Landwirtschaft Mohn: Rote Gefahr für die Landwirtschaft im Salzlandkreis
Für die einen ein rotes Tuch, für die anderen ein Segen: Während Mohn den Bauern Sorgen bereitet, erfreut die Pflanze Fotografen und heimische Tierschützer.

Schönebeck - Sie fallen in diesen Tagen einfach ins Auge und sind ein hübsches Fotomotiv: die leuchtend roten Blüten des Klatschmohns. Gerade jetzt sieht man sehr viele Blumen dieser Art, denn es ist der Höhepunkt der Blütezeit des Klatschmohns, die sich von Mai bis Juli erstreckt.
Mohn ist eine der Konkurrenzpflanzen
So schön die Blüten des Mohns auch aussehen, in der Landwirtschaft haben sie keinen allzu guten Ruf. „Sie zählen zu den Konkurrenzpflanzen“, weiß Nadine Börns. Sie ist Fachreferentin für Acker- und Pflanzenbau beim Bauernverband Sachsen-Anhalt. Der Mohn auf dem Feld nehme etwa dem Getreide wichtige Nährstoffe, wie Licht und Wasser weg, so die Expertin. Der Mohn ist deshalb, wie andere Konkurrenzpflanzen auch, ein Problem für die Landwirte. Durch eine weitere Verbreitung dieser unerwünschten Pflanzen, müssten die Bauern in den nächsten Jahren mit Ertragseinbußen rechnen, schätzt Börns ein.
Aktuell keine schlagartige Vermehrung des Mohns
Allerdings habe sich in diesem Jahr die Anzahl der Mohnblumen auf den Feldern im Salzlandkreis nicht schlagartig vermehrt, sagt Börns. Die roten Blüten des Mohns würden nur jedes Jahr aufs Neue auffallen. Derzeit sehe man die Pflanze in der Region vor allem am Straßenrand blühen. Mehr Probleme bereitet den Landwirten gerade die Ausbreitung einer anderen Konkurrenzpflanze, berichtet Nadine Börns. „Der Ackerfuchsschwanz hat eine geringere Empfindlichkeit gegenüber den Wirkstoffen der Pflanzenschutzmittel.“
Zu wenig Pfanzenschutzmittel
Dass die Mohnblumen überhaupt in letzter Zeit auch auf den landwirtschaftlichen Flächen zu finden sind, hängt generell mit den Mitteln zur Bekämpfung von Unkraut zusammen. „Wir haben in der Landwirtschaft weniger Pflanzenschutzmittel zur Verfügung“, erläutert Börns. Demnach verlören alte Mittel ihre Zulassung und es gebe wenig neue zugelassene Mittel für die Landwirte. Deshalb können auch mehr unerwünschte Pflanzen auf den Feldern der Bauern wachsen.
Mohn in großen Mengen für Tiere schädlich
Zudem sei der Mohn „sehr konkurrenzfähig“, erläutert die Referentin vom Bauernverband Sachsen-Anhalt. Beispielsweise sind die Samen des Mohns sehr leicht und können sich deshalb einfacher mit dem Wind verteilen. Und damit nicht genug: Das mit Mohn belastete Getreide kann „in großen Mengen den Pferden, Rindern und Schweinen gesundheitlich Schaden“, berichtet Börns.
BUND: Bekämpfung ohne Gift
Dass der Mohn bei den Bauern eher unbeliebt ist, weiß auch der stellvertretende Landesvorsitzende der Umweltorganisation BUND in Sachsen-Anhalt, Dieter Leupold. Er plädiert aber für eine Bekämpfung der Konkurrenzpflanzen ohne Gift. Es gebe mechanische Varianten, die bei den Bio-Bauern eingesetzt werden, so Leuphold. In der konventionellen Landwirtschaft werden verschiedene Maßnahmen angewendet, um die unerwünschten Pflanzen los zu werden. Dazu zählen eine gute Bodenbearbeitung, also Durchpflügung der Erde nach der Ernte, ein Wechsel zwischen Sommer- und Winterkulturen auf dem Feld und der Einsatz von Pflanzenschutzmittel mit unterschiedlichen Wirkstoffgruppen, erklärt Nadine Börns vom Bauernverband Sachsen-Anhalt.
Mohn hilft beim Überleben der Insekten
Trotz aller Schwierigkeiten, der Mohn hat auch seine gute Seiten. Er unterstütze etwa mit andren Blumen zusammen das Überleben der Insekten, sagt Dieter Leuphold vom BUND in Sachsen-Anhalt. Die Insektenvielfalt müsse erhalten bleiben. Es sei eine entscheidende Frage, das Überleben der Insekten zu sichern, erklärt Leuphold. Der Kompromiss zwischen Umweltschutz und Landwirtschaft sind sogenannte Blühstreifen, die meist am Rand von Feldern zu sehen sind.
Blühstreifen auf Feldern führt zu mehr Artenvielfalt
Laut Gudrun Sommerfeld, die stellvertretende Vorsitzende des Naturschutzbundes in Schönebeck, gebe es aber davon in der Region aber noch zu wenige. „Das Bördeland hat deshalb viele artenarme Flächen“, beklagt sie. Um die Blühflächen auf den Feldern zu vermehren, müssten die Subventionen an die Landwirte mehr an ökologische Leistungen geknüpft sein, fordert Sommerfeld. Diese Maßnahme müsse aber immer im Dialog mit den Bauern passieren. Auf den Blühstreifen bieten sich dann auch in Zukunft einige schöne Fotomotive vom roten Klatschmohn.