Stadtverwaltung schlägt den Einsatz von Studenten für die Planung der Stadtentwicklung vor Leben am Fluss soll in Calbe in Vordergund rücken
Die Calbenser Stadtverwaltung will Studenten einladen, die sich mit der Wohnsituation der Kleinstadt beschäftigen. Das Leben am Fluss soll dabei in den Mittelpunkt rücken.
Calbe l Früher lebten die Menschen bevorzugt an Flüssen. Sie brachten nicht nur Trinkwasser, sondern stellten durch den Fischbestand auch eine Nahrungsgrundlage dar. Heute hat sich das Bild gewandelt. Auf die Flüsse angewiesen sind die wenigsten Städte. So auch Calbe.
Neben der Wassernutzung wurde die Energie verwendet, um beispielsweise Getreide zu mahlen. Heute dient das fließende Wasser allenfalls noch in bescheidenem Ausmaß zur Energiegewinnung. Doch wie leben die Menschen heute mit dem Fluss vor der Haustür? Spielt das Gewässer mit seinen schwankenden Pegeln noch eine Rolle im Bewusstsein der Menschen?
Mit diesen Fragen sollen sich demnächst Stundenten der Fachhochschule Bernburg beschäftigen, kündigte Bauamtsleiter Volker Ludwig an. Er habe mit einem Professor Kontakt aufgenommen, der seine Studenten gern auf Calbe ansetzen wolle. Leben am Fluss ist dabei die große Überschrift des Projektes. Dabei soll es um die künftige Stadtentwicklung gehen. Wie sehen die Studenten die Zukunft der Kleinstadt an der Saale? Kann sich die Stadt zum Fluss hin öffnen?
Heute müssen die Besucher von Calbe schon etwas auf die Suche gehen, um den Fluss in direkter Nachbarschaft zur Innenstadt zu finden. Gesucht werden Alleinstellungsmerkmale, die den Charakter der Stadt unterstreichen und letztlich die Stadt für die Bürger attraktiver machen, erklärt Volker Ludwig. Der Amtsleiter warb bei der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Wirtschaftsförderung für den Einsatz der Studenten. Denn ebenso ist das Engagement der angehenden Fachleute für die Kommune kostenlos.
Und vielleicht ist auch ein Blick von Dritten ganz hilfreich bei der künftigen Stadtplanung, meinte er. Andere sehen die Stadt vielleicht mit anderen Augen als diejenigen, die täglich darin wohnen. Ebenso unterstützt Bürgermeister Dieter Tischmeyer den Ansatz.
Für Stadtrat Uwe Klamm ist das Thema ein alter Hut. Überall werde mit dem Slogan geworben, meldete er sich zu Wort und hatte sogar eine gleichnamige Broschüre dabei. Klamm favorisiert die Anbindung der Stadt an die großen Wasserstraßen. Bereits vor vielen Jahrzehnten habe es entsprechende Ausbaupläne gegeben, die nach dem Krieg in Vergessenheit gerieten.
Er verwies auf neue Studien und Untersuchungen, die sich vor allem mit den touristischen Konzepten der Region beschäftigen. Das Gebiet zwischen Magdeburg und Leipzig müsse an die großen Wasserstraßen angebunden werden, ist er der Überzeugung. Durch die Flutung der Tagebaue bei Leipzig entstünden in den kommenden Jahren große Binnenseen. Diese Seen müssten für die Freizeitkapitäne erreichbar sein.
Selbst im Ausland, verwies er, seien Fachleute der Ansicht, dass der mitteldeutsche Raum auf einer "riesigen Goldader" sitze, sie aber noch nicht entdeckt habe. Beispiele sollte sich die Region an Schottland nehmen, schlug er vor. In anderen Ländern werde viel mehr Geld in die Infrastruktur investiert mit den entsprechenden positiven Effekten auf die Regionen. Hier sehe er klar einen Vorteil auch für Calbe, sagte Klamm während der Sitzung des Ausschusses.