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Konzert Mit der Kammerphilharmonie „tanzen wie Gott in Frankreich“

Die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie spielt zum Pretziener Musiksommer Werke französischer Komponisten.

Von Renate Bojanowski 14.09.2023, 08:00
Die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie spielte in der Pretziener St.-Thomas-Kirche.
Die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie spielte in der Pretziener St.-Thomas-Kirche. Foto: Renate Bojanowski

Schönebeck - Feste Rituale geben Halt, insbesondere in unruhigen Zeiten. Dass der Pretziener Musiksommer zu einer solchen beständigen Größe zählt, steht nach seiner 49. Auflage außer Frage. Zu den Stammgästen dieses alljährlichen musikalischen Festivals zählt auch die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie Schönebeck. Unter der Leitung ihres Chefdirigenten Jan Michael Horstmann versüßte das Schönebecker Orchester am vergangenen Sonntag dem Publikum in der Pretziener St.-Thomas-Kirche mit einem vorzüglichen Programm den Nachmittag.

Unter dem Titel „Tanzen wie Gott in Frankreich“ erklangen am Tag des offenen Denkmals bekannte und weniger geläufige Werke französischer Komponisten, mit Ausnahme von Gioacchino Rossini und Johann Strauß’ Sohn. „Gott tanzt. Und lädt uns ein, mit ihm mitzutanzen“, soll einst Johannes von Damaskus, einer der berühmtesten Mönche der Antike, gesagt haben. Pfarrer Seils verortete die Programmüberschrift ins Paradies, Jan Michael Horstmann verband sie mit Zitaten von Johann Strauß und Gotthold Ephraim Lessing.

Das Schönebecker Orchester startete mit wunderbarer Leichtigkeit in die noch junge Spielzeit 2023/24 und spiegelte in der Polka „L’esprit français“ op.182 von Émile Waldteufel französisches Lebensgefühl pur. Was für ein Einstieg! Nach einer für den Ort Kirche ungewöhnlichen (weil sehr spritzigen) Ouvertüre einer komischen Oper von Daniel-François-Esprit Auber erklang eine Suite aus der barocken Ballett-Oper „Les indes galantes“ von Jean-Philippe Rameau.

Zauberhaft, wie es Jan Michael Horstmann vom Cembalo aus gelang, mit seinem Ensemble kleine Kurzgeschichten zu erzählen, die Bilder im Kopf entstehen ließen. Mal wähnte man sich im Orient, mal hatte man einen Sonnenaufgang in Lateinamerika vor Augen, weinte mit den Sklaven oder lauschte dem herrlichen Gesang und Gezwitscher der Vögel (Flöte/Piccolo-Flöte). Vor der Pause freute sich das Publikum auch über die Interpretation der Ouvertüre zur Oper „Wilhelm Tell“ von Gioacchino Rossini, in der Englisch Horn und Trompete mit schönen Soli punkteten. Wache Blechbläser und schöne Flötensoli waren auch nach der Pause während der Farandole aus der 1. L’Arlésienne-Suite von George Bizet ein Hörgenuss.

Ach, hätte man doch tanzen können während dieses herrlichen Walzers „Toujours ou jamais“ (Immer oder nimmer) von Émile Waldteufel, dem die fein changierenden Farben der Klarinette das Sahnehäubchen aufsetzten. Reichlich Beifall erntete die Kammerphilharmonie und bedankte sich mit einer Zugabe aus der aktuellen Doppel-CD „Schattenrisse“.

Welch weitere musikalische Perlen während der Spielzeit noch zu bestaunen sind, kann man am Donnerstag, dem 21. September, um 19:30 Uhr, im Bad Salzelmener Dr.-Tolberg-Saal erfahren, wenn es heißt: „Der Chefdirigent lädt ein“. Der Eintritt ist kostenlos.