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Caféeck In Granit gemeißelt: "Für unsere Stadt"

Gestaltung einer innerstädtischen Baulücke in Barby findet mit Aufstellen eines Gedenksteins ihren Abschluss.

Von Thomas Linßner 14.09.2020, 01:01

Barby l „Bisschen weiter links ... ja, jetzt gut, langsaaaam runter!“, lotst Siegfried Ulrich das Ablegen des Findlings an der „Caféecke“. Der Stein wiegt etwa eine Tonne, was für den Kranausleger des kleinen Lkw eine Herausforderung ist. Die Überlastsicherung piept aufgeregt, was signalisiert, dass die Technik jetzt an ihre Grenzen stößt. Erst als der Stein kurz über dem Boden hängt und die elektronische Überlastsicherung kurz vor dem Infarkt steht, drückt Eike Ulrich einen Überbrückungstaster. „So was macht man nur ausnahmsweise“, gesteht der junge Steinmetzmeister. Anderenfalls kann im schlimmsten Falle die Technik (zuweilen auch die Bediener der Steuerung) Schaden nehmen. Und das kostet.

Der rötliche Granitfindling, den die Steinmetze Siegfried und Eike Ulrich in ihrer Barbyer Werkstatt mit Wappen und Schriftzug versehen haben, kostet fast nichts. Denn er ist das krönende Häubchen der Caféeckengestaltung, die die Barbyer Handwerkerschaft übernahm. So steht auf dem Findling nur der Schriftzug „Für unsere Stadt“; darunter ist das kolorierte Stadtwappen zu sehen. „Wenn wir namentlich all jene aufgezählt hätten, die hieran beteiligt waren, würden wir jetzt noch meißeln“, lächelt Siegfried Ulrich etwas gequält.

Vor allem Mitgliedern des Heimatvereins „Grafschaft Barby“ war dieser Ort im Herzen der Elbestadt ein Dorn im Auge. Sie holten die Barbyer Handwerkerschaft mit ins Boot, die in den vergangenen Jahren schon einige Dinge auf den Weg brachte, für die die Stadt kein Geld hat.

Nach dem Abriss des Hauses wurde das Areal zum Teil gepflastert, mit Rasen, einem Baum und Bänken aufgewertet. Damit wurde die Caféecke wieder ein bisschen zu dem, was sie früher mal war: ein Kommunikationsort. Hier traf man sich, verfolgte das Treiben in der Innenstadt und sinnierte über den Lauf der Welt.

Der Bauingenieur Frank Liersch malte auf fast 24 Quadratmetern der Nachbarhauswand die alte „Caféecke“, wie sie früher aussah. Seitdem ist der Ort ein Hingucker.

Die Barbyer Handwerkerschaft ist eine lose Vereinigung von etwa 25 Mitgliedern. Außer der Caféecke hatten die Männer unter anderem zwei Haltestellen im Fachwerkstil aufgebaut, die mittlerweile schon gestrichen wurden.

Mit dem rötlichen Balmoral-Granitfindling fand die Baulückengestaltung an der Caféecke ihren Abschluss. Ein winziges Wermutströpfchen gibt es hier allerdings noch: Eine kleine Betonschwelle würde verhindern, dass der Perlkies von der Gestaltungsfläche auf den Fußweg getragen wird.