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Vandalismus Schüsse auf Verkehrsschild

Ein unbekannter Schütze nimmt mit Feuerwaffen den Schriftzug "Barby" aufs Korn.

Von Thomas Linßner 06.03.2019, 09:57

Barby/Breitenhagen l Wer auf den schönen Mittelmeerinseln Kreta und Korsika übers Land fährt, wird kaum ein unzerschossenes Verkehrsschild entdecken. Ballern die Insulaner in Ermangelung von Wild auf alle möglichen Verkehrszeichen, weil es so schön „klatscht“?

Diese nicht ungefährliche Marotte findet man hin und wieder auch bei uns. So haben am Fuße des Breitenhagener Museumsschiffs „Marie Gerda“ Kleinkaliber-Projektile eine Werbetafel zersiebt. Was schon vor Jahren geschah und seitdem wie ein Denkmal wirkt. Der Schütze stand vermutlich auf der Tochheimer Elbseite.

Wer von Pömmelte kommend am „Wespener Kreuz“ nach Barby abbiegt, wird ebenfalls Spuren dieses bizarren Vandalismusses erkennen. Zwar nicht in Kretanischen oder Breitenhagener Dimensionen, aber immerhin. Der unbekannte Schütze hatte es aus Richtung Pömmelte zielend auf den Schriftzug des Vorwegweisers „Barby 4 km“ abgesehen. Ob ausgerechnet „Barby“ getroffen werden sollte oder nicht, bleibt dahingestellt. Es ist aber zu vermuten, weil auch der Wegweiser auf der Gegenseite Einschüsse auf „Barby-Höhe“ zeigt, die allerdings das etwa vier Millimeter starke Aluminium nicht durchdrangen.

Vor allem die Schilderballerei auf Kreta und Korsika hat einen tiefsinnigen Hintergrund.

Auf Kreta waren früher die Ortsschilder ausschließlich in griechischer Schrift verfasst. Als per Gesetzeserlass die Ortsnamen außer in griechischen auch noch in lateinischen Buchstaben auf den Schildern erschienen, platzte dem einen oder anderen patriotischen Kreter der Kragen. Man äußerte seinen Unmut durch Beschuss besagter zweisprachiger Schilder. Und tut es auch heute noch.

Fest zu Korsika gehören die Straßenschild-Aktionen der Insel-Nationalisten: Man findet kaum einen Wegweiser auf dem Eiland, auf dem nicht der französische Ortsname überpinselt oder mit Schrot durchlöchert wurde.

In Deutschland bekommt die Knallerei mit scharfen Waffen - ein Luftdruckgewehr schafft es nicht, Alu-Verkehrszeichen zu zerlöchern - eine brisante Note. Ist doch peinlich genau per Gesetz geregelt, wem eine Karte zum Erwerb und Besitz von erlaubnispflichtigen Waffen ausgestellt wird. In die Waffenbesitzkarte trägt die Behörde jene Schusswaffen ein, die der Karteninhaber besitzen darf. In der Regel handelt es sich dabei um Sportschützen, Jäger, Schusswaffensammler oder Erben von historischer Waffen.

Den Barbyer Regionalbereichsbeamten sind derartige Vorfälle neu. Laut Polizeikommissar Bernhard Wessner sei missbräuchliche Waffenbenutzung im Bereich der Einheitsgemeinde nur selten aufgetreten.

Laut Andreas Tempelhof vom Landesverkehrsministerium würden die zuständigen Baulastträger der Landesstraßenmeisterein in solchen Fällen Anzeige gegen Unbekannt erstatten.

In diesem Fall handelt es sich allerdings um eine Kreisstraße, für die und deren Ausschilderung der Salzlandkreis verantwortlich ist. Konkret geht es um die Einmündung der Kreisstraße 1754 auf die Kreisstraße 1279.

Wie Ralf Felgenträger, Chef des zuständigen Kreiswirtschaftsbetriebes des Salzlandkreises, sagt, sei „der Vorgang dem Unternehmen bisher nicht bekannt“ gewesen. Er versicherte, dass Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet werde. Andere durchschossene Schilder seien nicht bekannt. „Wir werden aber gezielt bei unseren regelmäßigen Kontrollen verstärkt unseren Fokus darauf richten. Schilder sind immerhin auch Steuergelder, die keiner zu zerstören hat“, so Felgenträger.