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Jubiläum Kiosk wird Gaststätte: Eggersdorf feiert 30 Jahre „Pferdestall“

Die Gaststätte „Zum Pferdestall“ aus Eggersdorf wird heute vor genau 30 Jahren gegründet. Wie hat sich die Einrichtung entwickelt und wie ist der markante Name entstanden?

Von Klaus-Dieter Schmidt 23.12.2023, 06:45
Das Team der Gaststätte feiert heute 30 Jahre „Zum Pferdestall“.
Das Team der Gaststätte feiert heute 30 Jahre „Zum Pferdestall“. Foto: Schmidt

Eggersdorf. - Heute feiert das Team der Eggersdorfer Gaststätte „Zum Pferdestall“ den dreißigsten Geburtstag ihrer Einrichtung. Viele Gratulanten werden an diesem Tag den Jubilaren ihre Glückwünsche überbringen. Und für die meisten von ihnen werden Erinnerungen geweckt, denn sie haben die Entwicklung des Gaststättenbetriebes selbst miterlebt, sind auch treue Stammkunden oder besuchten häufig in all den Jahren das Lokal.

Ein interessanter Name

Die Gaststätte „Zum Pferdestall“ entwickelte sich zunehmend zu einer Gaststätte, die über die Gemeindegrenzen hinaus weithin bekannt ist und sich einen guten Namen gemacht hat. Bei ortsfremden Besuchern kommt es dann aber oft zu der Frage: „Warum trägt das Lokal diesen nichtalltäglichen Namen?“Zugegeben, in der Eggersdorfer Historie gab es schon wohlklingendere Namen. So wurde die 1803 neu gebaute Gemeindeschenke in der Kirchstraße 2 mit „Preußischer Hof“ versehen. Otto Arnold versah sein in den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts errichtetes Geschäft in der Tränkestraße 20 mit der Bezeichnung „Kolonialwarenhandlung und Restauration“. Das in der Chausseestraße 31/32 um 1869 betriebene Lokal von Hermann Peine hieß „Lindenhof“. Und 1910 bauten Wilhelm und Alwine Linde ihren Gasthof am Bahnhof, den sie Bezug nehmend auf ihren Namen „Gasthof zu den zwei Linden.“ betitelten.

Nun zurück zum Namen „Pferdestall“. Die im Herbst 1989 eingeleitete Wende und die darauffolgende Wiedervereinigung 1990 versetzte besonders den östlichen Teil unseres Landes in eine Aufbruchstimmung, die getragen war nach dem Drang von Veränderungen in allen Bereichen. So auch bei der Familie Dübecke in der Bahnhofstraße 8. Mutter Margit Dübecke wollte sich nicht damit begnü-gen, „Frische Eier zu verkaufen“, wie es damals oft an Hoftüren im Dorf zu lesen war. Sie hatte da eine andere Vorstellung von der aufkeimenden Marktwirtschaft.

Sie wollte mehr verkaufen und richtete sich nach der Wende mit Unterstützung ihres Mannes Ernst 1990 einen kleinen Kioskbetrieb in ihrer Garage ein, der bei den Anwohnern bald Zuspruch fand. Denn man konnte dort nicht nur Getränke, sondern auch frische Brötchen und viele Dinge kaufen, die im täglichen Haushalt benötigt wurden. Auf ihrem danebenliegenden Ackergrundstück wurde noch eine kleine Gartenlaube zusätzlich aufgestellt, um der ganz durstigen Kundschaft ein ruhiges Plätzchen zum Verweilen zu verschaffen. Eine Toilette gab es aber nicht. Die trinkfreudigen Kunden gingen dann immer auf den Hof der Dübeckes und suchten den Pferdestall auf. Das einzige Pferd der Dübeckes, Lotte, hatte auch nichts dagegen.

Ausbau des Lokals

Weil alles so gut lief, planten die Dübeckes zusätzlich zum Getränkeshop noch den Bau einer kleinen Gaststätte. Mit viel Optimismus und Arbeitseifer und natürlich mit der tatkräftigen Unterstützung ihrer Kinder Erika, Günter und Beate gingen sie das Vorhaben an und konnten 1993 einen neuen Gaststättenbetrieb im Dorf eröffnen. Und sie gaben ihm den Namen „Zum Pferdestall“. Zugegebenermaßen ein ungewöhnlicher Namen für ein Lokal, aber die Gründe dafür konnte man, wie bereits geschildert, akzeptieren. Die Plätze in dem kleinen Gastraum reichen bald nicht mehr aus. Deshalb erfolgte 1996 mit dem Anbau eines Raumes eine Erweiterung. Jetzt wurden Bedingungen geschaffen, die für Familien-, Betriebsfeiern oder sonstigen Veranstaltungen ausreichend Platz boten.

Der „Pferdestall“ entwickelte sich nun zunehmend zu einem Gaststättenbetrieb, der über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt ist. Auf der Speisekarte findet man ein vielseitiges, reichhaltiges und schmackhaftes Speisenangebot.

Da für größere Feste im Dorf zu dieser Zeit kein geeigneter Saal und auch kein Festplatz zur Verfügung standen, hatten die Dübeckes wieder eine glorreiche Idee. Das hinter ihrer Gaststätte liegende Ackerstück gestalteten sie zu einem Festplatz um, der 1997 zum Heimatfest eingeweiht wurde. Die Anschaffung eines Bierzeltes mit dem dazugehörigen Ausschank war die nächste Investition, die getätigt wurde.

Mit ihrem großen Festzelt und dem dazugehörigen Bierwagen findet man Sohn Günter oft auf Volksfesten in der Umgebung. Natürlich stehen ihm seine Familienmitglieder und fleißige Helfer zur Seite. Auf den Veranstaltungsplakaten ist dann immer zu lesen: „Das Team vom Pferdestall hat die Versorgung übernommen.“

Als am 26. September 2003 die Vereinsgaststätte des Sport- und Freizeitzentrums eröffnet wurde, hat Erika Dübecke die Bewirtschaftung übernommen. Gemeinsam mit ihrer Schwester Beate, die jetzt im „Pferdestall“ das Sagen hat, versorgen die beiden Wirtinnen ihre Gäste vom täglichen Mittagstisch bis zum Mega-Event, wie großen Feiern im Sport- und Freizeitzentrum, dem traditionellen Oktoberfest, Schulfesten und sonstigen Großveranstaltungen.

Stammkunden im „Schlauch“

Der Getränkekiosk von Mutter Margit wurde noch zusätzlich bewirtschaftet. Die Rede ist von einem länglichen Raum auf dem Hof, der den Stammkunden zum Verweilen dient. Bei den Eggersdorfern unter dem Namen „Schlauch“ bekannt. In den Sommermonaten wird hingegen ein Platz am großen Stammtisch auf dem ländlichen Hof der Dübeckes bevorzugt.

Das Lokal wurde in der warmen Jahreszeit noch zusätzlich mit einem Biergarten erweitert, in dem 30 Gäste ihren Platz mitten im Grünen finden. Auf dem dahinter liegenden Spielplatz können sich die Kleinsten der Gäste tummeln.

Wenn die Kinder der Dübeckes heute ihr dreißigjähriges Betriebsjubiläum begehen, dann wird Mutter Magrit nicht mehr dabei sein. Sie kann das Gründungsfest, des von ihr gegründeten Gaststättenbetriebes nicht mehr miterleben. Im Alter von 84 Jahren endete ihr arbeitsreiches Leben im Juli diesen Jahres.

Es bleibt nur zu Wünschen, dass ihre Kinder den „Pferdestall“ in ihrem Sinne erfolgreich weiter führen.