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Mit neuer Technik wird der Graue Star im Klinikum Schönebeck endgültig entfernt Über 400 Augenoperationen im Jahr / Krankenhaus leiht sich neues Gerät beim Hersteller aus

Von Kathleen Radunsky-Neumann 05.03.2012, 05:28

Eine neue Errungenschaft hat im Klinikum Schönebeck Einzug gehalten. Patienten mit der Alterserkrankung Grauer Star können nun noch effektiver und minimal-invasiv operiert werden. Die Volksstimme war bei einem Eingriff dabei.

Schönebeck l Es ist dunkel. Nur in der Mitte des OP-Saals herrscht Helligkeit. An dieser Stelle sitzt Dr. Kathrin Baltrusch. Sie beugt sich über den Patienten. Bis auf ein Auge, ist jede erdenkliche Körperstelle bedeckt. Und so ist es eben, dass sich die operierende Ärztin und der Patient Auge in Auge gegenüber sind. Ruhe und Konzentration sind angesagt. Denn die erfahrene Augenärztin entfernt dem Mann gerade seine am Grauen Star erkrankte Linse. Sie wird ersetzt durch eine Kunstlinse. Einige Meter entfernt hängt ein Bildschirm an der Decke. Darin ist die Augen-OP zu sehen.

"Solch ein Eingriff ist heutzutage minimal-invasiv", erklärt Dr. Kathrin Baltrusch nach der erfolgreich beendeten OP. Auch wenn die Technik für eine derartige Operation schon lange auf modernem Niveau sei, so habe sich für die zwei Belegärzte, die im Schönebecker Klinikum Augenoperationen durchführen, das Arbeiten erleichtert. Denn seit zwei Wochen verfügt das Krankenhaus über ein neues medizinisches Gerät. Die Maschine, die für einen Laien wohl eher wie einer Spielekonsole anmutet, ist jedoch nicht gekauft. Über eine Art Leasingvertrag leiht sich das Klinikum das Gerät vom Hersteller aus.

"Der Vorteil des neuen Gerätes ist, dass die Maschine von allein die Kernhärte erkennt", sagt Dr. Kathrin Baltrusch.

Gerät reguliert selbst Energie

Demnach reguliere die Maschine ebenso allein die Energie, die notwendig ist, um die alte am Grauen Star erkrankte Linse zu entfernen. "Das passiert im Übrigen nicht mit einem Laser wie die meisten immer glauben", klärt die Medizinerin auf. Das sogenannte Zertrümmern der Linse erfolge mittels Ultraschall. In Sekundenschnelle werden die "Überreste" abgesaugt. Anschließend setzt die Ärztin die neue Kunstlinse ein. Für diesen gesamten Eingriff ist gerade einmal ein Schnitt in der Größe von 2,7 Millimetern notwendig - die Naturlinse misst circa zehn Millimeter.

"Doch viel wichtiger ist, dass der Eingriff für den Patienten schonender abläuft", betont die Medizinerin, die in Magdeburg praktiziert. In der Regel erhalten die Patienten Beruhigungsmittel und eine örtliche Betäubung am Augapfel. Nur in Ausnahmefällen erfolge die Vollnarkose. Da die Operierten also den Eingriff live miterleben, ist eine Aussage sicher glaubhaft. "Beim Zahnarzt ist es unangenehmer", zitiert Dr. Kathrin Baltrusch gern ihre Patienten. Ein anderer Beweis ist auch der eben noch im OP-Saal 4 operierte Patient. Nach dem Eingriff spricht Dr. Baltrusch den älteren Herren an. Er wirkt entspannt, kann sogar ein leichtes Lächeln auflegen.

Bereits nach einem Tag seien der Erfahrung nach erste Erfolge beim Patienten zu verspüren. "Die Sehkraft kann zudem wieder genauso gut wie vorher oder unter Umständen noch deutlich besser sein", sagt die Medizinerin, die darauf verweist, dass die gesamte erkrankte Linse entfernt wird. Nach der OP kann der Graue Star zudem nicht mehr wiederkehren.

Der Graue Star ist eine Eintrübung der Augenlinse, auch Altersstar genannt. Meist sind Personen ab dem 60. oder 70. Lebensjahr betroffen. "Der Graue Star ist keine Krankheit, sondern eine Alterserkrankung", betont die Medizinerin. Der Graue Star macht sich unter anderem dadurch bemerkbar, dass die Sehstärke abnimmt oder die Patienten wie durch Nebel sehen.

Seit 20 Jahren operieren die Augenärzte als Belegärzte im Klinikum. Begonnen hatten das Dr. Hans Walter Schlote und Dr. Bernd Rauschenbach. 2004 trat Dr. Kathrin Baltrusch die Nachfolge von Dr. Schlote an.

Gute Zusammenarbeit in Klinik

Jährlich werden über 400 Augenoperationen im Klinikum Schönebeck durchgeführt. 2011 waren es genau 462, im Jahr zuvor 468. Mit dem neuen Opertionsgerät haben die zwei Belegärzte Baltrusch und Dr. Bernd Rauschenbach in den vergangenen zwei Wochen bereits 40 Patienten in der Elbestadt operiert. Am vergangenen Freitag waren es allein fünf Patienten, die die Medizinerin vom Grauen Star befreit hat.

"Es ist ein schönes Arbeiten hier am Klinikum", lobt derweil Dr. Kathrin Baltrusch die Zusammenarbeit. Als Belegärztin ist sie an zwei Tagen in der Woche in der Elbestadt tätig. "Weil die Kollegen hier sehr motiviert sind, funktioniert alles reibungslos", sagt sie. Wichtig für sie sei es, "dass ich mich auf die OP-Schwestern verlassen kann", führt sie weiter aus. Denn: "Mein Können nutzt mir nichts, wenn was Team nicht zusammenarbeitet."