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Unbekannter kippt "unqualifiziert" gebeiztes Getreide auf den Acker / Umweltamt: Kein Giftweizen gegen Mäuse Spaziergänger finden "verdächtige" Weizenkörner

Von Thomas Linßner 14.02.2013, 02:12

In der Feldmark nördlich von Tornitz fanden zwei Spaziergänger auffällig verschütteten Weizen auf dem Acker, der durch seine rötliche Färbung unübersehbar war. Nach erster Einschätzung der zuständigen Fachleute schien es sich um Giftweizen zu handeln.

Tornitz l "Als wir das Getreide sahen, dachten wir sofort an eine Gefährdung der vielen Wildgänse, die hier überwintern", sagt ein Tornitzer, der ungenannt bleiben möchte. Der Tierfreund vermutete in dem bankettmäßig ausgebrachten Weizen eine gezielte Aktion gegen die Mäuseplage oder gar Wildgänse. Und nicht nur Wildvögel, sondern auch Hasen würden dadurch gefährdet sein.

"Wir haben das Zeug zusammen gekehrt und eingesammelt."

"Wir haben das Zeug zusammen gekehrt und eingesammelt", verrät der Mann.

Die Tornitzer verständigten umgehend die Umweltbehörde des Salzlandkreises wie auch den Naturschutzbund (Nabu). Nach dessen erster Ferndiagnose könnte es sich bei den roten Körnern um Giftweizen mit dem Wirkstoff Zinkphosphid handeln. "Der Einsatz des Giftes gegen Mäuse ist nicht verboten, wenn es direkt in die Löcher eingebracht wird", erklärt Michael Wunschik, Vorsitzender der Nabu-Gruppe Schönebeck. Bringt man das behandelte Getreide verbotenerweise oberflächlich im "Streuverfahren" aus, gefährdet man auch andere Wirbeltiere, wie Vögel und Hasen. "Erst vor ein paar Wochen hat man im Saalkreis tote Wildgänse auf einem Acker aufgefunden, die höchstwahrscheinlich Giftweizen gefressen haben", berichtet Wunschik.

Also vorsätzlich falsch ausgebrachter Giftweizen?

Simone Vehse vom Umweltamt des Salzlandkreises gibt Entwarnung: "Es handelt sich nicht um Gift-, sondern um gebeizten Weizen." Nach ihrer Recherche sei die Fläche im Besitz der Agrar GmbH Barby. Mit dieser Art von gebeiztem Getreide könne man wohl Mäuse, aber keine größeren Tiere wie beispielsweise Hasen töten, gibt Simone Vehse zu bedenken.

Die Art der Ausbringung auf zehn Metern Länge in Bankettform bezeichnete die Amtsfrau "nutzlos und merkwürdig".

Die Agrar GmbH in Barby bestätigte zwar den Flächenbesitz, konnte aber nachweisen, dass sie ihren gebeizten Weizen bereits im vergangenen September fachgerecht gedrillt habe. Simone Vehse: "Was der Tornitzer Naturfreund jetzt gefunden hat, war nicht vom September. Die Körner hätten anders ausgesehen." Das Umweltamt entdeckte vor Ort zwei aufgerissene Papiersäcke, in denen offensichtlich das handelsübliche Saatgut aufbewahrt wurde.

Achim Blume von der Agrar GmbH bestätigt, dass das Unternehmen die Fläche zwischen Felddamm und Kiessee bewirtschaftet. Er unterstreicht aber, dass sein Unternehmen mit dem Fall nichts zu tun habe. "So wie dort, geht man nicht mit gebeiztem Saatgut um", sagt Blume kategorisch. Gebeiztes Saatgut sei dazu da, "bodenbürtige Schädlinge wie Pilze in der Erde abzutöten und nicht Fasanen obendrauf".

Es müsse "ordentlich gedrillt und mit Boden bedeckt sein". Als weiteres Argument führt Achim Blume an, dass ein Unternehmen in Größenordnung der Agrar GmbH Saatgetreide nicht in kleinen Papiersäcken zum Feld fährt.

Fazit: Die rötlichen Weizenkörner wurden vermutlich von einem benachbarten Kleinbauern auf den Acker der Agrar GmbH geschüttet. Was nicht nur die Tiere gefährdete sondern auch ökonomisch für die Katz\' war.

Denn schließlich kostet derart behandeltes Getreide Geld.