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Mehr als 800 Zuschauer sehen bei Weltrad, wie Schönebeck 1987 ausgesehen hat "Vorspiel" dreht die Salzer Straße um

Von Kathleen Radunsky-Neumann 28.02.2012, 05:24

Wie hat Schönebeck 1987 ausgesehen? Einblicke in die Elbestadt von vor 25 Jahren hat jetzt der Film "Vorspiel" geboten. Der Defa-Film ist in der Weltrad Manufactur an vier Abenden vorgeführt worden.

Schönebeck l Eine Zeitreise in das Schönebeck von vor 25 Jahren haben in den vergangenen Tagen mehr als 800 Frauen und Männer unternommen. Sie haben die Chance genutzt, den 1987 in der Elbestadt gedrehten Defa-Film "Vorspiel" an der großen Leinwand zu verfolgen. Mitgenommen auf diesen Ausflug in die Vergangenheit wurden die Schönebecker von René Leue, Chef der Weltrad Manufactur auf dem Cokturhof, der dieses Spektakel an vier aufeinanderfolgenden Tagen angeboten hat.

"Was und wen erkennt man wieder?", mit dieser Frage ist Thomas Moy in die Kinovorstellung gegangen. Den 45-Jährigen interessierte der in der DDR produzierte Film vorrangig wegen des Drehortes. Welche Stadt kann schon von sich behaupten, dass ein Kinofilm seinen Spielort in ihr hatte? Dass Thomas Moy, der seit 1974 in der Elbestadt lebt, mit diesem Gedanken nicht der Einzige war, zeigte sich schnell während der Vorführung. Da waren das Salztor, die Salzer Straße und die Friedrichstraße eindeutig und auf den ersten Blick wieder zu erkennen. Oder das Kulturhaus, von den Schönebeckern gern "Kreml" genannt - da zeigten die Zuschauer mit ihren Armen auf die Leinwand. Und auch das Schalom-Haus, das seit 1983 zur evangelisch-freikirchlichen Gemeinde in Schönebeck gehört, machte deutlich, dass die Protagonisten durch die Republikstraße schlenderten.

"Ich habe vieles wiedererkannt", berichtete Thomas Moy während der Vorführungspause. Interessant zu sehen war für ihn vor allem das Gebäude, in dem sich heute das Café Elbblick befindet. In "Vorspiel" diente es als Wohnhaus einer der Hauptdarstellerinnen, sodass Tom, Corinna und Flo hier nicht nur ein- und ausgingen. Auch eine der zwei wenigen Liebesszenen des Jugendfilms spielte sich in diesen vier Wänden ab.

Dass im Film übrigens nicht alles ganz realitätsnah sein muss, zeigt der Aspekt, dass in dem Defa-Film in der Salzer Straße kein Einbahnstraßenverkehr geherrscht hatte - Die Jugendlichen düsen nämlich mit ihren Mopeds dem Verkehr entgegen. Eine Nachfrage beim Schönebecker Stadtarchiv klärt schnell auf: Bereits seit 1978 herrscht in der Salzer Straße der Einbahnstraßenverkehr, informiert Matthias Hille vom Stadtarchiv. Demnach haben die Filmemacher also die Salzer Straße für ihre Dreharbeiten umgekehrt.

Hingegen das Freizeitzentrum "Future" ist schon während der Dreharbeiten 1987 ein Jugendclub gewesen. In "Vorspiel" wird die Jugendeinrichtung in der Moskauer Straße ein paar Mal eingeblendet. Wie Stadtpressesprecher Hans-Peter Wannewitz auf Nachfrage informiert, ist die städtische Einrichtung 1975 gebaut worden.

"Das haben wir alle live mitverfolgt", erzählen Ingeborg und Wolfgang Balk bei der Filmvorführung am Sonnabendabend. Sie wohnen im Salztor. "Damals waren wir keine Statisten, aber wir haben aus dem Fenster geschaut", berichtet der 71-Jährige. "Und dabei wurden wir dann auch gefilmt", ergänzt seine Frau. "Als die Drehleute uns entdeckt haben, sagten sie uns, dass wir entweder ganz weg vom Fenster oder eben die ganze Zeit dort bleiben sollen", erinnert sich Ingeborg Balk an das Jahr 1987. Sie selbst hat sich und ihren Mann in "Vorspiel" entdeckt, "aber das war eine zu kurze Sequenz, als dass jemand anderes, der von unserem Auftritt nichts weiß, uns erkannt hätte", relativiert Ingeborg Balk ihren Anteil an dem Kinofilm.

Anders ist das für Thomas Wedekamp. Er war damals 16 Jahre alt und hat mit zehn Schulkameraden als Statist bei dem Film mitgewirkt. "Es gibt eine Szene bei einem Tanzwettbewerb, da habe ich mit meinen Kumpels an der Garderobe gestanden", berichtet der 41-Jährige. "Insgesamt war das damals ein Tag für uns, der sehr spannend war", denkt Wedekamp zurück, der im Übrigen daraufhin keine Schauspielkarriere eingeschlagen hat.

Während die Schönebecker ihre Heimatstadt auf der Leinwand also recht gut wiedererkannt haben, dominierte eine Frage den "Vorspiel"-Abend, die einfach keiner abschließend beantworten konnte. "Wo ist das Kino her?", formulierte es Ingeborg Balk frei heraus. Gemeint war ein freistehendes Gebäude, das "Aktivist Kino" überschrieben war. "Alle anderen Häuser und Straßen haben wir erkannt, aber das nicht", unterstrich die 67-Jährige.

"Dieses Kino hat es in Schönebeck wirklich nicht gegeben", löst Doris Runzel vom Eventmanagement der Weltrad-Manufactur im Nachgang auf. "Wir vermuten, dass es zum Beispiel in Weißenfels gedreht wurde", berichtet sie.