Gesundheit Schönebeck: Rehaklinik mit neuer digitaler Behandlungsmethode im Kampf gegen Krebs
Eine neue Behandlungsmethode stärkt die Beckenmuskulatur von Patienten und ergänzt das Angebot der Reha-Klinik.
Schönebeck - Prostatakrebs ist in Deutschland unter Männern die häufigste Krebserkrankung. Das geht aus einem Bericht der Deutschen Krebsgesellschaft hervor. Pro Jahr werden nach Angaben des Robert Koch-Instituts bundesweit etwa 62.000 Neuerkrankungen diagnostiziert. Mit einem Anteil von rund zwölf Prozent steht das Prostatakarzinom an zweiter Stelle bei den zum Tode führenden Krebserkrankungen. Entsprechend wichtig sind Vorsorge, Erforschung und Behandlung.
Neue Behandlungsmethode
Die Waldburg-Zeil Klinik in Bad Salzelmen mit dem Schwerpunkt Onkologie (Spezialgebiet Tumorerkrankungen) setzt seit vielen Jahren auf modernste Methoden, um körperliche und seelische Beeinträchtigungen sowie Therapie-Folgeschäden im Rahmen der Rehabilitation zu behandeln. So wird speziell für Krebs, der den Fachbereich Urologie (harnbildende und harnableitende Organe) betrifft, ein digitales Beckenbodentraining eingesetzt.
Dabei misst ein im Sitz eingebauter Sensor feinste Bewegungen im Beckenboden des Patienten und zeigt ihm diese direkt auf einem Bildschirm an. Wenn der Patient also im Training seinen Beckenboden anspannt, wird dies auf einem Bildschirm angezeigt. Damit wird die Körperwahrnehmung geschult, denn im Vergleich zum herkömmlichen Beckenbodentraining kann die Umsetzung beziehungsweise der körperliche Effekt visuell nachvollzogen werden. Bei der herkömmlichen Beckenbodengymnastik dagegen fehlt dieser Nachweiseffekt, so dass bei Patienten schon mal Unsicherheiten entstehen, ob das Training korrekt durchgeführt wird.
Das Ziel des Beckenbodentrainings ist ein starker Beckenboden. Dieser hilft, und das nicht nur Prostatakrebs-Patienten, sondern auch solche aus anderen Indikationsgruppen. Dazu zählen Menschen mit Inkontinenzproblemen, wo der digitale Beckenbodentrainer ebenfalls verschrieben wird, wie die Reha-Klinik mitteilt. Eine starke Beckenbodenmuskulatur hilft, die Durchblutung zu fördern. Männer mit Prostatakrebs, die sich einer Operation oder Strahlentherapie unterzogen haben und anschließend unter Inkontinenz leiden, profitieren von einer trainierten Muskulatur.
„Dieses Training ergänzt seit einigen Monaten erfolgreich unser bestehendes Behandlungskonzept für Prostatapatienten“, zeigt sich Heiko Primus, leitender Oberarzt in der Rehabilitationsklinik Bad Salzelmen, zufrieden. Derzeit werden in der Klinik acht Patienten mit Prostatakrebs behandelt, sechs davon haben die neue Behandlungsmethode verordnet bekommen. Insgesamt haben seit Einführung 136 Patienten den Beckenbodentrainer verordnet bekommen.
Krebs im Fokus
„Wie wichtig es ist, eine Krebserkrankung gezielt und individuell zu behandeln, sehen wir in unserer täglichen Arbeit. Der Weltkrebstag, am 4. Februar, schaffte erneut Aufmerksamkeit und rückte wiederholt auch die Bedeutung von Vorsorgeuntersuchungen ins Bewusstsein der Öffentlichkeit“, so Primus weiter.
Derzeit kümmern sich 17 Ärzte, 16 Gesundheits- und Krankenpfleger sowie vier Pflegehelferinnen um die Patienten. Dazu kommen noch 49 Mitarbeiter im Bereich Therapie, 14 Mitarbeiter in den Bereichen Diagnostik, Ernährungsberatung, Psychologie und Sozialdienst. Sie alle kümmern sich nicht nur um die körperlichen Beschwerden. „Auch die seelischen Beeinträchtigungen durch Krebs sind vielfältig“, fügt Primus hinzu. Diese würden in der Klinik ebenso berücksichtigt, damit sich die Betroffenen ganzheitlich erholen könnten.
Neben den bekannten Verfahren biete die Einrichtung außerdem autogenes Training oder progressive Muskelrelaxation als eine spezielle Form der Entspannung an. Außer Prostatakrebs werden noch weitere Karzinome in der Waldburg-Zeil Klinik behandelt. Dazu zählen Tumorerkrankungen der Atmungsorgane, von Knochen und Weichteilen, Haut und noch viele weitere.
Auswertung zweigeteilt
Welche Fortschritte bei diesem digitalen Training erzielt werden können, um einer Inkontinenz entgegenzuwirken, werden die Chefärztin der Onkologie Bettine Bilsing und die die Koordinatorin für Prozesse und Projekte Ivonne Rudolph auf dem Deutschen Krebskongress in Berlin Ende Februar vorstellen. Dabei geht es um das Konzept des digitalen Beckenbodentrainings. die Körperwahrnehmung über Visualisierung und Schulung der Körperwahrnehmung und das Vorgehen zur Kontrolle der Behandlungsmethode.
Auch die behandelten Patienten beziehungsweise deren Daten werden ausgewertet. Dies geschehe laut Rehaklinik im Herbst 2024. Weitere neue Behandlungsmethoden werden folgen.