Schützenverein Mehr als nur das Zielen ins Schwarze
Den Schützenverein Calbe gibt es seit 25 Jahren. Von Anfang an ist Hans Liebscher dabei - mit Herzblut und jeder Menge Engagement.
Calbe l Mitglieder, Freunde und Wegbegleiter haben am Sonnabend in festlicher Runde den Schützenverein Calbe gefeiert: Ein Vierteljahrhundert gibt es ihn. 28 Mitglieder zählt er derzeit.
Am 27. November 1993 ist er in der Waldgaststätte auf dem Wartenberg gegründet worden. „Auf einen Aufruf in der Zeitung meldeten sich 14 Mitglieder“, erinnert Dirk Ginsberg, seit zwei Jahren Vereinsvorsitzender. Die Idee, wieder einen Schützenverein in Calbe aufleben zu lassen – einst gab es die Uniformierte Schützengilde – hatten Heinz Recklebe und Helmut Löbert. Die beiden, Hans und Christel Liebscher sowie Bernd und Christel Hünemörder waren dann auch Gründungsmitglieder. Erster Vereinsvorsitzender wurde Hans Liebscher.
Hans Liebscher hält dem Verein bis heute die Treue. Das soll sich auch in Zukunft nicht ändern, sagt der 70-Jährige. Mehr als zwei Jahrzehnte hat er den Verein geleitet, das verbindet. Warum er sich damals für das Etablieren eines Schützenvereins mit eingesetzt hat? „Wir wollten außer unserer Arbeit auch noch Vergnügen und Spaß haben“, erzählt er. Die meisten würden die Schützen nur mit Waffen verbinden. „Für mich ist die Waffe nebensächlich“, betont der Calbenser. Wer sich intensiv mit dem Schützenverein beschäftige, wisse, „da braucht man sehr gute Nerven und volle Konzentration, wenn man auf 25 Meter ins Schwarze treffen will“. Nach seinen „guten Nerven“ gefragt, sagt er augenzwinkernd: „Wenn es darauf ankommt, bin ich ein schlechter Schütze. Wenn es um nichts geht, bin ich gar nicht so schlecht.“
Auch für den damals frisch gegründeten Verein gehörte das sportliche Schießen dazu. Da das auf dem Wartenberg nicht möglich war, gingen die Schützen auf Reisen. Einmal im Monat besuchten sie die Vereine in Schönebeck oder Zerbst und konnten diese Schießanlagen nutzen. Mit der Zeit sei aber der Wunsch immer mehr gereift, eine eigene Raumschießanlage zu schaffen. Zu diesem Zeitpunkt war die ehemalige Pumpstation Am Brotsack in Calbe zu erwerben. Gesagt, getan: Die Mitglieder machten sich an das Umbau-Vorhaben. „Da der junge Verein über keinerlei Mittel verfügte, musste ein höherer Kredit aufgenommen werden“, blickt Dirk Ginsberg in seiner Rede zurück. Mehrere Mitglieder seien als Bürgen eingetreten. 1995 begann das Entkernen des Gebäudes. Viel Kraft, Freizeit und Geld seien in die Arbeiten geflossen. Den Lohn habe es dann am 9. Mai 1997 gegeben: die Genehmigung zum Betreiben der neuen Anlage.
Hans Liebscher merkt an, dass der Verein ja nun nicht nur eine eigene Raumschießanlage hatte. Sondern durch den Erwerb der ehemaligen Pumpstation ein 14.000 Quadratmeter großes Objekt, das es bis heute zu hegen und pflegen gilt.
In seiner Rede verweist Vereinsvorsitzender Ginsberg, der seit 11. November 2011 im Verein Mitglied ist, auch auf sportliche Höhepunkte, Schützenfeste und Vereinsfeiern. Und er vergisst natürlich nicht die Partnerschaft zum Schützenverein Burgdorf, zumal eine Abordnung auch am Sonnabend wieder in Calbe war. Die Burgdorfer haben oft geholfen. Sei es die Spende einer Scheibenzuganlage oder die Sammlung, die sie spontan nach dem Hochwasser 2013 initiiert hatten. Da stand die Schießanlage der Calbenser nämlich unter Wasser. Die Mitglieder sanierten alles in Eigeninitiative – und mit Mitteln, die die Burgdorfer in den eigenen Reihen gesammelt hatten. Noch einmal schickt Dirk Ginsberg ein Dankeschön an die Gäste aus Niedersachsen. Und an alle Anwesenden gerichtet: „Viele Helfer und Sponsoren haben aus der Anlage das gemacht, was sie jetzt ist.“
Übrigens sind zwei Burgdorfer auch Mitglied im Calbenser Verein: Jörg Hoppe und Urs Simanowski. „Euer Schützenverein ist 25 Jahre alt, unserer 425 Jahre. Ihr könnt noch Gründungsmitglieder hier begrüßen, wir nicht“, scherzt Jörg Hoppe. Sie würden wissen, was die Calbenser an Arbeit geleistet haben. „Wir haben es in Burgdorf da einfacher, allein das Sponsoring ist eine andere Dimension.“ Er lobt das Engagement der Saalestädter und sagt, sie können stolz auf ihre Anlage sein.
Lobende Worte kommen auch von Calbes Bürgermeister Sven Hause (parteilos). In den vergangenen 25 Jahren sei viel passiert, die Mitglieder haben viel erreicht. Der Verein habe ein Objekt über- und Kredite aufgenommen. Eine Riesenlast, die nicht selbstverständlich sei. Seit 25 Jahren sei der Verein nun Bestandteil der Stadt Calbe. „Ich hoffe, dass ihr noch Nachwuchs findet, um die Tradition fortzusetzen und weiterhin mit Leben zu erfüllen“, so das Stadtoberhaupt. Sein Wunsch für die Zukunft wäre es, dass die Schützen wieder mehr bei Stadtfesten mitwirken.