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Der Sachsendorfer Pilzsachverständige Volker Lerch wird nachts in die Bernburger Notaufnahme gerufen Ziegelroter Risspilz wird Frau bald zum Verhängnis

Von Thomas Linßner 03.06.2013, 03:33

Nachts um 2 Uhr bekam der Sachsendorfer Pilzberater Volker Lerch einen Anruf aus der Notaufnahme des Bernburger Krankenhauses. Eine Nienburgerin hatte sich vergiftet.

Sachsendorf/Nienburg l Am Fuße des Nienburger Wasserturms findet man gegenwärtig die ersten Pilze. "Mmm, leckere Champignons", dachte am vergangenen Donnerstag eine Frau, die sie sammelte. Zuhause schmorte sie die vermeintlichen Edelpilze und kostete von der Soße. Sie schmeckte gut. Doch nach etwa einer halben Stunde wurde der Köchin schlecht: Schweißausbruch, erhöhter Speichelfluss, tränende Augen.

Sollte das von den Pilzen kommen? Dem herbei gerufenen Notarzt wurde vorsichtshalber der Kochtopf mit dem noch nicht verzehrten Pilzgericht mitgegeben.

Doch Ärzte sind keine Pilzfachleute.

In der Nacht erreichte Volker Lerch der Hilferuf aus dem Bernburger Krankenhaus. "Ich war mir ziemlich sicher, dass es sich um den Ziegelroten Risspilz handelt", sagt Lerch. Der hätte 350 mal mehr von dem giftigen Alkaloid Muscarin in sich, als der Fliegenpilz. Er zählt zu den gefährlichen Pilzen, die eine tödliche Atemlähmung zur Folge haben können.

Um ganz sicher zu sein, fuhr Volker Lerch Freitag Vormittag nach Nienburg, wo er viele dieser Ziegelroten Risspilze zwischen Wasserturm und Friedhof fand. Wie er sagt, sei die Patienten auf dem Wege der Besserung. "Ihr Glück war, dass sie nur von der Soße kostete und dass die Mahlzeit mit ins Krankenhaus genommen wurde", so der 50-Jährige.

Einer der wenigen Pilzsachverständigen des Salzlandkreises ist Volker Lerch seit 29 Jahren. Der feuchte Mai lässt auch andere Pilze sprießen. So beispielsweise die seltenen und von Gourmets geschätzten Morcheln, die aber alles andere als giftig sind.