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Projekt an der Lerchenfeldschule Mit einzigartigem Projekt erinnern Schüler an deportierte Schönebecker

Von Sandro Schroeder 16.09.2011, 04:35

Schönebeck. ,,Hier verschwand ein Mensch", das können die Schönebecker ab dem 27. September auf dem Gehweg quer durch die Stadt lesen. Verantwortlich dafür ist das Projekt "Weg des Grauens" der Lerchenfeldschule. Insgesamt 21 Schüler der 10. Klasse nehmen an dem Projekt teil, dass vor allem symbolisch an die Deportierten aus Schönebeck erinnern soll.

"Es gibt keine wissenschaftliche Arbeit darüber, wie die Menschen aus Schönebeck nach Magdeburg gebracht wurden. Wir können keine wissenschaftliche Arbeit leisten und die Umstände aufklären. Aber wir können sehr wohl an die Menschen und ihr Schicksal erinnern, ohne neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu liefern", erklärt Schulleiter Rüdiger Gröber die Idee. ,,Hier verschwand ein Mensch" erinnert dabei allgemein an alle, die aus Schönebeck in ein Konzentrationslager deportiert wurden.

Eigens für das Projekt fertigten die Jugendlichen mit Unterstützung der Firma Teutloff ein Rad an, mit dem sie den Ausspruch auf den Gehweg auftragen können, möglichst effektiv und sparsam. Teutloff stellte dabei die Arbeitskräfte und die Räumlichkeiten zur Verfügung, die Materialien konnte die Schule mit Hilfe von Sponsorengeldern bezahlen. Es entstand ein Rad, das an der Hand geführt wird, ähnlich dem Messrad zur Ermittlung von Strecken. Dabei wird immer wieder der genannte Satz aufgetragen, und zeitgleich streicht sich das Rad neu mit Farbe ein. Die Partei Die Linke unterstützt die Schüler finanziell mit einer Spende aus dem Solidarfonds. Am 27. September kommt das Rad dann zum Einsatz, gemeinsam wollen die Schüler um 8 Uhr das Rad vom Nicolaiplatz in Schönebeck bis zum Magdeburger Bahnhof schieben. Über fünf Stunden wird der Weg zu Fuß dauern und soll den Weg der Deportierten markieren, die erst nach Magdeburg und dann in die Konzentrationslager gebracht wurden.

Vor dem Magdeburger Hauptbahnhof soll ein Stein verlegt werden, wieder mit der Erinnerung "Hier verschwand ein Mensch", den Jahren 1942 bis 1944 und den Wappen der Städte, die sich am Projekt beteiligt haben. Magdeburg und Barby hatten ihre Stadtwappen zur Verfügung gestellt, denn auch hier wurden Menschen deportiert. Schönebeck soll ebenfalls auf der Platte mit dem Stadtwappen vertreten sein. "Zunächst wussten wir nicht, ob wir das Schönebecker Wappen auf der Platte benutzen dürfen. Es wäre schade, wenn wir mit einem leerem Bild vertreten wären," so Ellen Kursawa, die als Lehrerin die Schüler mitunter betreut.

Bis Anfang der Woche war ebenso nicht klar, ob der Schriftzug in der Stadt selbst genehmigt wird. Die Lehrerin hatte alle anderen Genehmigungen bekommen, nur Schönebecks fehlt bisher. Jürgen Fritze vom Presseamt gab auf Nachfrage die Bestätigung: "Die Schrift innerhalb Schönebecks ist genehmigt, die Stadt steht hinter dem Projekt und sieht keine Einwände."

Eigentlich sollte im Stadtrat erst am 29. September über die Benutzung des Stadtwappens beraten werden, zwei Tage zu spät für das Projekt. Auch hier konnte Fritze Entwarnung geben: "Für das Projekt kann das Wappen genutzt werden, natürlich kostenfrei." Schulleiter Gröber war froh, dass der Steinlegung nichts mehr entgegen steht und das Projekt wie geplant verwirklicht werden kann. "Wir sehen dieses Projekt als Teil einer inneren Einheit in unseren Schule. Zusammen mit dem Urmann-Preis und der Aktion Stolpersteine behandeln wir damit die Thematik der Judendeportation in Schönebeck. So gerät nichts in Vergessenheit, und die Schüler werden über die Zeit des Dritten Reiches aufgeklärt", resümierte Gröber.