Tierschutz Schlange aus Elbe in Magdeburger Tierheim
Die Boa aus der Elbe wurde im Tierheim in Magdeburg untergebracht. Die Polizei sucht die Besitzer der Riesenschlange.
Breitenhagen l Die gute Nachricht vorweg: Der Boa constrictor geht es gut. Nach Informationen der Volksstimme schläft das rund 1,80 Meter lange Tier, das am Sonnabend an der Elbe bei Breitenhagen gerettet wurde, in einem etwa vier Quadratmeter großen Käfig im Magdeburger Tierheim an der Rothenseer Straße. Die Riesenschlange ist offenbar wohlgenährt und in gepflegtem Zustand und musste bisher noch nicht gefüttert werden. Tatsächlich nehmen die Tiere nur etwa zwei bis drei Mal im Monat Nahrung zu sich.
Ein bisschen Erholung hat sich die Boa constrictor aber auch verdient, denn das Wochenende war nicht nur für das Tier relativ aufregend. Am Sonnabend hatten Passanten der Leitstelle der Feuerwehr die Riesenschlange gemeldet, die sich bei Breitenhagen um das Halteseil der Gierfähre über die Elbe gewickelt hatte. Neben der Feuerwehr Breitenhagen wurde die Berufsfeuerwehr aus Magdeburg alarmiert, die auch im Salzlandkreis die Rettung von exotischen Tieren im Salzlandkreis übernimmt.
„Wir wollten zunächst mit der Fähre zur Schlange fahren, aber dann hat sie sich vom Seil ins Wasser fallen lassen“, sagte Oberbrandmeister Jeff Schnarr von der Feuerwache Nord in Magdeburg, der unter anderem auf Tierrettung spezialisiert ist. Danach sei das Einfangen glücklicherweise „kein Problem“ gewesen. „Die Schlange ist direkt auf unsere Seite des Ufers zugeschwommen“, erzählt der Feuerwehrmann.
Mit einer Schlinge an einem Draht konnte Jeff Schnarr die Boa dann einfangen. „Ich habe sie direkt hinter dem Kopf zu fassen gekriegt“, sagte er. Dabei ist die Schlinge, mit der auch Hunde eingefangen werden, mit Kunststoff versehen, damit die Tiere nicht verletzt werden.
Zwischengelagert wurde die Schlange schließlich in einer Tonne. „Die haben wir immer für solche Fälle im Einsatzfahrzeug dabei“, sagte der Feuerwehrmann, der in Begleitung eines Kameraden aus Magdeburg gekommen war. „Deckel drauf und dann verhält sich die Schlange im Dunkeln ruhig.“ Ein Schlangensack sei hingegen nicht stabil genug für eine Boa. „Den würde sie kaputt machen, auch wenn sie das gar nicht will“, sagte Jeff Schnarr.
Die beiden Feuerwehrleute brachten die Boa constrictor schließlich ins Tierheim in Magdeburg, das Platz für die Riesenschlange hatte. Dort gilt sie zunächst als normales Fundtier und wartet darauf, dass sie von ihrem Eigentümer abgeholt wird. Denn da die Elbe offensichtlich nicht zum natürlichen Lebensraum der Boa constrictor gehört, wird davon ausgegangen, dass das Tier einem Besitzer in der Region gehört. Der hat sich bisher allerdings noch nicht beim Tierheim in Magdeburg gemeldet. „Noch ist also unklar, wem die Schlange gehört. Nach ersten Informationen wird im größeren Umkreis kein solches Tier vermisst“, teilte Marianne Bothe, Sprecherin des Salzlandkreises, mit.
Auch am Tier selbst gab es keine Hinweise auf den Eigentümer. So war weder ein Chip eingepflanzt, noch war die Schlange, wie teilweise üblich, tätowiert. Auch zu den beim Salzlandkreis gemeldeten Riesenschlangen, die durchaus offiziell gehalten werden können, gehört die gefundene Boa constrictor demnach nicht.
Ob das Tier nun ihrem Eigentümer entwischt ist oder sogar absichtlich ausgesetzt wurde, lässt sich daher noch nicht sagen. „Manche Leute kaufen sich so eine Schlange und wundern sich dann, wenn sie immer größer wird“, sagte Feuerwehrmann Jeff Schnarr. Und wenn sie dann zu groß wird, würden manche Besitzer sie einfach loswerden wollen, so seine Erfahrung.
Einmal musste er eine etwa vier Meter lange Boa aus einer Wohnung in Magdeburg abholen. „Die Nachbarn und Vermieter merken das ja nicht, weil die Schlangen keinen Krach machen“, so Jeff Schnarr. Gefährliche für den Menschen werden Boaschlangen aber in der Regel nicht. „Normalerweise ernähren sie sich von Mäusen oder Kaninchen“, sagte der Feuerwehrmann.
In einem anderen Fall mussten die Magdeburger eine Speikobra einfangen, die sich in einer Ladung Granitsteinen aus China versteckt hatte. „Damals haben wir erst hinterher erfahren, dass die Speikobra ziemlich giftig ist“, so Schnarr. Bei solchen exotischen Tieren sei es durchaus angemessen, die Feuerwehr zu alarmieren. „Die Leute rufen aber häufig schon an, wenn sie eine ungefährliche Ringelnatter sehen“, erzählt er. Das sei zwar nicht notwendig. Dennoch werden die Tiere dann von den Feuerwehrleuten umgesetzt.
Die ursprünglich aus Südamerika stammende Boa könnte demnach sogar in der Region überleben. „Wenn sie einen geschütztes Platz hat, kann sie hier überwintern“, sagte der Feuerwehrmann. Große Hoffnung, dass sich der Besitzer der Boa aus der Elbe doch noch melden könnte, hat Jeff Schnarr allerdings nicht mehr. „Vermutlich hat er das Tier schwarz gehalten und möchte keine Geldstrafe riskieren“, vermutet er. Die Behörden suchen weiter nach dem Eigentümer der gefangenen Schlange.