-Kern, der sogenannte Monolith, ist mit den Edelmetallen Platin, Palladium und Rhodium beschichtet. Die teuren Stoffe sind das Herz des Abgasreinigers, sie ermöglichen erst die Umwandlung der Giftstoffe in unschädliche Gase. Die Platingruppenmetalle  machen insgesamt bis zu drei Gramm aus. Um ein Gramm des begehrten Stoffes Platin zu gewinnen, sind entweder 300 Kilogramm Gestein aus einer Mine nötig oder 500 Gramm Monolithmasse eines Autokats.

Die aktuellen Besitzer der Halle leben in Nordrhein-Westfalen und haben das Objekt vermietet. Eine Hälfte wurde in den 90er Jahren von einer Baufirma genutzt, der andere Teil seit ein paar Jahren von den Autoverwertern.

Zum Zeitpunkt des Brandes  sollen sich rund 160 alte Autos auf dem Gelände befunden haben. Sind die Fahrzeuge ausgeschlachtet, stauen sich die Karossen förmlich. Mit dem Großbrand in der Halle hat sich ein Teil dieses Lagerungsproblems erledigt.

Bereits im vergangenen Jahr wurden die Behörden zum ersten Mal aktiv und inspizierten das Gelände, nachdem ein Auto brannte, wurde mitgeteilt. Vor etwa fünf, sechs Wochen habe der Salzlandkreis bei einer Ortsbegehung eine illegale Grundstücksnutzung festgestellt und dem Betreiber die Fortsetzung der Nutzung untersagt. Parallel hierzu eröffnete die Untere Naturschutzbhörde ein Verwaltungsverfahren aufgrund von Abfallablagerungen. Wenig später brannte die Halle ...