Sturm "Friederike" zieht über Schönebeck
Orkanböen und starker Regen - Sturmtief "Friederike" sorgt in Schönebeck für Unruhe. Die Feuerwehr ist im Dauereinsatz.
Schönebeck/Barby/Calbe l Daniel Schürmann, Alexander Lange, Christian Fügner, Dirk Dietzmann und Stadtwehrleiter Uwe Tandler sitzen an der örtlichen Einsatzleitstelle bei der Schönebecker Feuerwehr in der Tischlerstraße. Auch zwei Kollegen vom Ordnungsamt der Stadt sind vor Ort – zur besseren Kooperation. Noch ist alles ruhig. „Das System dieser örtlichen Einsatzleitstelle hat sich beim letzten Sturm bewährt“, sagt der Stadtwehrleiter. Die Koordination der Feuerwehreinsätze in Schönebeck wird dabei zentral von der Tischlerstraße aus gesteuert.
Dann wird es, wie erwartet, dunkel am Himmel. „Friederike“ zieht über den Salzlandkreis. Es konkretisiert sich die Uhrzeit, wann der Sturm eintreffen soll – 15 bis 19 Uhr soll es ungemütlich werden. Eigentlich waren die Orkanböen mit Stufe 3 von 4 angekündigt. Dann ist schnell klar: Es ist doch die höchste Stufe.
Um 15.20 Uhr geht der erste Anruf in der örtlichen Einsatzleitstelle ein. In Elbenau versperrt ein Baum den Weg nach Magdeburg. „Übernehmen die Kollegen vor Ort?“, fragt Daniel Schürmann. Der Stadtwehrleiter bestätigt. So funktioniert die Koordination. In Elbenau machen sich die Kameraden bereit. Mit einem Fahrzeug und drei Leuten fahren sie zum Einsatz. Der Baum fiel auf erst auf eine Leitung, dann auf die Straße. Die Männer rücken mit der Kettensäge an und zerschneiden den Stamm.
Insgesamt 39 Einsätze für die Schönebecker Kameraden bilanziert Uwe Tandler am Abend zu Redaktionsschluss. In den vorherigen Stunden hatten die Feuerwehrleute viel zu tun: umgeknickte Bäume und abgedeckte Fassaden mussten beräumt werden. Am Stadtfeld sei ein Baum in eine Hausfassade gekippt, so Tandler. Dabei musste auch ein Kran zum Einsatzort geordert werden. Am Bahnhof in Felgeleben fiel ein Gehölz auf die Oberleitung der Bahnstrecke. „Der fing schon an zu kokeln“, sagt Uwe Tandler am Telefon.
Der Vorfall legte den Zugverkehr auf der Strecke von Halle nach Magdeburg lahm. „Rund 300 Meter vor Gnadau blitze es, anschließend polterte ein Draht gegen die oberen Fenster des Doppelstockwagens“, beschreibt Thoralf Winkler aus Elbenau das Szenario aus dem Zug. Er und die Mitfahrer mussten für vier Stunden darin ausharren, bevor die Feuerwehr sie aus dem stromlosen Zug befreite. Die rund 50 Bahnfahrer, darunter eine Schwangere und eine Person mit einer Diabetes-Erkrankung, wurden anschließend mit zwei Bussen nach Schönebeck und Magdeburg gebracht.
Auf der Calbeschen Straße zwischen Schönebeck knickten große Äste ab und fielen auf die Straße. In Höhe des Steinbruchs wurde ein Dach von einem Gebäude gerissen und versperrte die Fahrbahn.
Die freiwillige Feuerwehr in Pretzien mit der zurzeit angegliederten Ortswehr aus Plötzky vermeldete am frühen Abend 14 Einsätze rund um das Naherholungsgebiet. „Es waren nur umgestürzte Bäume auf Straßen“, schreibt der Ortswehrleiter Michael Vorwerk auf Nachfrage.
Die Einsatzleitstelle für die Gemeinde Bördeland war im Feuerwehrdepot Biere untergebracht - in unmittelbarer Nähe zur Verwaltung. Am frühen Abend gab es dann eine erste Bilanz von Bördelands Gemeindewehrleiter Hans-Georg Fabian: Zu 56 Einsätzen mussten die Kameraden bis zum frühen Abend ausrücken. „In Biere gab es zwei eingestürzte Scheunen“, so Fabian. In Welsleben und Biere sind Stromleitungen gerissen, und auf der L65 Abzweig Barby ist ein Hänger umgefallen. In der Grundschule Welsleben wurde ebenfalls ein Teil des Daches abgedeckt. In Biere sind laut Gemeindewehrleiter zudem Bäume auf Autos gekippt.
Vornehmlich mit kleineren Einsatzstellen sahen sich die 45 Einsatzkräfte der freiwilligen Feuerwehren in Schwarz und Calbe bis zum frühen Donnerstagabend konfrontiert. Sie rückten laut Stadtwehrleiter Jan Roschkowski insgesamt 25-mal aus, um umgestürzte Bäume und abgebrochenes Astwerk zu beräumen und vor allem aber, um abgedeckte Dächer zu sichern. Die Schäden an Dächern seien diesmal höher als beim letzten Orkan „Herwart“, teilte Roschkowski mit. Als örtlicher Einsatzschwerpunkt galt vor allem der baumbestandsreiche Verschönerungsweg. „Wir haben aber alles im Griff“, versichert der Calbenser Stadtwehrleiter, der sich mit seinem Team am Abend vor allem der Gefahrenabwehr für die Öffentlichkeit widmet.
Die Freiwilligen Feuerwehren Groß Rosenburg und Sachsendorf vermelden am frühen Abend, dass überwiegend Bäume oder Mauern umgestürzt sind. Im Sachsendorfer Siedlungsweg fiel ein Baum auf ein Wohnhaus. Die Wehren Breitenhagen, Lödderitz und Zuchau sind in Bereitschaft. Auch in Barby musste gegen 16.30 Uhr ein Baum in der Bahnhofstraße von der Straße geschnitten werden. Die Anwohner hatten Glück: Er traf nicht das Haus. Alle 13 Einheits- und Verbandsgemeinden haben eine zentrale Einsatzleitung eingerichtet, an die die Leitstelle alle Einsätze weitergeben kann. Ausnahme bildet die Einheitsgemeinde Barby. Aufgrund der Trennung des Gemeindegebietes durch die Saale sind je eine Einsatzleitung im Gerätehaus Ortswehr Barby und eine Einsatzleitung im Gerätehaus Ortswehr Rosenburg eingerichtet.
Am frühen Abend informierte Uwe Tandler im Gespräch darüber, dass die örtliche Einsatzleitstelle die Koordinierung wieder an die Einsatzleitstelle in Staßfurt abgegeben hat. Zudem habe der Einstaz des DRK-Versorgungszuges gut geklappt.
Sturmtief „Friederike“ ist durchgezogen und hat viel Verwüstung hinterlassen. Wie viel genau, wird erst bei Tageslicht zu erkennen sein.
Weitere Informationen zum Sturm in Sachsen-Anhalt gibt es hier.