Kreisjägerschaft Jens Dedow: „Der Wolf ist auch bei uns“
Die Mitglieder der Kreisjägerschaft Schönebeck sind zu ihrer Jahreshauptversammlung zusammengekommen.
Kleinmühlingen/Schönebeck l Die Kreisjägerschaft Schönebeck zählt derzeit 262 Mitglieder aus dem Altkreis. Sie waren am Sonnabend zur Jahreshauptversammlung in die „Kleine Kneipe“ Kleinmühlingen eingeladen. Und die Mitglieder folgten der Einladung sehr zahlreich. Die Themen, auf die Jens Dedow in seinem Rechenschaftsbericht einging, waren vielfältig. Er ist Vorsitzender der hiesigen Jägerschaft und zudem als Förster für das Revier Elbaue mit zuständig.
Ein Thema: der Wolf. „Die Verbreitung des Wolfes verläuft rasant“, stellt er seinen Ausführungen voran. In den aktuellen Monitoring-Ergebnissen sei die Rede von mindestens zehn Ansiedlungen in Sachsen-Anhalt. „Zum Vergleich: In Brandenburg sind es 20, in Sachsen ähnlich viele und in Niedersachsen zehn - macht in Summe etwa 60 nachgewiesene Ansiedlungen in Deutschland“, sagte Dedow und fügte an: „Als Jäger wissen wir, dass die tatsächliche Zahl höher ist. Schon deswegen, weil die Monitoring-Ergebnisse sich immer auf das Vorjahr beziehen und eine erneute Reproduktion im Mai vor der Tür steht.“
Er selbst, so der Vorsitzende, sei bisher immer auf Bilder von anderen angewiesen gewesen. So seien zwischen September und November zwei Wölfe im Bereich Ranies, Plötzky und Elbenau gesehen worden. Jetzt aber könne er mit eigenen Bildern vom Wolf, aufgenommen in der Region - südlich von Magdeburg am nördlichsten Rand der Gemarkung Schönebeck, Nähe Randau, in den ersten Monaten dieses Jahres - aufwarten. „Der Wolf ist auch bei uns da!“, verkündete Jens Dedow. Auch er habe Wolfsrisse gefunden.
In seinem Bericht informierte er darüber, dass der Landesjagdverband sich mit einer schriftlichen Anfrage zum Thema Wolf an die europäische Kommission gewandt habe. Unter anderem gehe es um die Möglichkeit der Bejagung in Deutschland nach dem Vorbild Frankreichs. „Dort werden seit 2011 Wölfe der Laufbahn durch Jäger entnommen“, erklärte Jens Dedow. Begründet habe das die französische Regierung mit der Zunahme der Konflikte und dem Absenken der regional enorm überhöhten Bestände. Die Antwort der Kommission auf die Anfrage des Verbandes sei eindeutig, so der Vorsitzende der Jägerschaft: Schon jetzt wäre eine Bejagung nach EU-Recht möglich. Dafür wäre jedoch ein Managementplan notwendig, den das Bundesumweltministerium auf den Weg bringen müsste. „Und an dieser Stelle gerät der Karren ins Stocken“, betonte Jens Dedow. Aus seiner Sicht habe das Bundesumweltministerium die Entwicklung verschlafen. Schon längst hätte ein nationaler Managementplan - wie auch vom Deutschen Jagdverband gefordert - erstellt werden müssen. Stattdessen arbeite das Ministerium „mit konstanter Ignoranz mit uralten Zahlen und Aussagen, die weit weg von der Realität sind“. Überspitzt sagte er: „Vielleicht müssen die Wölfe erst vor den Toren Bonns (Dort sitzt noch ein Teil des Ministeriums, Anm. der Redaktion) stehen, bis in diesem Ministerium etwas passiert. Aber so lange werden wir nicht mehr warten.“ Der Landesverband Sachsen-Anhalt habe im Deutschen Jagdverband durchgesetzt, erklärte Jens Dedow, dass die Abgeordneten der Regierungskoalition auf Bundesebene über das Nicht-Handeln der Umweltministerin informiert werden.
An die Mitglieder der Kreisjägerschaft Schönebeck appellierte er, dass dieses Thema die Mitarbeit der Basis verlange. Die rasante Entwicklung müsse mittels Meldungen dokumentiert werden. „Gemäß der Devise ,Wer schreibt, der bleibt‘ muss es uns in Fleisch und Blut übergehen, Fährten, Risse oder Sichtungen zu melden.“ Jedes neue Verbreitungsgebiet müsse umgehend den Wolfskundigen gemeldet werden, Ansprechpartner sind auch Hegeringleiter oder der Vorstand der Kreisjägerschaft.
Weitere Berichte folgen.