Musikschüler werden weiter ausgebildet
Eine Informationsveranstaltung zur Zukunft der Kreismusikschule "Béla Bartók" haben die Fördervereine einberufen.
Salzlandkreis l "Vier Jahre Geige - und jetzt?", fragt Alexander Wittkowsky auf seinem Plakat. Der neunjährige Junge war zur Informationsveranstaltung gekommen, die die Fördervereine der verschiedenen Standorte der Kreismusikschule "Béla Bartók" organisiert hatten.
Ulf-Peter Freund vom Fachdienst Bildung und Kultur des Salzlandkreises stand den Gästen, zu denen Musikschullehrer, Eltern und Schüler zählten, Rede und Antwort. "Du kannst noch ein fünftes Jahr an deine Ausbildung hängen!", beantwortete Freund die Frage des Jungen, die die Haushaltssituation des Salzlandkreises aufgeworfen hatte. Weil die Mitglieder des Kreistages dem Kreis keine Zustimmung für den Haushalt erteilt hatten, befindet sich dieser nun nämlich in der vorläufigen Haushaltsführung. Das bedeutet, dass sogenannte freiwillige Aufgaben des Kreises, zu denen auch Bildungs- und Kulturangebote wie die der Kreisvolkshochschule und Musikschule zählen, vorerst nur bedingt bedient werden können.
"Die Musikschüler, die schon da sind, können ihre Ausbildung weiterhin fortsetzen", erklärte Ulf-Peter Freund vereinfacht, was die Verwaltung in den vergangenen Tagen als erste Lösung des Problems erarbeitet hatte. Damit wäre der Geigenunterricht von Alexander weiterhin gesichert. Anders sieht es für seinen fünfjährigen Bruder Philipp aus. Er möchte gerne mit dem Geigenspiel an der Musikschule beginnen. "Neue Verträge können derzeit aber nicht abgeschlossen werden", erklärte Ulf-Peter Freund den Zuhörern. Das gehöre nicht zur Vertragserfüllung, die es vorerst abzusichern gelte.
80 bis 90 Prozent der Aufgaben seien gesichert. "An den anderen zehn Prozent arbeiten wir. Geben Sie uns dafür aber noch einige Tage Zeit", erklärte Freund. Die zehn Prozent, das seien etwa die Nachfolger der Schüler, die ihre Musikschulausbildung mit dem laufenden Schuljahr beenden. Wie die Neuverträge, die nicht abgeschlossen werden können, sind auch die Namen auf den vielen Wartelisten der Kreismusikschule zu betrachten. "Sie können momentan nicht berücksichtigt werden", so Ulf-Peter Freund. Allerdings, so erklärte er, wollen der Kulturausschuss und die Kreisverwaltung das Problem zu Beginn des neuen Schuljahres in den Griff bekommen haben. Mit großem Interesse verfolgten vor allem die Musikschullehrer die Aussage des Fachbereichsleiters zu den Honorarkräften. Die würden weiter beschäftigt werden, erklärte Ulf-Peter Freund. Auf drängende Nachfrage einer Staßfurter Lehrerin hin räumte er allerdings ein, dass nicht alle Honorarkräfte weiter beschäftigt werden könnten, sondern nur so viele wie es bräuchte, um die von ihm genannte Beschulung von 80 Prozent der Schüler zu gewährleisten.
Bei der Zusammenkunft im Schönebecker Kreismusikschulgebäude äußerten viele Eltern und Lehrkräfte ihren Unmut. So vertraten etliche von ihnen die Ansicht, dass viele Mitglieder des Kreistages offenbar keine Ahnung davon hatten, welch weitreichende Konsequenzen die Ablehnung des Haushaltes haben würde. So gaben die Besucher Ulf-Peter Freund mit auf den Weg, dass Verwaltung und Kreistagsmitglieder erneut über die getroffenen Entscheidungen nachdenken sollten. "Denn Musik bildet Brücken. Sie bildet Freundschaften zwischen uns Schülern und zu den Lehrern. Wenn man unsere Liebe zur Musik zerstört, geht auch ein Stück unserer Stadt verloren", brachte es Musikschülerin Dorothea Pfau (15) auf den Punkt. "Aber wir, die Kinder und Jugendlichen, sind doch die Zukunft!" Mehr über die Veranstaltung lesen Sie in der folgenden Ausgabe der Volksstimme.