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Führerscheinprüfung Teurer, digitaler, länger - besser?

Durch die neue praktische Fahrprüfung entstehen höhere Kosten und die Prüfung dauert länger - auch in Schönebeck.

Von Paul Schulz 18.01.2021, 00:01

Schönebeck l Tablet statt Notizblock: Mit dem Start ins neue Jahr 2021 wird die praktische Führerscheinprüfung digitaler und länger, aber auch teurer. Und einen wichtig klingenden Namen gab es auch gleich noch mit dazu: „Optimierte Praktische Fahrerlaubnisprüfung“ (Opfep), nennt sich das neue Verfahren.

Ein Katalog, der alle sicherheitsrelevanten Fahraufgaben und deren Bewertungskriterien im Detail beschreibt, bildet dabei die Basis der neuen Prüfung. Alle Anforderungen zu den Fahraufgaben werden darin festgehalten und Bewertungskriterien hinterlegt.

Bei der Fahrprüfung dokumentiert der Prüfer mittels einer speziellen Software auf einem Tablet seine Bewertung für alle Aufgaben und Situationen, in denen der Prüfling eine überdurchschnittliche Leistung erbringt oder eben Fehler macht – ein elektronisches Prüfprotokoll also. Beispiele für diese Aufgaben sind Fahrstreifenwechsel oder Fahrten im Kreisverkehr. Die Bewertung des Prüflings und die abschließende Entscheidung über das Bestehen trifft nach wie vor der Prüfer.

Zudem wird die Prüfung rund zehn Minuten länger, weil einerseits die Fahraufgaben fünf Minuten mehr Zeit einnehmen und weil nach Abschluss der Fahrt der Prüfer mit dem Prüfling ein fünfminütiges Abschlussgespräch mit Kompetenzeinschätzung führt. Darüber hinaus können die Prüflinge im Nachhinein das Prüfprotokoll online beziehungsweise per Mail einsehen. „Bisher wurde das Protokoll nur bei Nicht-Bestehen zur Verfügung gestellt“, erklärt Fred Sommermeier, Fachabteilungsleiter Fahrerlaubniswesen bei der Dekra in Magdeburg.

Die neue Hard- und Software sowie der zeitliche Mehraufwand sind für den Kostenanstieg verantwortlich. Statt der bisher rund 90 Euro werden nun etwa 117 Euro pro Prüfung fällig.

Ziel der Opfep ist es unter anderem die praktische Fahrerlaubnisprüfung transparenter und objektiver zu machen, sagt Fred Sommermeier. Darüber hinaus solle so die Verkehrssicherheit erhöht werden, heißt es von den Erstellern der neuen Prüfung.

Der Schönebecker Fahrlehrer Jens Anders hat schon Erfahrungen mit der neuen Prüfung gemacht. Allerdings sieht er keinen allzu konkreten Nutzen. „Die Fahrt selbst läuft ja trotzdem wie gewohnt ab. Und ein Feedback-Gespräch gab es vorher auch schon, obwohl das den meisten Fahrschülern relativ egal ist – die wollen im Grunde nur wissen, ob sie bestanden haben oder nicht“, sagt Anders.

Außerdem schätzt Jens Anders, dass durch die längere Prüfzeit insgesamt weniger Prüfungen durchgeführt werden können. Und Termine wären schon davor nicht im Übermaß vorhanden gewesen.

Günther Köcher, Betreiber der Fahrschule Köcher in Schönebeck, hat im neuen Jahr noch keine Fahrprüfung der neuen Art begleitet. Das liege daran, dass die Fahrschulen coronabedingt seit Mitte Dezember 2020 keine Fahrstunden durchführen dürfen. „Und einen Prüfling, der zwei oder drei Wochen nicht gefahren ist, brauche ich auch keine Prüfung machen lassen. Da fehlt dann die Übung“, erklärt er. Der Fahrlehrer hofft, dass er spätestens im Februar wieder seiner Arbeit nachgehen kann.