Denkmalpflege Nach 19 Jahren ist Sanierung der Kirche in Groß Rosenburg fast geschafft
An der Kirche in Groß Rosenburg laufen schon seit rund 19 Jahren Sanierungsarbeiten. Doch nun ist das Ziel vor Augen. Welche Arbeiten stehen noch aus?
Groß Rosenburg. - Als Pastorin Eva Maria Wassersleben 2003 gebückt über den Dachboden kletterte, um wenig amüsiert die massiven Schäden an der Holzkonstruktion zu betrachten, hätte sie sich eines wohl kaum träumen lassen: Das war nur der Anfang einer scheinbar nicht enden wollenden Sanierungsodyssee. Als die gebürtige Thüringerin 2010 in den Ruhestand verabschiedet wurde, war ihr allerdings klar, dass es ein „Unruhestand“ werden würde. Infolge privater Umstände konnte sich die kleine Frau allerdings entspannt zurück lehnen, da kein Geringerer als ihr Ehemann ihr Nachfolger wurde. Ulf Rödiger tickt in Sachen Handwerk ähnlich, hat er doch im Keller des Pfarrhauses eine Hobbywerkstatt, die verrät, dass der stellvertretende Superintendent des Kirchenkreises Egeln nicht nur in der Lage ist, Gottes Wort zu verkünden.
Aufpassen wie ein Fuchs ...
Wenn Rödiger die Sanierung „seines“ Gotteshauses erklärt, muss der baulich unbedarfte Laie aufpassen wie ein Fuchs, dass er ihm folgen kann. Der aus Jessen stammende Seelsorger spricht dann ein bisschen wie ein Bauingenieur. Was kein Wunder ist, geben sich in seiner Arbeitsstätte gegenüber dem Pfarrhaus seit 19 Jahren die Handwerker die Klinke in die Hand.
Was man aber auch sehen kann. Der Innenraum ist top, der Turm auch, die West- und Südfassade sind geputzt, neue Türen und die meisten Bleiglasfenster sehen aus wie am ersten Tag. Selbst die schöne Rühlmannorgel entzückt infolge umfassender Restaurierung die konzertierenden Orgelprofis. Bei alledem leistete auch der 2004 gegründete Kirchbauverein eine gute Hilfe.
Doch einen Schlussspurt müssen Rödiger und seine Mitstreiter noch hinlegen. „Die Ostseite und die Nordseite sind gegenwärtig in Arbeit“, deutet der Pfarrer auf eine aufwendige Rüstungskonstruktion hin, die man aktuell auf den ersten Blick nur am Südgiebel sieht. Das Feldsteinmauerwerk ist bereits abgeputzt und sieht aus, wie zur Erbauung des Gotteshauses. Nun werden die Handwerker einen speziellen Sanierputz aufbringen, der den denkmalrechtlichen Vorgaben genügt. Soll heißen: Er wird mit der Hand „abgerieben“, damit er ja nicht zu perfekt wie heutige Eigenheimputze aussieht.
Schlussspurt eingeleitet
Für den „Schlussspurt“ werden 162.000 Euro gebraucht. „Jörn Weinert hat mich im Vorfeld auf ein Landes-Sonderprogramm der Denkmalpflege aufmerksam gemacht“, erzählt Rödiger und meint damit den Tipp des designierten Barbyer Bürgermeisters. Der Fördermittelantrag wurde dann auch positiv beschieden, wenn freilich auch nicht zu hundert Prozent. Deswegen muss sich die Gemeinde strecken, die fehlenden 12.000 Euro aufzubringen. Doch Sanierungsroutinier Rödiger ist guter Dinge, das „kurzfristig“ über Spenden zu bewerkstelligen. „Kurzfristig“ deswegen, weil der Fördermittelgeber die Rechnungen bis zum Jahresende auf dem Tisch haben möchte.
„Wenn Sie uns unterstützen möchten, ist uns jede Spende willkommen. Um sich bleibend in der Kirche zu verewigen, können Sie symbolisch auch ein Fensterfeld erwerben“, schreibt Ulf Rödiger in einen Brief, der jetzt an die Bürger versendet werden soll. Die Sponsorennamen werden dann in den Feldern der (noch zu sanierenden) sechs Bleiglasfenstern an der Nordseite eingraviert. (Eine Praxis, die man schon im 19. Jahrhundert kannte. Auch die Altarfenster der Barbyer Johanniskirche erinnern an die Sponsoren. Damals war es die Familie von Dietze.)
Nun werden neue Gesimskästen am Dachüberstand angebracht, die beiden Fassaden im Farbton „Keim historisch 50023“ geputzt, dann die Restfenster saniert. Danach werden Wassersleben/Rödiger lange Weile haben. Oder?