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Investor will Zugang zur Privatstraße machen Wird der Cokturhof abgeriegelt?

Wer mit dem Rad oder zu Fuß zur Salineinsel möchte, kann das am einfachsten über den Cokturhof. Das könnte sich in Zukunft ändern. Denn die Firma Wegehaupt Immobilien hat einen Antrag gestellt, nachdem der Bereich bald zur Privatstraße werden soll.

Von Tom Szyja und Paul Schulz 15.09.2023, 10:01
Bald geschlossen? Der Eingang zum Cokturhof in Schönebeck, der unter anderem zu den Lokalen der Firma Weltrad und zum Radweg zur Salineinsel führt. Die Firma Wegehaupt will den Bereich zur Privatstraße umwandeln lassen.
Bald geschlossen? Der Eingang zum Cokturhof in Schönebeck, der unter anderem zu den Lokalen der Firma Weltrad und zum Radweg zur Salineinsel führt. Die Firma Wegehaupt will den Bereich zur Privatstraße umwandeln lassen. Foto: Tom Szyja

Schönebeck - 2019 hat die Immobilienfirma Wegehaupt die Räumlichkeiten im alten Landratsamt im Cokturhof bezogen. Damals gab es große Pläne, das Areal lebendiger werden zu lassen. Unter anderem war geplant, dass dort ein Biomarkt einziehen soll und Touristen in einem Hotel übernachten können. Zumindest aus dem geplanten Biomarkt ist bislang nichts geworden. Jetzt hat die Firma einen Antrag zur Änderung des Bebauungsplan bei der Stadtverwaltung eingereicht. Darin heißt es unter anderem: „Die Straße soll privat von der Eigentümergemeinschaft übernommen werden.“ Dagegen regt sich Widerstand. Das Thema wurde bereits im Bau- und Wirtschaftsausschuss besprochen.

Die Bunte-Fraktion um ihren Vorsitzenden Thoralf Winkler (Grüne) hat einen Änderungsantrag eingebracht. „Der Antrag widerspricht dem gültigen B-Plan, den der Investor (Firma Wegehaupt, Anm. d. Redaktion) beim Kauf auch schon gekannt hat“, betont Winkler. In dem Bebauungsplan (B-Plan) sei festgelegt, dass die Wege, auf und durch den Cokturhof, der Öffentlichkeit zugänglich sein sollen. Wenn man sich den offiziellen B-Plan für das Gelände ansieht, findet man Belege für Winklers Aussagen. „Fußgänger und Radfahrer können von hier aus das weitere öffentliche Straßennetz der Stadt erreichen. Ebenso ist es von hier aus möglich, über einen Fuß-/Radweg die Salinekanalbrücke mit Ziel Salineinsel zu erreichen“, heißt es unter Punkt 6.3 im offiziellen B-Plan, der auf der Homepage der Stadtverwaltung einsehbar ist. Um genau diesen Punkt geht es Winkler und der Bunten-Fraktion auch. Es soll sichergestellt sein, dass für Fußgänger und Radfahrer auch zukünftig der Weg zur Elbe beziehungsweise zur Salineinsel über den Cokturhof möglich ist.

Stadträte uneins im Umgang mit Investor

Während der Sitzung im Wirtschaftsausschuss erläuterte Michael Gremmes, bei der Verwaltung für Stadtplanung und Bauwesen zuständig, worum es bei dem Antrag geht. „Zum einen soll es eine neue Zuordnung der Nutzung auf dem Gelände geben. Es geht um eine zulässige Nutzungsänderung für das Hauptgebäude. Außerdem soll geprüft werden, ob eine öffentliche Straße künftig zur Privatstraße werden könnte“, so Gremmes.

Zusätzlich heißt es im Plan, dass Fußgänger, Radfahrer, und Fahrzeuge für die Gewässerunterhaltung bevorzugt werden sollen. Die Volksstimme wollte auch mit dem Antragsteller, der Firma Wegehaupt, über ihre Pläne sprechen. Deren Geschäftsführer, Jürgen Wegehaupt, ließ ausrichten, dass man zurzeit im Urlaub sei und zu dem Antrag keinen Kommentar abgeben werde. Offenbar wurden aber bereits Tatsachen geschaffen: Wer von der Barbyer Straße kommend rechts auf den Cokturhof fahren oder gehen möchte, der wird mit einem Schild am Tor darauf hingewiesen, dass es sich um ein Firmengelände handele. Darunter ist das Wort „privat“ aufgeführt. (Siehe kleines Foto.)

Auf diese Tatsache machte auch Linken-Stadtrat Roland Claus im Wirtschaftsausschuss aufmerksam. „Wir dürfen uns das nicht gefallen lassen. Das ist eine Frechheit. Da werden Tatsachen geschaffen, obwohl wir noch darüber diskutieren“, echauffierte sich Claus in dem Gremium. Der Stadtrat stimmte zusammen mit den Antragstellern Mark Kowolik (Bunte) und ihrem Fraktionsvorsitzenden Thoralf Winkler für den Änderungsantrag. Das gleiche war im Bauausschuss der Fall. Am 28. September entscheidet der Stadtrat über das Thema.

Die Immobilienfirma Wegehaupt hat am Eingang am Cokturhof ein Schild angebracht, das bereits den Hinweis „privat“ enthält.
Die Immobilienfirma Wegehaupt hat am Eingang am Cokturhof ein Schild angebracht, das bereits den Hinweis „privat“ enthält.
Foto: Tom Szyja

Grundsätzlich positiv gegenüber dem Änderungsantrag zeigte sich auch SPD-Fraktionsvorsitzender René Wölfer. Der Sozialdemokrat sagte auf Volksstimme-Nachfrage, dass der Antrag „in Ordnung“ sei. „Allerdings glaube ich nicht daran, dass die beiden Firmen auf dem Gelände ernsthaft ein Interesse daran haben, dass keine Leute mehr auf den Cokturhof kommen. Das wäre ja nicht in ihrem Interesse, schließlich sollen ja Touristen und Gäste kommen“, argumentiert Wölfer. Ziel der Verwaltung müsse vielmehr sein, dass das Quartier in Zukunft stärker genutzt wird.

Noch zwiegespalten in der Frage zeigte sich Gundhelm Franke (CDU). Der Stadtrat äußerte sich im Wirtschaftsausschuss wie folgt: „Das Gelände dümpelt schon seit Jahren vor sich hin. Wenn dort geplant ist, etwas neues zu schaffen, dürfen wir dem Investor keine Steine in den Weg legen“, meint Franke. Seiner Ansicht nach, sei es nicht zwingend erforderlich, dass die Zuwegung in öffentlicher Hand bleibe, zumal es auch andere Möglichkeiten gebe, um zur Firma Weltrad zu gelangen.