Ausländer Schönebeck: Sprache als Schlüssel zur Integration im Kleingarten
Mitglieder des Vorstands der Schönebecker Gartenfreunde sehen sprachliche Defizite bei Migranten als größte Hürde bei der Integration im Kleingarten. Wie bewertet das der SPD-Integrationsbeauftragte und Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby?
Schönebeck - Beim Schönebecker Gartenverein „Flora“ wurden vor kurzem die Bewerber auf einen Garten abgelehnt, weil sie einen Migrationshintergrund haben. Die Begründung des Vereinsvorsitzenden Klaus Netzband war: Man wolle erst die acht ausländischen Mitglieder (Anm. d. Red.: entspricht zehn Prozent der Mitglieder), die man bereits in der Anlage hat, richtig integrieren, bevor man weitere Migranten aufnimmt.
Das findet Karamba Diaby, Bundestagsabgeordneter und SPD-Integrationsbeauftragter, legitim. „Eine grundsätzliche Ablehnung wäre aber nicht in Ordnung. Und wenn der Verein eine ,Maximalanzahl’ ausländischer Gartenfreunde vorschreiben würde, wäre das ebenfalls falsch“, so Diaby bei seinem Besuch der Schönebecker Gartenfreunde am Sonnabend. Zudem spricht er sich dafür aus, dass differenziert betrachtet werden muss, wer Interesse hat Mitglied zu werden. „Es ist ein Unterschied, ob jemand schon fünf Jahre oder schon 30 Jahre hier lebt.“
Menschen in Gesellschaft einbeziehen
Das Stichwort ist also Integration. Wenn man beim Bundesinnenministerium nachliest, steht dort dazu: „Integration ist ein langfristiger Prozess, der zum Ziel hat, alle Menschen, die dauerhaft und rechtmäßig in Deutschland leben, in die Gesellschaft einzubeziehen.“ Diesen Menschen sollen also die gleichen Chancen auf Teilhabe in wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Aspekten des Lebens geboten werden – so wie der einheimischen Bevölkerung eben auch. Im Gegenzug haben Zugewanderte die Pflicht, die deutsche Sprache zu erlernen sowie die Gesetze zu kennen, zu respektieren und zu befolgen, heißt es weiter.
Doch Integration ist nicht immer leicht – das sagt nicht nur Klaus Netzband. Auch Manfred Peters, stellvertretender Vorsitzender des Verbandes der Gartenfreunde Schönebeck und Umgebung und auch Leiter eines Kleingartenvereins, spricht von Problemen – vor allem sprachlicher Art. „Wenn kein Deutsch gesprochen wird, lehne ich die Bewerber auch ab. Wenn sie die Formulare und Vorgaben nicht verstehen, führt das zu nichts“, so Peters.
Auch das Übersetzen und Ausdrucken der Gartenordnung in andere Sprachen wie Englisch oder Arabisch würde da nichts bringen, meint Manfred Peters. „Man muss sich doch auch in der Anlage verstehen können“, sagt er.
Sprachliche Hürden
Karin Peine, Vorsitzende der Schönebecker Gartenfreunde, sowie Ursula Hanemann, Vereinsvorsitzende der Gartenanlage „Am Gänsewinkel“ und Siegfried Kliematz, Vorsitzender des Gartenvereins „Clausthal“, betonen auch, dass die Sprache der wichtigste Aspekt für eine erfolgreiche Integration im Kleingartenwesen ist. Dieser Punkt sei aber oftmals kritisch. Die Pächter mit Migrationshintergrund würden in vielen Fällen kein oder kaum deutsch sprechen. Beim Abschluss eines Pachtvertrages würden zwar oft Freunde, Familie oder Bekannte der Interessenten als Dolmetscher einspringen, doch in der Anlage würde die Verständigung – ohne Dolmetscher – wieder brach liegen, so Karin Peine.
Dass Sprache für eine erfolgreiche Integration „unheimlich wichtig ist“, betont auch Karamba Diaby. „Durch den Kontakt mit Gartenfreunden festigt und verbessert sich aber auch die Sprache“, ist Diaby überzeugt. Im Gegensatz zu Manfred Peters, ist der Integrationsbeauftragte für die Erstellung mehrsprachiger Gartenordnungen oder Vereinssatzungen. „Das gleicht Sprachbarrieren natürlich nicht komplett aus, ist aber eine Hilfestellung. Zudem zeigt es guten Willen, miteinander auszukommen.“ Zudem können so Verstöße gegen die Vorgaben im Garten besser vermieden werden. In Halle habe er da positive Beispiele im Kleingartenwesen kennengelernt, so Karamba Diaby.
Gelungene Integration
Eine Art „Integrationskonzept“ gibt es – zumindest nach dem Wissen der Vorstandsmitglieder der Schönebecker Gartenfreunde – in den Gartenvereinen der Stadt aber nicht. Dennoch sind auch in Schönebeck Beispiele für eine gelungene Integration zu finden. So berichtet Ursula Hanemann von der Anlage „Am Gänsewinkel“: „Wir haben bei uns drei Gärtner aus anderen Nationen, zwei aus Syrien und einen Kubaner. Wir kommen alle gut miteinander aus, akzeptieren uns gegenseitig.“ Darüber hinaus würde beispielsweise auch beim Vereinsfest die teils anderen Ernährungsgewohnheiten mitbeachtet werden, so Hanemann.
Auch Siegfried Kliematz berichtet von einem positiven Beispiel, das ihm in Erinnerung geblieben ist. „Ein Syrer hatte eine ganz eigenartige Methode die Tomaten anzubauen. Dann habe ich ihm gezeigt, wie ich das mache, und er war im Nachhinein sehr stolz darauf und hat das in seiner Sprache dann im Internet als eine Art Leitfaden aufgeschrieben.“ Der Austausch über Anbaumethoden sei eine tolle Möglichkeit ins Gespräch zu kommen und einander kennzulernen, so Siegfried Kliematz.
Das sieht Karamba Diaby, der selbst begeisterter Gärtner ist, ähnlich. Für ihn steht außerdem fest: „Grundsätzlich sollten sich Gartenvereine in Deutschland für mehr Gruppen öffnen. Klar ist aber, dass das Fingerspitzengefühl braucht.“