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Bauarbeiten Spielplatz mit Telefonverbindung

Die Gnadauer feierten ein besonderes Fest: Der erste Bauabschnitt des Kinderspielplatzes hinter dem Gemeindehaus wurde feierlich übergeben.

Von Thomas Linßner 07.10.2018, 07:01

Gnadau l „Hallo, haalo, haaaaloooo!“, bemüht sich der vierjährige Finnlay um Kontakt. Der Gnadauer Knirps steht zusammen mit seiner älteren Schwester Svenja (6) an einem Trichter, der eine besondere Bewandtnis hat: Er ist gleichzeitig „Mikrofon“ und „Lautsprecher“ eines „Telefons“. Etwa 30 Meter entfernt ist die Gegenstelle. Dort hat die fünfjährige Schamim ihr Ohr an das Gerät gelegt. Kurz darauf hellt sich das Gesicht der kleinen Iranerin auf. „Hallo, hallo. Ich höre dich“, ruft sie aufgeregt. Die beiden „Telefonisten“ sind die ersten, die das „Kindertelefon“ auf dem Spielplatz offiziell ausprobieren. Als Vorlageprinzip dient eine Kommunikationsanlage, wie sie früher auf Schiffen verwendet wurde. Die beiden Sprachtrichter verbindet ein rund 30 Meter langer Schlauch, der die Schallwellen unter der Erde überträgt.

Doch dieses charmante Spielzeug ist nicht das einzige Originelle des neuen Gnadauer Spielplatzes. Als Hingucker darf man die Kletterburg bezeichnen, unter der ein Kriechtunnel hindurch führt. Konstruiert und gebaut hat sie der Glinder Michael Randel, der gelernter Tischler ist und in Eberswalde Holzbau studierte. Als Holz verwendete er die sehr witterungsbeständige Robinie. Damit ist die Gnadauer Spielburg materialtechnisch in guter Gesellschaft mit dem unweit gelegenen Ringheiligtum, wo dieses Hartholz auch in den Boden kam. Michael Randel stützte sich bei seiner Konstruktion auf Kinderwünsche.

„Im Hort wurden vorher mehrere Modelle gebaut, wie sich die Kinder einen neuen Spielplatz vorstellen“, sagt der Glinder. So weit es ging, ließ er die Wünsche der Sieben- bis Zehnjährigen einfließen. Die Anlage wurde vor ihrer Inbetriebnahme natürlich vom TÜV abgenommen, da man auf deutschen Spielplätzen in punkto Sicherheit nichts dem Zufall überlässt. Wenn Randel davon erzählt, spricht er von Fallhöhe, Finger- oder Kopffangstellen. So wird bei der Abnahme mit speziellen Prüfkörpern die Größe von Öffnungen gemessen. „Wo Kinder Kopf oder Finger rein stecken können, dürfen die Öffnungen ein Mindest- und Maximalmaß nicht unter- oder überschreiten“, erklärt Michael Randel. Soll heißen: Der individuell gestaltete Spielplatz ist nach allen Regeln der Sicherheit gebaut und abgenommen worden.

Auch der Kriechtunnel besteht aus einem innen beschichteten Trinkwasserrohr, das die Gemeindevertreter bei einer Fachfirma in Neubrandenburg organisierten. „Durch solche Dinge können wir die Gesamtkosten flach halten“, unterstreicht Ortsbürgermeister Andreas Gutsche. Was zeigt, dass die Spielplatzvorbereitungen ein echtes Gemeinschaftswerk sind, was nicht zuletzt die Dorfgemeinschaft zusammen schweißt. Unter Federführung des Heimatvereins, mit Unterstützung verschiedener Sponsoren sowie der Handwerker- und Gewerbetreibenden und vieler Bürger zog man an einem Strang. „Die haben wirklich alle Quellen angezapft“, bringt es Holzfachmann Michael Randel auf den Punkt. So sieht es auch Doreen Horn, die Vorsitzende des 30-köpfigen Heimatvereins. Ohne dieses Engagement wäre der Spielplatz ein Wunschtraum geblieben.

An der Einweihung nahm auch Sparkassen-Geschäftsstellenleiterin Martina Hebekus teil, die einen Scheck in Höhe von 2400 Euro im Gepäck hatte. Davon soll der zweite Bauabschnitt finanziert werden. Laut Ortsbürgermeister Gutsche wird dabei die Rutsche des Vorgängerspielplatzes in einem neuen Holzturm integriert, der auch aus Glinde kommt.

Beobachtung am Rande: Nachdem die Kinder das symbolische Absperrband durchgeschnitten hatten, wurden sie von der Hauptattraktion erstmal durch eine „Schatzsuche“ abgelenkt. Der Heimatverein hatte über ein Dutzend kleine Kunststoffbeutelchen mit Süßigkeiten eingegraben, von denen nur die Spitzen aus dem Sand ragten.

Am Ende des Nachmittages fasste ein etwa Sechsjähriger das Geschehen am Tag der Deutschen Einheit ganz individuell zusammen: „Das war ein schöner Tag. Ich bin mit meinen Süßigkeiten in den Tunnel gekrochen, um sie aufzuessen.“