Bärenklau Im Kampf gegen den Herkules
Der Bärenklau hat alles, was ein Neophyt haben muss: Er verbreitet sich schnell und aggressiv. Zum Leidwesen der Schönebecker.
Schönebeck l Groß und kräftig war er. Berühmt für seinen kämpferischen Geist. Bekannt dafür, niemals aufzugeben. Nicht umsonst ist der Riesenbärenklau als „Herkulesstaude“ nach dem griechisch-römischen Halbgott benannt. Doch leider ist die Durchsetzungskraft der Pflanze weniger Mythos, als ein wissenschaftlich bewiesener Fakt.
Denn, so beobachteten es bereits mehrere Volksstimme-Leser: Die Herkulesstaude breitet sich hierzulande immer mehr aus. „Wird diese Pflanze nun auch bei uns heimisch?“, fragt etwa Evelyn Platz aus Zens, die auf der Fahrt auf der Landstraße 65 zwischen Calbe und Schönebeck am Straßenrand Bärenklau gesehen hat, der mittlerweile die Höhe von neu gepflanzten Bäumen erreicht hat. Eine weitere Anfrage kam von einer besorgten Leserin, die die giftige Staude in der Schönebecker Edelmannstraße gesichtet hatte.
Der Riesenbärenklau ist ein Neophyt. Das heißt, dass er zu den Pflanzen gehört, die sich hierzulande neu angesiedelt haben. „Die Herkulesstaude ist wahnsinnig aggressiv“, bestätigt Karlheinz Schuppe, Vorstandsmitglied der Schönebecker Ortsgruppe des Naturschutzbundes (Nabu). Er ist davon überzeugt, dass in der Bekämpfung der Pflanze viel zu häufig pausiert wird oder die Pflanze nicht immer sachgerecht inklusive Wurzeln entfernt wird.
Das berge Gefahren. Denn, so das Nabu-Mitglied: „Der Saft der Pflanze kann zu ernsthaften Hautätzungen führen, die mit Verbrennungen dritten Grades verglichen werden können.“ In der Beseitigung der Pflanze muss man laut Karlheinz Schuppe mindestens genauso energisch sein, wie die Pflanze aggressiv ist. „Neben der kompletten Entfernung der Wurzeln ist es ebenso wichtig, dass die Samen im Allgemeinmüll entsorgt werden – auf dem Kompost oder im Biomüll haben sie nichts zu suchen“, so der Pflanzenkenner.
Wenn die Wurzel nicht entfernt werden kann – etwa, weil andere Wurzeln von Büschen oder Bäumen sonst beschädigt werden, helfe laut Schuppe nur eins: „Mähen, damit die Pflanze geschwächt und eine Samenbildung verhindert wird.“ Trotz der Gefahren gebe es dennoch Menschen, die sich die Herkulesstaude als Zierpflanze halten. Auch hier gelte, dass die Blüten gestutzt werden müssen, noch bevor sich Samen gebildet haben. Denn das, so Schuppe, können bis zu 100 000 pro Pflanze sein. „Über fließende Gewässer werden diese dann in der Umgebung verteilt“, erklärt er einen Grund der rasanten Verbreitung im Stadtgebiet Schönebeck.
Die Stadt Schönebeck geht nach Angaben von Rathaussprecher Hans-Peter Wannewitz gegen den Riesenbärenklau vor, wenn er sich auf öffentlichen Flächen bemerkbar macht. „Er wird dann umgehend ausgegraben und vernichtet“, so Wannewitz.
Entlang der Kreisstraßen des Salzlandkreises wird regelmäßig eine Mahd des Straßenseitenraums vom Kreiswirtschaftsbetrieb durchgeführt, teilt Eva Beyer, Sachgebietsleiterin für Natur- und Artenschutz, mit. In diesen Bereichen wird der Bewuchs kurz gehalten. „Es wird so sicher gestellt, dass ein Aufwuchs von Riesenbärenklau und eine Blüte nicht erfolgt“, so Beyer. Die Ausbreitung der Pflanze werde damit erheblich gemindert. Für die Landesstraße 65 ist nicht der Kreis, sondern die Landesstraßenbaubehörde zuständig.