Polizeimeldung Party-Polizei: Kuriose Polizeimeldung verärgert Betroffene aus Schönebeck (Elbe) - Alles eine Lüge?
Diese kuriose Polizeimeldung sorgte bundesweit für viel Gelächter. Die Betroffenen finden das aber ganz und gar nicht lustig.

Schönebeck - Hat sich die Polizei einen Scherz auf Kosten anderer erlaubt? Am vergangenen Mittwoch soll sich in der Schönebecker Rosa-Luxemburg-Straße ein kurioser Einsatz zugetragen haben. Die Polizei soll nach eigenen Angaben auf den Musikgeschmack in der Nachbarschaft eingewirkt haben. Die Betroffenen stellen die Situation aber ganz anders da.
Laut der öffentlichen Pressemeldung der Polizei sei diese zu einem Einsatz in der Schönebecker Rosa-Luxemburg-Straße gerufen worden. Dieser ereignete sich am Mittwoch, 23. Juni gegen 21 Uhr. (Volksstimme berichtete). Auf dem Hof eines Mehrfamilienhauses sei es zu einem lautstarken Streit gekommen. Beim Eintreffen der Polizei hätten alle Mietparteien des Hauses draußen gesessen, es sei Alkohol geflossen, und die Anwohner wollten den Abend bei „guter Musik hinter dem Wohnblock ausklingen lassen“. Es habe Differenzen über Musikgeschmack und Lautstärke gegeben. „Unter Federführung der Polizeibeamten wurde eine gemeinsame Playlist erstellt, welche die Musikwünsche aller Beteiligten berücksichtigte. Daraufhin fielen sich alle wieder in die Arme und bedankten sich für die freundliche Hilfe der Polizei“, heißt es abschließend in dem Bericht.
Betroffene fallen aus allen Wolken
Madlen Gruschke und Sibylle Göricke fielen aus allen Wolken, als sie den Bericht lasen. Als dieser publik wurde, seien sie zu einer Art „Gespött der Leute“ geworden. Dabei habe sich alles ganz anders zugetragen. „Es war einfach zu laut“, sagt Gruschke, als gegen 21 Uhr die Polizei gerufen wurde. Sie habe den Tag bei ihrer Mutter Sibylle Göricke verbracht. „Eine Party haben wir nicht zusammen gefeiert.“ Ein Besucher der Nachbarn habe die Musik im parkenden Auto voll aufgedreht. Das Auto habe auf dem Hof gestanden, und die Musik sei bis in den Garten zu hören gewesen. ACDC & Co. hätten durch die Straße geschallt. Als die Polizei ankam, hätte sie die Nachbarn angewiesen, die Lautstärke zu reduzieren. „Die Nachbarn hatten viel getrunken“, berichtet Sibylle Göricke.
Schließlich hätten die Beamten entschieden, dass das Auto an der Stelle nicht hätte weiter stehen können. Der Fahrzeughalter sei daraufhin aufgefordert worden, sich in sein Auto zu setzen. Die Beamten und ein weiteres Familienmitglied hätten das Auto an einen sicheren Stellplatz geschoben. Von einer großen Party, einer spontanen Versöhnung oder gar einer gemeinsamen Playlist (Reihenfolge, in der Musiktitel abgespielt werden) sei keine Rede gewesen. „Keine Ahnung, wie die darauf kommen“, sagt Göricke. „Die Playlist hätten wir auch gerne“, ergänzt ihre Tochter Madlen Gruschke ironisch.
Erklärung der Polizei
Polizei-Pressesprecher Marco Kopitz erklärte auf Volksstimme-Anfrage, wie es zu der kuriosen Meldung kam: Er bearbeitet jeden Tag die Einsatzmeldungen aus dem gesamten Kreisgebiet. „Mir ging es vor allem darum darzustellen, dass die Polizei nicht immer nur böse ist, sondern tatsächlich hilft.“ Der Sachverhalt sei von den Beamten so wie in der Meldung geschildert dargestellt worden.
Welche Version nun stimmt, lässt sich vermutlich nicht mehr genau sagen. Fakt ist jedenfalls, dass keine Anzeigen erstattet wurden. Ob Scherz oder nicht: Die Polizei hat in diesem Fall geholfen, statt durchzugreifen.