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Bürokratie in Calbe Warum eine Café-Betreiberin Kuchen nicht außer Haus verkaufen darf

Manche Vorschriften in der deutschen Bürokratie lösen schlicht Kopfschütteln aus.

Von Thomas Höfs Aktualisiert: 07.09.2023, 10:32
Jessica Hammermann darf ihren selbstgebackenen Kuchen in ihrem Café anbieten. Mitnehmen dürfen ihn die Gäste allerdings nicht.
Jessica Hammermann darf ihren selbstgebackenen Kuchen in ihrem Café anbieten. Mitnehmen dürfen ihn die Gäste allerdings nicht. Foto: Thomas Höfs

Calbe - In ihrem Café Sahne am Markt hat Inhaberin Jessica Hammermann mitunter Kundenwünsche, die sie nicht erfüllen kann. So zum Beispiel, wenn jemand Kuchen mitnehmen möchte. „Das darf ich nicht“, sagt sie dann den Kunden.

Für den Kuchenverkauf für außer Haus erfülle sie die Vorschriften nicht. Denn was kaum jemandem bekannt sei, schildert sie weiter, sei die Tatsache, dass sie für den Kuchenverkauf aus ihrem Café heraus einen Meistertitel in der Tasche haben müsse. „Dazu muss ich den Konditormeister haben“, erklärt sie.

Den könnte sie in einigen Jahren machen, sagt sie. Doch für einige Stückchen Kuchen werde sie keinen Meistertitel im Konditorenhandwerk ablegen.

Völlig unproblematisch ist es dagegen, wenn sie den Kuchen in ihrem Café selbst backt und die Gäste ihn dort verzehren. Das ist erlaubt und wird nicht beanstandet. Nur den gleichen Kuchen dürfe kein Besucher einfach mitnehmen. Das sei in Deutschland nicht erlaubt, schüttelt sie den Kopf.

Die Vorschriften verstehe kein Mensch und sie auch nicht mehr, sagt sie achselzuckend. Sie halte sich strikt an die Regeln, um nicht mit Behörden in Konflikt zu geraten. Doch erklären könne sie es den Menschen nicht, wenn sie auf Nachfrage keinen Kuchen außer Haus verkaufen darf. Dabei würde es sich sowieso nur um kleine Mengen handeln. Denn als Café-Besitzerin backt sie keine großen Mengen jeden Tag, sondern will vor allem, dass sich die Besucher aus einigen Sorten etwas aussuchen können.

Das funktioniere ganz gut. Und seit der Eröffnung vor einigen Monaten ist das Café regelmäßig ausgebucht. Mitunter müsse sie die Leute sogar wegschicken, sagt sie. Alleine könne sie aber nicht mehr arbeiten und fast die ganze Woche über präsent sein. Dabei erhält die Unternehmerin viel Zuspruch aus der Bevölkerung. Die Kundenresonanz zeige ihr, dass die kleine Saalestadt auch in Zukunft noch viel Potenzial habe. Sie freue sich, wenn der Marktplatz in der Zukunft vielleicht mit neuen Angeboten wieder etwas belebter werde und die Menschen nicht nur unter der Woche, sondern auch an den Wochenenden deshalb einen guten Grund haben, wieder öfter in die Innenstadt zu laufen.

Mehr Angebote beleben die Innenstadt und mache sie attraktiver, ein Ziel, welches unter anderem auch die Stadt verfolgt. Für die Unternehmen in der Stadt könne eine Erweiterung der Angebote nur von Vorteil sein, ist sie überzeugt. Jeder neue Unternehmer, der in der Stadt eröffnet, mache die Stadt interessanter und ziehe mehr Publikum in die Innenstadt.