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Kindertag Wie kommen junge Leute durch die Pandemie?

Immer wieder ist von den Verlierern der Pandemie zu hören. Aber wie geht es eigentlich den jungen Leuten aus der Region während der Corona-Zeit?

Von Robert Gruhne Aktualisiert: 31.05.2021, 17:56

Schönebeck - Obwohl das Virus junge Menschen physisch eher weniger stark trifft, haben sie mit ihren eigenen Herausforderungen während der Pandemie zu kämpfen.

„Die Probleme sind langfristig und vor allem psychischer Natur“, meint Eric Grube. Der Vorsitzende des Kinder- und Jugendbeirats der Stadt hat selbst im letzten Jahr unter Corona-Bedingungen sein Abitur geschrieben. Er beobachtet: „Die Kontaktfreudigkeit ist gesunken. Man zieht sich zurück, redet nicht über seine Probleme.“ Dabei hätten gerade Jugendliche ein „Freiheitsgefühl“ und das Bedürfnis nach Geselligkeit, die nicht mehr erfüllt werden könnten.

Noch lange Konsequenzen

Grube nahm während der Lockdowns einen „großen Frust“ unter den Schulpflichtigen war: „Die Leute sind gereizter, wenn man mit drei Geschwistern in der Mietwohnung sitzt.“ Dass die Schulen wieder offen sind, ist laut Grube nur ein erster Schritt: „Dieser Dauerstress hat noch lange Konsequenzen.“

Jana Dosdall ist Geschäftsführerin des Vereins Rückenwind, der in Schönebeck unter anderem Jugendclubs betreibt und Schulsozialarbeit anbietet. Der Verein hat auch während der Lockdowns weitergearbeitet und versucht, die Jugendlichen und ihre Familien so gut es geht zu unterstützen. Viele Kinder und Jugendliche hätten die Situation gut gemeistert, sagt Dosdall: „Gerade sie tragen das Ganze mit Fassung und meckern deutlich weniger als manche Erwachsene.“

Aber es gibt laut Dosdall eben auch viele Familien, die während der Pandemie an ihre Belastungsgrenze kommen. Das geht ihr zufolge durch alle Schichten durch.

Dosdall spricht von einer „Kette ohne Ende“ während der Lockdowns: Haben die Eltern nicht genug Geld, fehlt die Technik fürs Homeschooling. Wenn die Technik vorhanden ist, heißt das nicht, dass die Kinder auch Platz und Ruhe zum Arbeiten haben oder die Eltern sie unterstützen können.

Dosdall ist froh, dass es nun „in kleinen, vorsichtigen Schritten in Richtung Normalität“ gehe. Auch ihre Jugendclubs, die während der Lockdowns geschlossen waren, öffnen langsam mit kleinen Gruppen unter Hygienebedingungen.

Die Sozialarbeiterin sieht aber wie Eric Grube mehrere Probleme, die auch nach Öffnung der Einrichtungen bleiben. „Manche Jugendliche sind aus unserem Blick verschwunden. Sie kommen gar nicht wieder in der Schule an. Das braucht lange, bis wir da wieder einen Zugang finden“, schildert Dosdall eine der Herausforderungen. Auch wie sich die reduzierten sozialen Kontakte auswirken, lässt sich noch nicht feststellen, und wie die Wissenslücke aufgefangen werden kann, ist ebenfalls unklar.

Gefallen an halben Klassen

Jana Dosdall findet generell: „Corona hat ohnehin schon bestehende Probleme sichtbar gemacht, ganz besonders in den Schulen.“ Dass die Klassen vor Ort während des Wechselunterrichts kleiner waren, wussten die Schüler Dosdalls Einschätzung zufolge beispielsweise sehr zu schätzen.

Eric Grube würde sich zudem mehr Jugendarbeit wünschen und dass diese vom Land eine bessere finanzielle Basis bekommt.