Sport als Lebenselixier
Mit 22 bestreitet Werner Schwenke sein erstes Pflichtspiel im Herrenbereich für Kleinmühlingen-Zens. Das ist heute genau 50 Jahre her.

Großmühlingen - Vieles hat sich in dem langen Sportlerleben von Werner Schwenke aus Großmühlingen angesammelt. Ob alte Pässe, Spielerlisten, Spielberichte oder Zeitungsartikel, fast alles, was an die sportliche Vergangenheit erinnert, wird sauber abgeheftet. Darunter befindet sich auch ein altes Kalenderblatt aus der Zeitung, welches ein Fußballspiel von 1973 thematisiert. Zum Start in die neue Saison unterliegt Traktor Klein-Mühlingen-Zens in Pretzien mit 1:3.
Alles außer linker Verteidiger
Dieses Spiel jährt sich heute nicht nur zum 50. Mal, es ist zugleich das Punktspieldebut von Werner Schwenke im Herrenbereich. 22 Jahre war er damals alt, als er von Großmühlingen zum damaligen Nachbarverein BSG Traktor Klein-Mühlingen-Zens wechselt. „Ich war immer ein klein bisschen besser als die anderen“, sagt Schwenke über sich, daher der Wechsel ins benachbarte Dorf. Dass er mit seinem neuen Verein eine Klasse tiefer startet als gedacht, wusste er zum Zeitpunkt des Wechsels noch nicht. Die Saison lief noch, erst später stand Klein-Mühlingen-Zens als Absteiger fest.
Welche Erinnerungen verknüpft Werner Schwenke mit seiner Karriere? „Gespielt habe ich meistens im Mittelfeld, aber auch auf anderen Position. Bis auf linker Verteidiger habe ich überall gespielt, sogar im Tor, wenn Not an Mann war“, blickt der Großmühlinger zurück. Zudem sei der Kader deutlich kleiner gewesen als heute und habe lediglich aus 14 oder 15 Spielern bestanden. „Kaum einer hat damals abgesagt und die Gangart war nicht so hart“, erläutert Schwenke. Er selber habe fast alle Spiele mitgemacht und sei glücklicherweise von größeren Verletzungen verschont geblieben.
Ein regelmäßiges Training, wie es heute mehrmals in der Woche stattfindet, habe es ebenfalls nicht gegeben. „Man traf sich am Wochenende zum Spiel, der Trainer hat dann die Aufstellung festgelegt und los ging es“, berichtet Werner Schwenke.
Auch den Platz habe man noch selber abgekreidet. Die Strecken zu den Spielen, egal ob nach Glöthe oder Barby, wurden damals mit Rad und Trikotkoffer auf dem Gepäckträger bewältigt, schließlich gab noch nicht so viele Autos wie heute. Erst in den 70er und 80er Jahren wurde mit dem Lkw zum Spiel gefahren, teilweise habe man den Schiedsrichter gleich mitgenommen, da man sich gut kannte.
Den generellen Umgang mit dem Schiedsrichter bewertet Werner Schwenke im Vergleich zu früher ebenfalls als anders, er sei fairer gewesen. „Man müsse bedenken, dass Spieler auch Fehler machen.“
Heute ist die Laufbahn als Fußballer vorbei, von den Herren bis zu den Senioren hat er alle Mannschaften durchlaufen. Das Knie verhindert jetzt den Einsatz von Werner Schwenke als linken Verteidiger, was für ihn zu verkraften ist. „Die Fußballzeit hat sehr viel Spaß gemacht, aber wenn es vorbei ist, dann ist es vorbei“, rekapituliert er seine Laufbahn.
Eine Jugendabteilung entsteht
Zudem war Werner Schwenke nicht nur aktiv am Ball, er fungierte im Verein als Schiedsrichter, Betreuer der zweiten Herren und gemeinsam mit Wolfgang Knappe vor der Wende als Abteilungsleiter Fußball. Ab Mai 1992 baute er die Nachwuchsabteilung des TSV Kleinmühlingen-Zens mit auf. Seine Frau Heidi Schwenke unterstütze den Ehemann und Trainer dabei als Betreuerin. „Wir haben noch auf Disziplin geachtet. Zwei Jugendliche haben sich mal hinter der Hecke versteckt und geraucht. Die haben dann nicht gespielt“, erinnert sich das Ehepaar.
Generell habe der Sport schon immer eine zentrale Rolle im Leben der beiden eingenommen und nimmt es noch. „Er ist unser Lebenselixier und hat uns immer fit gehalten“, erzählt Heidi Schwenke. Es spielt dabei keine Rolle, ob beim Fußball, Tischtennisoder beim Laufen, der Sport gehört dazu. Klar ist für Werner Schwenke bei all den Tätigkeiten auch: „Ohne Frau geht’s nicht“, so auch beim Pflakuma-Lauf in Großmühlingen, den sie lange organisierten.
Der Kontakt mit den damaligen Mannschaftskollegen ist teilweise noch vorhanden. Zwei von ihnen trifft er regelmäßig sonntags am Kleinmühlinger Sportplatz, wenn die aktuelle Herrenmannschaft dort ihre Heimspiele austrägt. Dazu zählen Manfred Scheibel und Peter Jänecke, der zudem ehemaliger Abteilungsleiter beim Fußball im Verein gewesen ist.
Ein weiterer, langfristiger Kontakt, der erst durch seinen Wechsel entstanden ist, ist der mit seiner Ehefrau Heidi. Sie hat er 1975 das erste Mal „im kurzen Rock“ gesehen, was ohne den Wechsel wohl nicht passiert wäre. Mittlerweile sind sie 45 Jahre verheiratet und nach 60 Jahren voller ehrenamtlicher und vielfältiger Aufgaben beschäftigen ihn heute seine beiden Enkelkinder, das dritte ist unterwegs. Diese wohnen auf dem vorderen Teil des Grundstücks. Da der Umbau noch läuft, hat Werner Schwenke auch dort noch Arbeit vor sich.
