Gestern Umfrage der Hochschule Heilbronn in der Elbestadt / Ergebnis steht nächste Woche fest Studentinnen fragen Schönebecker: Wollen sie das alte "SBK"-Kennzeichen zurück?
Eine Befragung zur Liberalisierung der Kfz-Kennzeichen führten gestern zwei Studentinnen durch. Sie wollten im Auftrag der Hochschule Heilbronn wissen, welche Wünsche die Schönebecker haben.
Schönebeck l "Schönebeck!" - "Nee, Salzlandkreis!" - "Schönebeck!" - "Nee, Salzlandkreis!" - "Schönebeck!" - "Nee, Salzlandkreis!" - Dieser Dialog gestern in einem großen Einkaufsmarkt in Schönebeck erinnerte ein wenig an die beiden Rentner auf dem Balkon der "Muppet Show". Jedenfalls verbreiteten die beiden Männer so viel Frohsinn wie die plüschigen Kollegen aus der Fernsehsendung. Während sich Klaus Papke für die Buchstaben "SBK" an den Autos ausspricht, widerspricht ihm sein Bekannter "Quatsch, da gehört \'SLK\' hin." "SLK deshalb, weil gerade dieses Kennzeichen den neuen Landkreis mit seiner Größe dokumentiert. Für "SBK"- Befürworter Papke drücke seine Wahl mehr das Heimatgefühl aus.
So wie Werner Lübke und Klaus Papke ging es gestern vielen Kunden des Einkaufsmarktes. Zwei Stundentinnen der Fachhochschule Heilbronn, Julia Schumayer und Christina Reichert, führten eine Umfrage zum Thema durch: Sollte der Landkreis wieder die alten Kfz-Kennzeichen zulassen? Rund drei Stunden befragten die beiden Studentinnen die Schönebecker. Ein erstes Fazit: Die meisten der Befragten sprachen sich für die Rückkehr zum alten "SBK" aus.
Liberalisierungsbefürworter sind in der großen Mehrheit
So auch Eberhard Fabian und Sigrid Polig aus Schönebeck. Beide haben noch immer aus Sympathie das alte Schönebecker-Kennzeichen am Auto. "Wir hängen immer noch am Kreisstadtstatus. Seitdem der nicht mehr zu Schönebeck gehört und die Ämter von hier nach Bernburg abgezogen wurden, sind wir ein Dorf geworden", wettert Eberhard Fabian. Aus diesem Grund hält er weiter an "SBK" fest.
In Goslar wohnte jahrelang die Schönebeckerin Gisela Märtens. In dieser Zeit freute sie sich immer wieder, wenn sie auf der Straße ein Auto mit ihrem "SBK" sah. Das war wie ein Gruß aus der Heimat. Seit einigen Monaten lebt sie nun wieder in der Elbestadt und musste an ihrem Auto das "SLK"-Kennzeichen anschrauben. "Das gefällt mir gar nicht. Ich möchte wieder mein Schönebeck zurück", sagte sie in der Umfrage zur Volksstimme gestern.
Joachim Dräger dagegen hat kein Auto. Ihm ist die Wahl zwischen einem "SBK"- oder "SLK"-Kennzeichen - wie er selbst sagt - "wurscht".
Damit gehört der Schönebecker einer Minderheit an. Seit Monaten führen die Studenten der Hochschule Heilbronn in betroffenen Städten Deutschlands entsprechende Befragungen durch. Mehr als 25000 Personen in rund 115 Städten wurden bereits interviewt. "Die große Mehrheit von gut 73 Prozent der Befragten in den Städten äußert den Wunsch zur Rückkehr zu ihrem Altkennezeichen, zwölf Prozent sprechen such für Beibehaltung der aktuellen Situation aus", analysiert Professor Ralf Bochert von der Hochschule Heilbronn.
Für die Menschen in der betroffenen Regionen ist das Kfz-Kennzeichen ein Identitätsmerkmal. "Städte verlieren mit dem eigenen Kennzeichen ein Stück Außenwirkung. Auch wenn es such nur um zwei oder drei Buchstaben handelt, entscheidend ist nicht zuletzt die Wertigkeit des Trägermediums", so Professor Bo- chert.
"Wenn es nichts kostet, dann würde ich lieber wieder das ¿SBK\'-Kennzeichen haben", sagt Uwe Bonhage. Die Kostenfrage ist auch für den Schönebecker Riccardo Jelenowska wichtig. Nach Ansicht von Professor Ralf Bochert gibt es eine kostenneutrale Wiedereinführung auslaufender Kennzeichen. Im Gespräch mit der Volksstimme sagte er, dass dies technisch in den Kfz-Zulassungsstellen kein Problem sei, ob "SBK" oder "SLK" ausgegeben werde.
"Was machen eigentlich die Barbyer und Calbenser?"
"Ich bin stolz auf SBK", begründet Sabine Stoffel die Wiedereinführung des alten Kennzeichens. Das sagt auch Herr Sandring. "Niemand außerhalb von Sachsen-Anhalt kann etwas mit \'SLK\' anfangen. Darum plädiere ich für \'SBK\'."
Etwas anders sieht die Kennzeichenfrage Rolf Wiswede aus Schönebeck. "Ich bin nicht dagegen, mir ist es egal. Aber die Frage ist doch: Gibt es keine wichtigeren Dinge?", fragt der Schönebecker, der gleichzeitig Stadtrat ist. Seiner Ansicht nach gebe es derzeit drängendere Fragen wie zum Beispiel die Finanzproblematik der Kommunen oder die Vernässungssituation.
Rolf Wiswede macht noch auf einen anderen Fakt aufmerksam: "Was machen denn die Einwohner von Calbe oder Barby? Sollen die \'BY\' oder \'CA\' bekommen?"
Wie die beiden Studentinnen berichteten, soll die Umfrage gestern in der Elbestadt schon in den nächsten Tagen ausgewertet sein. Die Volksstimme wird dann das Ergebnis ausführlich vorstellen.